Hagen. . An Aschermittwoch beginnt die Passionszeit. Wir verraten, warum nicht nur Christen fasten – und was es bringt.
In einer Überflussgesellschaft wird Verzicht häufig als Weg zum guten Leben idealisiert. Abstinenz hat hier einen anderen Stellenwert als in Ländern, in denen Armut und Lebensmittelknappheit herrschen. Vielleicht ist das ein Grund, warum Fasten seit einigen Jahren in Deutschland auch jenseits katholischer oder evangelischer Kreise wieder in Mode kommt. In den Buchhandlungen stapeln sich Ratgeber, wie man das eigene Selbst durch Enthaltsamkeit optimieren kann. Möglicherweise erzeugt der allseits herrschende Überfluss aber auch seinen eigenen Mangel, denn man entsagt längst nicht mehr nur Fleisch oder Schokolade. Gerade Medienfasten, also zielgerichtet ohne Facebook, Daddeln im Internet oder Dienstmails nach Feierabend leben, gewinnt immer mehr Anhänger.
Was ist die Fastenzeit?
Die Fastenzeit erinnert an die 40 Tage, die Jesus nach seiner Taufe in der Wüste verbrachte. Sie beginnt am Aschermittwoch und dauert bis Ostern. Die evangelischen Christen sprechen im Sinne der Vorbereitung auf das Osterfest von Passionszeit. Seit dem 11. Jahrhundert gibt es die Tradition, sich am Aschermittwoch in Gottesdiensten ein Aschenkreuz auf die Stirn zeichnen zu lassen. Die Asche wird aus gesegneten Palmzweigen vom Vorjahr gewonnen. Sie gilt als Symbol der Trauer und Buße, aber auch der Hoffnung auf Auferstehung. In einigen Bistümern, darunter Essen, wird in diesem Jahr erstmals das Aschenkreuz „to go“ angeboten, für Menschen, die keinen Gottesdienst besuchen können.
Welche Speiseregeln gibt es?
In früheren Jahrhunderten war festgelegt, welche Speisen wann gegessen werden durften. Heute sind bei den Katholiken nur noch der Aschermittwoch und der Karfreitag strenge Fastentage mit Fleischverzicht und Abstinenz. Aber auch hier gibt es Ausnahmen. So gelten die Regeln nicht für Kinder, Senioren und Kranke. Und: Mahlzeiten an fremden Tischen brechen das Fasten nicht. Reformator Martin Luther kritisierte die katholischen Fastengesetze als Äußerlichkeiten. Nach protestantischem Verständnis da
Wie fasten Christen heute?
Die deutschen Bischöfe sehen den Sinn der Fastenzeit darin, sich selbst und seinen Lebensstil zu hinterfragen und zu ändern. Besinnung und Gebet, Sorge füreinander und heilsamer Verzicht sollen neuen Raum im Leben schaffen, auch für Christus. Für die evangelischen Christen sind die sieben Wochen von Aschermittwoch bis Ostern eine Zeit der Einkehr, der Umkehr und der Besinnung. „Probehalber etwas anders zu machen, auch wenn es schwer fällt, kann die Entdeckung mit sich bringen, dass es anders besser sein könnte. Eine Weile das zu vermeiden, womit wir sonst viel Zeit verbringen und uns besonders im Wege stehen, das setzt Kräfte frei“, so heißt es im Internetportal der Aktion „7 Wochen ohne“. Sie steht in diesem Jahr unter dem Leitwort „Sieben Wochen ohne Kneifen. Zeige dich!“ Bei den Katholiken geht das Hilfswerk Misereor 2018 unter dem Motto „Heute schon die Welt verändert?“ der Frage nach, was wir gemeinsam tun können, damit immer mehr Menschen ein menschenwürdiges und gutes Leben leben können.
Worauf wird verzichtet?
Auch interessant
Jeder zweite Deutsche findet das Fasten gut, hat eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag der DAK ergeben. Der Verzicht auf Alkohol und Süßigkeiten führt die Rangliste an. Zunehmende Bedeutung gewinnt Enthaltsamkeit bei Zeitfressern wie dem Smartphone, Internet-Spielen, sozialen Medien oder Fernsehkonsum. Auch das Klimafasten ist populär. Dabei fährt man Fahrrad statt Auto, versucht Plastik zu vermeiden und keine Lebensmittel wegzuwerfen. Alles, was den Kopf frei macht und aus dem Hamsterrad des Alltags ausbrechen lässt, eignet sich ebenfalls zum Fasten. So empfehlen die ev. Nordkirchen sogar, mal wieder einen Teig mit der Hand anzurühren statt im Thermomix – die manuelle Bewegung wird dabei zur Meditationschance. Und: Zeit für Mitmenschen einzusetzen, ist besonders im Sinne der Fastenzeit.