Hagen. . Laut Stadtförster Knaup hat Sturmtief Friederike beträchtlichen Schaden in Hagen angerichtet, die Dimensionen von Kyrill aber nicht erreicht.

Vor einer Woche wütete Sturmtief Friederike in Hagen. Über die Folgen sprachen wir mit Förster Michael Knaup, Fachleiter Forstwirtschaft beim Wirtschaftsbetrieb Hagen und verantwortlich für 1800 Hektar Stadtwald.

Andernorts gilt ein Waldbetretungsverbot. In Hagen nicht?

Vielerorts gilt ein Waldbetretungsverbot. In Hagen nicht?

Knaup: Die Landesforstverwaltung hat darauf verzichtet, in Hagen ein solches Verbot auszusprechen. Wir setzen auf den gesunden Menschenverstand, der die Menschen davon abhält, nach dieser Naturkatastrophe ein Risiko einzugehen. Herunterhängende Äste und angeschobene Bäume, die zur Gefahr werden könnten, sieht man ja.

Sind denn große Teile des Hagener Waldes verwüstet worden?

Insgesamt sind wir glimpflich davon gekommnen, wenngleich der Sturm an einigen Stellen, etwa an der Hasper Talstelle oder rund um die Wildparke, erheblichen Schaden angerichtet hat. Es braucht Zeit alles aufzuarbeiten und Geräte und Maschinen koordiniert einzusetzen. Und für unsere Forstwirte ist Vorsicht geboten.

Weil die Arbeiten gefährlich sind?

Vom Wind umgeworfene Bäume können unter extremer Spannung stehen, die sich beim Schneiden entlädt. Bäume sind ge­spannt, ineinander verkeilt und liegen übereinander. Der Stamm schnellt hoch oder zur Seite und Wurzelteller schlagen um. Die Forstwirte müssen ihre Umgebung deshalb ständig im Auge behalten.

Wie lange wird es dauern, das Sturmholz aufzuarbeiten?

Bis zum Frühjahr wollen wir vor allem punktuellen Windwurf beseitigen, weil hier die Gefahr des Befalls durch den Borkenkäfer besonders groß ist. Zwei Käfer können im Laufe eines Jahres 200 000 Nachkommen hervorbringen. Hinter diesem Thema steckt also Brisanz.

Welchen Einfluss hat der Sturm auf die Holzernte?

Ich schätze, dass 2000 Festmeter am Boden liegen, was bei der Fichte etwa drei Viertel unseres Jahreseinschlags entspricht. Das macht uns nicht nervös. 2007 hat Orkan Kyrill die 25-fache Menge zerstört.

Haben Sie eigentlich aus Kyrill Konsequenzen gezogen?

Ja, seitdem haben wir im Hagener Stadtwald nicht eine Fichte mehr angepflanzt. Auf den Kyrill-Flächen haben wir auf natürliche Verjüngung gesetzt, die Natur also sich selbst überlassen und an zahlreichen Stellen durch die Pflanzung von Laubholz ergänzt. Was uns vorschwebt, ist ein Mischwald mit einem Nadelholzanteil von höchstens 30 Prozent. Anders als geschlossene Fichtenkollektive, die ein Sturm wie einen Karton aufreißt, sind Mischwälder sehr stabil und ökologisch hochwertiger.

Ihr Fazit nach Friederike?

Naturkatastrophen sind nicht zu kontrollieren. Wenn uns die Natur mit ihrer ganzen Gewalt begegnet, sind wir ziemlich machtlos. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als mit einer naturnahen Gestaltung der Waldbestände zu versuchen, das Ausmaß der Katastrophe möglichst gering zu halten.

Mit Michael Knaup sprach Hubertus Heuel

>>Hintergrund: 210 Einsätze

  • Sturmtief Friederike zog am 18. Januar mit großer Wucht über Hagen hinweg. Die Feuerwehr hatte 210 Einsätze.
  • Zahlreiche Bäume wurden entwurzelt und Hausdächer zerstört. Auf der A 45 wurde sogar ein Laster umgeweht.