Schmallenberg. . Deutschlands größter Country-Star kommt aus dem Sauerland und wird in Nashville hoch geschätzt. Seit 55 Jahren steht Tom Astor auf der Bühne.
Er ist der einzige Country-Musiker Europas, mit dem der legendäre Johnny Cash Duette im Studio eingesungen hat. Tom Astor schreibt noch mehr Rekorde.
55 Jahre steht der Sauerländer jetzt auf der Bühne, eine Karriere, die in ihrer Beständigkeit im internationalen Geschäft die absolute Ausnahme ist. Auch mit knapp 75 gibt der Musiker noch sehr viele Konzerte im Jahr. Zum Geburtstag erscheint am 23. Februar ein neues Album: „Gegen den Strom“. Wir haben schon mal reingehört.
Ihre neue Platte heißt „Gegen den Strom“. Ist das ein Lebensmotto?
Tom Astor: Ich schwimme nicht aus Prinzip oder Berechnung gegen den Strom, mir geht es um Authentizität, um die innere Überzeugung. Wenn man in der Musik mit dem Strom schwimmt, bleibt man einer von vielen. Wenn man authentisch ist, findet man auch Gehör.
Jedes Lied erzählt eine Geschichte. Warum?
Auf nichtssagende Texte stehe ich nicht besonders, lieber singe ich über das richtige Leben. Ich gehe mit offenen Augen durch die Welt und höre den Menschen zu, lese viel, informiere mich, lese morgens die Zeitung. Manchmal ist es die Überschrift eines Artikels oder der Tagesspruch auf der Titelseite, die mir die Idee für einen Song liefern. Das Geschichten erzählen gehört ja zur Country-Music.
Welche Themen haben die Songs auf der neuen Platte?
Unsere Welt ist so schnelllebig geworden, niemand hat mehr Zeit. Dieses Getriebensein, diese Tretmühle spreche ich an. Zum Beispiel in dem Lied „14 Tage, 14 Nächte“. Da geht es um einen Trucker unter Termindruck, ein Truckersong gehört bei mir dazu. In „Brave Rebellen“ erzähle ich, wie in meiner Teenager-Zeit der Rock’n’Roll Deutschland eroberte. „Jeder Tag ist ein Abenteuer“ beschreibt meine Lebensphilosophie: Man weiß beim Aufstehen nie, was alles passieren kann. Dann gibt es einen Song über mein altes Klavier, das ich von den Eltern habe und das seit 50 Jahren bei mir steht und das Lied „Unsere Welt hängt ziemlich schief“.
Sie waren einer der Ersten, der Country mit deutschen Texten gesungen hat.
Ich wollte meine Musik immer auf Deutsch machen, man muss seinen eigenen Weg finden, seine eigene Persönlichkeit.
Country wird in Deutschland mit einer ganz bestimmten Richtung verbunden.
In den USA gibt es dieses Schubladendenken nicht. Dort ist Country die erfolgreichste Musik-Sparte. Countrystars wie Taylor Swift werden aber bei uns als Rockstars verkauft. Der Rock’n’Roll ist überhaupt erst entstanden aus der Verbindung von schwarzem Blues und Country.
Und trotzdem haben Ihre Songs musikalisch immer etwas Besonderes.
Platten, die von vorne bis hinten gleich klingen, mag ich nicht. Bei mir ist immer Folk drin, ein wenig Irish, Rock, Pop, eine Mischung aus allem, was ich gut finde.
Wie schreiben Sie ein neues Stück?
Für musikalische Einfälle braucht man eine bestimmte Stimmung. Das passiert mir oft, wenn ich abends an der Gitarre sitze und ein bisschen rumprobiere. Wichtig sind die Texte. Die fallen mir oft auf langen Autofahrten ein. Man braucht schon viel Zeit, bis man ein Album fertiggestellt hat.
Diese Produktion ist bei Ihnen Familiensache?
Ja, mein Sohn Leif hat dieses Album produziert. Die meisten Titel darauf hat Leif komponiert. Mein alter Freund Wolfgang Petry singt bei vielen Songs den Backgroundchor. Die Produktion ist zusammen mit hochkarätigen Musikern in Nashville / Tennessee (USA) entstanden.
Es ist selten geworden, dass Alben noch von Hand eingespielt werden.
Die ganzen Schlagerproduktionen in Deutschland werden am Computer erstellt. Das möchte ich nicht, ich will richtige handgemachte Musik machen. Es gibt nichts Schöneres als Live-Musik. 30 bis 40 Prozent meiner Konzerte in den vergangenen Jahren waren unplugged, und das Publikum war begeistert. Die Leute sind es leid, immer nur diese Bassdrums zu hören.
Was interessiert Sie als Nächstes?
Man kann sich in der Country-Music ziemlich austoben, weil es so viele Stilrichtungen gibt. Bluegrass finde ich sehr schön, mit Banjo, Fiddle, Mandoline und Gitarre. Das würde mich reizen, das ist tolle Musik.
Tom Astor – Country-Star aus Schmallenberg