Hagen. . Sauberkeit und Kundenzufriedenheit – als Bahnhofsmanager kümmert sich Ralf Fielenbach um vieles. Auch um die Sicherheit der Fahrgäste.
Er ist Herr über 106 Bahnhöfe. Seit Anfang Februar arbeitet Ralf Fielenbach (46) als Leiter des Bahnhofsmanagements Südwestfalen. Sein Büro hat der 46-Jährige am Hagener Hauptbahnhof. Hier sprechen wir mit ihm über Sauberkeit, Instandhaltung und Zufriedenheit der Kunden.
Sie haben als Kind bestimmt eine Modelleisenbahn gehabt?
Ralf Fielenbach: Von wegen. Ich habe Benzin im Blut. Als Kind wollte ich Rennfahrer werden, später habe ich an Autos geschraubt, und, bevor Sie weiter fragen, nein, aus meiner Familie war vorher niemand bei der Bahn.
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Wie sind Sie dazu gekommen?
Ich habe Automobilkaufmann gelernt und bin als Quereinsteiger seit 2001 bei der Bahn.
Und fahren mit dem Auto zur Arbeit, oder?
Nein. Ich wohne in Much im Rhein-Sieg-Kreis und bin eineinhalb Stunden mit dem Zug zur Arbeit unterwegs.
Also täglich Bahn von ganz unten?
Auf jeden Fall. Denn zum einen bekomme ich mit, was in Zügen und Bahnhöfen los ist, zum anderen kann ich die Zeit sinnvoll nutzen und arbeiten. Wenn mir etwas auffällt, gebe ich das sofort an die zuständigen Kollegen weiter - auch wenn es nicht in mein Aufgabengebiet fällt.
Ein richtiger Kümmerer?
Ja, so verstehe ich meine Aufgabe. Mein Anspruch an die Zufriedenheit der Kunden ist hoch. Deshalb werde ich nach und nach alle Bahnhöfe besuchen. Nur wenn ich weiß, wie es draußen aussieht, kann ich auch im Sinne der Kunden Projekte anstoßen.
Sind Sie schon auf Besonderheiten gestoßen?
Ja. Zwei Beispiele aus Hilchenbach. In Dahlbruch besteht der Bahnsteig aus einer Schotterpiste. Einen Bahnsteig, der aus einer Schotteroberfläche besteht, gibt es selten. Und in Vormwald-Dorf ist der Zugang nur über einen Privatweg möglich. Beides ist besonders.
Und Sie ändern das jetzt?
Die To-do-Liste ist lang. An Baustellen fehlt es nicht. Hier ist der Aufzug kaputt, da muss Barrierefreiheit ermöglicht werden, und dort haben Vandalen gewütet.
Was können Sie konkret nennen?
In der Hagener Bahnhofshalle wird aktuell der Boden erneuert und in naher Zukunft werden in Zusammenarbeit mit der Bundespolizei 49 Kameras installiert. Wir sehen nur die Verkehrsströme. Die Bundespolizei wird aktiv, wenn Kriminelle am Werk sind.
Die Bahn will in NRW in diesem Jahr 190 Millionen Euro, einschließlich der Mittel von Bund, Land und Kommunen in die Bahnhöfe investieren. Welche Summe fällt auf den Erhalt und Modernisierung der Bahnhöfe in Südwestfalen ab?
Wir investieren auch in Südwestfalen. Beispielsweise werden die Bahnhöfe Wetter, Siegen und Erndtebrück modernisiert. Das gehört zur Initiative ‘1 von 150 - moderne Bahnhöfe für NRW’. 2018 starten landesweit an 61 Bahnhöfen die Bauarbeiten zur Modernisierung. Auch kleine Maßnahmen stehen an. So soll in Hagen das Glasfenster von Jan Thorn Prikker aus dem Jahr 1911 an der Stirnseite der Halle restauriert werden. Ein Dorn im Auge ist uns der Taubenkot. So ein Ausmaß wie in Hagen habe ich noch nie erlebt. Es wird überlegt, ein Netz unter dem Hallendach zu spannen. Bis Ende 2023 sollen die Bahnhöfe, darunter fällt auch der Hagener Hauptbahnhof, nach und nach modernisiert werden.
Stehen in Südwestfalen noch Bahnhofsgebäude zum Verkauf?
In Siegen-Weidenau wird noch verhandelt, und auch in Neheim-Hüsten ist eine Entscheidung über einen Verkauf noch nicht getroffen. Was vielen nicht bekannt ist, wir bauen zwei Bahnhöfe neu, in Kierspe und in Halver-Oberbrügge im Märkischen Kreis.
Ihr Hauptaugenmerk gehört aber?
Selbstverständlich sind mir alle Bahnhöfe in meinem Beritt wichtig. Siegen, Hagen und Warburg habe ich besonders im Blick. Das sind unsere Kuzus.
Ihre was?
Unsere Kundenzufriedenheitsbahnhöfe. Hier haben wir die meisten Reisenden in Südwestfalen. Mit gezielten Maßnahmen soll hier das Erscheinungsbild verbessert werden. Dazu gehört auch ein Reinigungskonzept. Das fängt beim klebrigen Handlauf an und hört beim überquellenden Papierkorb lange nicht auf. Nicht die Reinigungsfirma entscheidet, was sie wie sauber hält, sondern wir sind es, die vorgeben, in welchem Intervall was gereinigt wird. Dabei sind Kaugummis genauso ein Riesenthema wie Graffiti und die Trümmer der Vandalen.
Das hört sich nach einer Sisyphos-Beschäftigung an?
Das ist es auch. Aber davon lassen wir uns nicht abschrecken. Wir sehen Fortschritte. So sind die Aufzüge bereits digital erfasst. Ich kann sehen, wenn einer in Südwestfalen nicht funktioniert, aktuell am Bahnsteig 11/12 in Hagen. Es kann schnell eingegriffen werden.
Wie viele Mitarbeiter zählen zu Ihrem Aufgabengebiet?
Wir haben ein Team mit 30 Servicemitarbeitern. Das sind Kolleginnen und Kollegen, die beispielsweise an den Bahnhöfen die Züge ansagen. Außerdem habe ich noch 10 Frauen und Männer, die mich bei der Administration unterstützen.
Wissen Sie, wie lange Sie in Hagen bleiben? Ihr Vorgänger war ein gutes halbes Jahr hier.
Ich bin gekommen, um zu bleiben. Ich habe eine tolle Aufgabe und habe mir viel vorgenommen. Und ich fange gerade erst an.