Olpe. . Die Generaloberin der Franziskanerinnen von der ewigen Anbetung aus Olpe spricht über Weihnachtszauber, Gottvertrauen und Papst Franziskus.
Sie ist aus Sao Luis im Nordosten Brasiliens zurück, sie steckt voller Eindrücke vom Leben im Hilfsprojekt für 225 Mädchen. Die Generaloberin der Franziskanerinnern von der ewigen Anbetung aus Olpe, Schwester Magdalena Krol, spricht über Gott und die Welt.
Was bedeutet Weihnachten für Sie?
Schwester Magdalena Krol: Ich liebe diesen Weihnachtszauber. Alles ist schön, alles sieht nett aus, aber ich brauche es nicht. Weihnachten ist für mich ein Stück Glaubensgewissheit. Mit Jesus Christus kommt jemand auf die Welt, der uns durch den Alltag trägt. Das ist mir in Brasilien bewusst geworden.
Das müssen Sie erklären.
Bei einer Messe ist mir klar geworden, wie wenig wir Menschen in Wirklichkeit brauchen. Da kam der Priester, hatte eine Stola, ein bisschen Wein und Brot. Was braucht es mehr, wenn wir an Gott glauben? In Deutschland gelingt es uns im richtigen Leben nicht, alles auf das Wesentliche reduzieren. Das nehme ich aus Brasilien mit, das berührt mich.
Das erinnert auch an die Weihnachtsgeschichte?
Generaloberin über den Klosteralltag
Ja, mit dem Stall und mit den Hirten. Es war damals minimalistisch. Das unterstützt meine Gedanken. Wir haben Weihnachten im Laufe der Jahrtausende nur etwas romantisiert, überhöht und verkitscht. Wem das hilft, der soll es machen, aber nicht dabei stehenbleiben.
Liefert der christliche Glaube, die Menschwerdung Gottes, nur noch die Kulisse für den Konsumrausch?
Ja. Der Ursprung gerät mehr oder weniger in Vergessenheit. Krass formuliert, ich bin nicht dafür, dass sich jemand auf den Weihnachtsmarkt stellt und predigt Es ist kein Ort für eine Predigt in unserem Sinne. Mich stört, dass wir Christen den Ursprung öffentlich nicht mehr erklären.
Vielen Menschen genügt das.
Sicher, der eine oder andere erfreut sich am Lichterglanz, an der festlichen Atmosphäre. Schön. Gleichzeitig ist für viele Leute Weihnachten eine große Enttäuschung.
Warum?
Weil heile Welt erwartet wird. Aber ich kann nicht an einem Tag heile Welt spielen, wenn die Wirklichkeit ganz anders aussieht. Das sind so meine Gedanken. Eines macht mich ärgerlich: Ich bin ja in der DDR groß geworden, da gab es keine Weihnachtsengel, da waren es geflügelte Jahresendfiguren. Das ist das, was ich auch hier spüre. Aus dem Weihnachtsmarkt wird ein Lichterspaß. Wir sind auf einem ähnlichen Weg. Ich will ihn nicht.
Ihre Antwort darauf?
Papst Franziskus ist eine sehr gute Antwort. Der Papst sagt alles, was er denkt und die Leute verstehen ihn. Witzig finde ich: Es wird gelobt, wie antiautoritär ist, aber wenn er etwas sagt, erwarten alle, das es sofort autoritär umgesetzt wird. Für mich sind das wichtige Gedankenanstöße. Ich bewundere, dass er stur bei seinem bescheidenen Lebensstil bleibt. Ich hoffe, dass er lange lebt und Unterstützung findet. Er fühlt sich wie ein Pfarrer für die ganze Welt.
Papst Franziskus hat gestanden, beim Beten gelegentlich einzuschlafen. Passiert Ihnen das auch?
Gelegentlich sicher, wenn ich so in mich versinke, kommt das vor.
Beten Sie für die Menschen, die im Elend leben?
Wir beten für sie, aber man kann nicht beten, dass Gott die Probleme löst. Das tut er nicht. Das ist der Preis der Freiheit. Ich vertraue darauf, dass es sensibel dafür macht, wo jeder selber was ändern kann.
Haben Sie einen Wunsch an den lieben Gott zu Weihnachten?
Ich würde mir wünschen, dass Gott mit uns, mit mir ist und, dass ich klare Zeichen bekomme. Nein, Wunder erwarte ich nicht. Wenn mir in einer ausweglosen Situation eine Idee weiterhilft, das würde mir genügen.
Wie kommen Sie darauf?
Ich habe vor Jahren ein Zitat des früheren Bischofs Klaus Hemmerle gefunden. Er hat gesagt: „Die Zeichen des Heils sind stärker als die Zahlen des Unheils.“ Das wünsche ich mir, dass ich die Zeichen sehe, dass es Vertrauen, Liebe, Verantwortung gibt, und ich sie im hektischen Alltag nicht übersehe.