Freudenberg. . Sicher und schön statt Krach und Müll: Im Geschäft mit dem Silvesterfeuerwerk lösen Batterien zunehmend einzelne Raketen und Böller ab.

Der Trend geht zu mehr Sicherheit. Das ist doch mal eine gute Nachricht in Sachen Silvesterfeuerwerk. Da kann man ja ohnehin die Sinnfrage stellen: In ziemlich kurzer Zeit wird ziemlich viel Geld für ein ziemlich flüchtiges Vergnügen in den Himmel geschossen. Und das von Menschen, die in aller Regel unter Alkoholeinfluss stehen. Ohne das grundsätzlich verteufeln zu wollen: Dass Feuerwerke sicherer werden, kann sicher nicht schaden. Sagt auch Thomas Fischer, Pyrotechniker aus Freudenberg: „Inzwischen haben wir komplette Feuerwerke im Karton.“ Anzünden, auf Abstand gehen, minutenlang genießen.

Qualität

Was teuer ist, taugt auch was. Einfache Regel. Im Preiskampf der Discounter kann Fischer nicht mithalten, will er auch gar nicht. „Da gibt es Boxen, die sehen groß aus, enthalten aber nur kleine Mengen Pulver“, sagt er. Fachhändler seien mitunter doppelt so teuer, ja, stimmt. Dafür ist aber auch die dreifache Menge drin. In seinem Fall nicht von irgendwem, sondern sicherheitszertifizierten Herstellern, teils nach Maßgaben aus Freudenberg angefertigt. Fischer entwickelt auch selbst.

Das Discounter-Feuerwerk enthält übrigens auch deshalb weniger Pulver, weil in den Verkaufsräumen nur begrenzte Mengen Schwarzpulver gelagert werden dürfen. Vorschrift: 75 Kilo pro Brandschutzbereich oder Gebäude. Bei Pyrotechnik Fischer lagert das Silvesterfeuerwerk in mehreren Containern, aus denen nachgeliefert wird.

Sicherheit

Die Entwicklung von klassischer – und durchaus risikobehafteter – Rakete, Fontäne, Böller hin zu standfesten Kombinationsfeuerwerken im Karton begrüßt Fischer. Einmal angesteckt spucken die Packungen minutenlang Leuchtspuren in den Himmel. Sie können quasi nicht umkippen und ihre feurige Ladung in Kapuzen speien, neben Ohren detonieren oder Finger verbrennen. Immer mehr Privatkunden greifen hier zu. Der Verkauf von Böllern, die nur Krach und Müll produzieren, sei um 60 Prozent zurückgegangen, sagt Fischer. „Fortgeschmissenes Geld: Die verursachen sowieso nur noch wenig Krach und viel Müll.“

Leidenschaft

Wer hat das größte, schönste, beste, lauteste? Hand aufs Herz: Das spielt schon eine Rolle. Auch hier können die Batterien praktisch sein: Die Effekte sind choreografiert; nicht alle gleichzeitig, sondern nacheinander – „da hat man auch was davon“, findet Fischer.

In den Niederlanden funktioniert das Silvesterfeuerwerk übrigens so: Es wird gesammelt, die Summe gemeinsam investiert. Nicht jeder böllert für sich. Das reduziert auch den Qualm. Es gibt auch Feuerwerk mit NC-Pulver. Das raucht weniger als Schwarzpulver.

Funktion

Blinkeffekte, Trauerweiden, Stroboskope, Palmen, Herzen, Smileys — kann man alles in den Himmel schießen. Beispiel Herz: Leuchtkugeln werden in Herzform um eine Ladung gelegt. Eine Treibladung bringt das Paket aus der Batterie in die Luft, eine Verzögerungsladung zündet die Leuchtkugeln und drückt sie gleichmäßig nach außen – in der Herzform, in der sie um die zentrale Ladung gelegt waren. Unterschied zur Rakete: Der Transportweg. Statt einer Treibladung bringt der Antrieb die Bombe in die Luft, der Leitstab zerlegt sich – und fällt wieder runter. Noch ein Sicherheitsrisiko.

Geschäft

120 Feuerwerke brennt Thomas Fischer übers Jahr ab: Kirmes, Schützenfest, Hochzeit, Fernsehshows, auf Bühnen, für Hotels, Stadtfeste. Früher hat er auch Autoexplosionen für „Alarm für Cobra 11“ auf RTL gemacht. 1997 fing er an mit Pyrotechnik im Theater, machte sich 2000 selbstständig – „das ist nach und nach gewachsen.“ Seit 2004 macht er nur noch eigene Produktionen. „Silvester“, sagt er, „ist für uns nur ein kleines Zubrot.“

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