Boele. . Aldi darf seine Filiale in Hagen-Kabel abreißen und einen Neubau errichten. Doch nach gewonnenem Rechtsstreit hat es das Unternehmen nicht eilig.

Die Firma Aldi darf ihren Discounter an der Schwerter Straße abreißen und stattdessen an gleicher Stelle eine neue, größere Filiale bauen. Damit hat sich das Unternehmen in einem langjährigen Rechtsstreit gegen die Stadt Hagen durchgesetzt, die keinen großflächigen Einzelhandel außerhalb der Ortszentren erlauben möchte. Doch dieses Konzept wird jetzt im Hagener Norden über den Haufen geworfen.

Die 800 Quadratmeter große Filiale an der Schwerter Straße will Aldi durch einen Neubau mit 1200 Quadratmetern Verkaufsfläche ersetzen. Der größere Laden soll der Strategie der Discounter-Kette mit breiteren Gängen und aufgehübschtem Angebot Genüge tun. Doch die Stadtverwaltung brachte 2015 einen Bebauungsplan auf den Weg, der dieses Vorhaben verhindern sollte.

Ein größerer Aldi, so die Befürchtung im Rathaus, könne das verträgliche Nebeneinander von Wohnen und Gewerbe an der Schwerter Straße, wo drei weitere Discounter, ein Hellweg-Baumarkt sowie die Firma Webac (ehemals Vogel & Schemmann) angesiedelt sind, zerstören.

Kein Einzelhandel im Gewerbegebiet

Im Einzelhandelskonzept der Stadt ist zudem der Grundsatz verankert, dass in Gewerbegebieten grundsätzlich kein Einzelhandel mehr (mit Ausnahme des sogenannten Handwerkerprivilegs) zugelassen werden soll. Damit wird das Ziel verfolgt, den Einzelhandel in die zentralen Versorgungsbereiche, in diesem Fall den Boeler Ortskern, zu lenken und die ohnehin geringen Flächen für die Ansiedlung von wohngebietsverträglichen Betrieben nicht noch weiter einzuschränken.

„Dem zunehmenden Konkurrenzdruck auf Gewerbeflächen durch profitablere Nutzungen wie Einzelhandel muss konsequent entgegengewirkt werden“, hieß es unmissverständlich aus dem Planungsamt. Deshalb schmetterte die Stadt das Aldi-Ansinnen ab und erließ zugleich eine Veränderungssperre, um die eigene Planung abzusichern.

Ablehnender Bescheid

Daraufhin zog das Unternehmen gegen den ablehnenden Bescheid vor das Verwaltungsgericht Arnsberg und setzte sich durch. Zähneknirschend stimmte die Stadt einem Vergleichsvorschlag zu, wonach Aldi seine Filiale vergrößern und 111 Stellplätze anlegen darf.

Andernfalls hätte Aldi Schadensersatzansprüche wegen entgangenen Gewinns in einer Größenordnung von über 1 Million Euro geltend machen können. Diesem Risiko wollte sich die Stadt nicht aussetzen, deshalb stimmte der Rat dem Vergleichsvorschlag des Gerichts zu.

Modernisierung aller Filialen

Allerdings hat Aldi-Nord seine Baupläne nach dem Erfolg vor Gericht auf Eis gelegt, wann Abriss und Neubau an der Schwerter Straße erfolgen, stehe nicht fest, sagte ein Sprecher des Unternehmens mit Sitz in Essen: „Die Umstrukturierung ist nicht vom Tisch, aber es gibt noch kein Datum für den Baubeginn.“ Und das, obwohl die Filiale an der Dortmunder Straße in Bathey bereits vor neun Monaten geschlossen wurde.

Allein in Deutschland sollen in den kommenden Jahren alle rund 2300 Märkte von Aldi-Nord modernisiert werden. Die Filialen sollen durch das Umbauprojekt mit dem Namen ANIKo heller und freundlicher, das Angebot an frischer Ware ausgebaut werden.

Im Rathaus fürchtet man nun, dass die in unmittelbarer Nachbarschaft zu Aldi an der Schwerter Straße konkurrierenden Discounter Lidl, Penny und Netto ihre Filialen bald ebenfalls vergrößern könnten.

>>Hintergrund: Hellweg wird modernisiert

  • Die Lidl GmbH & Co. KG mit Sitz in Neckarsulm erklärte auf Anfrage, aktuell keine Angaben zu einer etwaigen Vergrößerung der Filiale in der Schwerter Straße machen zu können. Man befinde sich noch in der Planungsphase.
  • Der Hellweg-Baumarkt wird dagegen komplett modernisiert. Der Umbau hat bereits begonnen. Die Neueröffnung solle am Ende des kommenden Frühjahrs sattfinden, teilte Hellweg mit. Geplant sei außerdem die Ansiedlung eines Fachmarktes.