Lennestadt. . Politischer Aschermittwoch der CDU in Lennestadt-Kirchveischede mit NRW-Minsterpräsident Armin Laschet: Spott und Hohn für die nicht enden wollende Regierungsbildung in Berlin.
Peter Limper liebt Ruhe. „Und buddeln“, wie der 76-Jährige zwinkernd mitteilt. Von Politischen Aschermittwochveranstaltungen hält der Totengräber nicht viel. Totengräber im Wortsinn, auf dem Friedhof in Lennestadt-Kirchveischede. Jenem Ort im Sauerland, wo die Christdemokraten seit 17 Jahren gepflegt auf den politischen Gegner eindreschen.
Limper, der nun schon sei 44 Jahren „buddelt“, ist ein Mann weniger, aber klarer Worte: „Jeder muss mal Luft ablassen, aber untereinander sollte die CDU ihren Streit um das verlorene Finanzministerium und die Merkelnachfolge unterlassen.“ Die CDU gehöre ins Sauerland nach Kirchveischede. „So ist das immer schon gewesen, so soll es auch bleiben.“
Der Wunsch nach einem Mann mit Ecken und Kanten
600 Freunde der CDU warten gebannt auf Armin Laschet, auf „ihren Ministerpräsidenten“. Fraktionen aus Bochum, Duisburg, dem Rheinland – und Marita Springob aus Attendorn. Die Sauerländerin wünscht sich deutliche Worte an den „unverlässlichen Koalitionspartner SPD“. Die Tage der Kanzlerin seien gezählt, sagt sie. Einer wie Friedrich Merz, ein Mann „mit Ecken und Kanten“, den bräuchte die CDU.
Auch interessant
Zu Preußens Gloria, gespielt vom Musikverein Bilstein, läuft Armin Laschet in die Schützenhalle ein – und nutzt die Bühne, um die Konkurrenz ins Visier zu nehmen. Rot-Grün, die alte NRW-Regierung, wird nicht geschont. Bei Pils und Hering brandet immer wieder Beifall auf, wenn er über die SPD abledert. Wobei, an Passau erinnert seine Rede in Kirchveischede nicht. Selbst wenn Laschet im Ton versucht, etwas schärfer zu werden, wirkt er sympathisch. Natürlich setzt er im kurkölnischen Sauerland auch auf den Schulz-Zug: „Der wurde bejubelt wie ein Messias. Vielleicht muss man nicht so hoch jubeln, dann fällt man nicht so tief.“ Ansonsten schont er Kurz-SPD-Chef Martin Schulz.
Laschet erstmals als Ministerpräsident da
Laschet ist sichtbar stolz, erstmals als Ministerpräsident in der Schützenhalle zu reden. Er spricht über Tradition und Heimat, darüber, dass „die Welt hier in Olpe noch in Ordnung ist“. Remmel, Jäger, die Minister der abgewählten Landesregierung, sie alle bekommen ihr Fett ab. Er spottet über die sich hinziehende Regierungsbildung in Berlin, über fünf Monate Stillstand. In NRW hätten CDU und FDP dagegen nur drei Stunden sondiert, dann drei Wochen verhandelt – „und nichts zwischendurch getwittert“.
Armin Laschet in Kirchveischede
Armin Laschet trifft den Nerv, als er den Streit um Posten innerhalb der SPD kritisiert: „Am Donnerstag zitiert Gabriel seine Tochter, die über einen bärtigen Mann in der SPD redete.“ Selbst an Aschermittwoch würde er sich so nicht über Sozialdemokraten äußern. Er hat Mitleid mit Schulz. Gleichwohl macht er sich lustig über die SPD, erzählt, wie sie den Parteivorsitz im Konrad-Adenauer-Haus beriet. „Ja, das Finanzministerium wäre schön gewesen“, gesteht Laschet.
Worte an JU-Chef Paul Ziemiak
Zum anwesenden Vorsitzenden der Jungen Union, Paul Ziemiak, der permanent für eine Verjüngung der CDU-Spitze wirbt, sagt er: „Man kann auch als älterer Mensch etwas leisten.“ Und meint damit Ex-Finanzminister Wolfgang Schäuble. Ein SPD-Finanzminister gefährde nicht den Markenkern der CDU. „Unserer Markenkern ist das christliche Weltbild und die soziale Marktwirtschaft.“
Bevor sich Laschet mit „Glück Auf“ verabschiedet, weist er daraufhin, dass die CDU die einzige Partei sei, die Verantwortung übernehmen will und kann. Es fielen wenig deftige Worte. Kirchveischedes Totengräber Peter Limper hätte der Politische Aschermittwoch der CDU unter Freunden gefallen.