Winterberg. . Die Ski-Saison im Sauerland ist eröffnet. Trotz milder Temperaturen laufen zahlreiche Lifte, und damit auch die Geschäfte für die Skiverleiher.
So langsam laufen sie sich warm in der Region um Winterberg. Die Schneelage ist trotz Plusgraden noch gut, viele Lifte laufen, und damit auch das Geschäft mit dem Skiverleih. Markus Buschmann hat für die nächsten Monate einen märchenhaft schönen Arbeitsplatz. Er arbeitet im Schneewittchenhaus als Chef des Skiverleihs, direkt am Puls des Wintersports in unserer Region.
„Hier kannst du vom Verleih direkt auf die Piste. Das gibt es sonst nirgends“, versichert der Korbacher. Die meisten Beschäftigten in den zahlreichen Skiverleihen und im Skiliftkarussell selbst kommen aus der Region oder sogar direkt aus Winterberg, wie der Student Niklas Beermann. Der 27-Jährige macht den Saisonjob im zweiten Jahr. Sechs Wochen am Stück morgens Skischuhe herausgeben, den richtigen Ski suchen und die Bindung einstellen – und abends das Ganze retour.
Check-In am Tablet
Zu Wochenbeginn ist es noch einigermaßen ruhig im Verleih und auf der Piste. Wochentags außerhalb der Ferien, noch Vorsaison eben. Das ändert sich ab diesem Wochenende schlagartig. Mit Ankunft der Weihnachtsurlauber wird der Schalter auf Hochsaison umgelegt. Die Unterkünfte sind schon ziemlich knapp. „Seit Einführung der flächendeckenden Beschneiung haben die langfristigen Buchungen deutlich zugenommen“, weiß Susanne Schulten. „Und wenn Schnee fällt, zieht das Geschäft noch einmal an“, sagt die Sprecherin der Wintersportarena Sauerland.
Die Verleiher scheinen gut gerüstet zu sein. Markus „Buschi“ Buschmann arbeitet für Ski-Klante. Das Unternehmen ist rund um das Skiliftkarussell mit seinen offiziell 27,5 Pistenkilometern und 25 Liften mit sechs Verleihstationen vertreten.
Winterberg pflegt die hohen Standards, die locker mit alpinen Ressorts mithalten können. „Seit ein paar Jahren haben wir für Verleiher und Skischulen Zertifikate“, sagt Susanne Schulten, die am liebsten möglichst viele zertifizierte Betriebe sähe. Sie sind Ausweis für garantierte Qualität – also guten Service und bestes Material wie an der topmodernen Station am 2013 in Betrieb genommenen Schneewittchenhaus. Für den Check-in stehen eine Hand voll Tablets bereit. Über eine Berührungsoberfläche gibt der Gast seine Daten inklusive Größe, Gewicht und Fahrkönnen ein und erhält einen Bon mit den entsprechenden Angaben. Das beschleunigt die Ausgabe der Skier und Schuhe enorm.
Die Dänen haben das Sauerland entdeckt
Allein 850 Paar Skier und 130 Snowboards stehen im Schneewittchenhaus bereit. In der „Höchstsaison“ werden schon mal alle ausgeliehen, sagt Markus Buschmann. Höchstsaison ist zu den Krokusferien der Niederländer, von denen traditionell viele bis sehr viele ihren Skiurlaub im Sauerland verbringen. „Seit fünf, sechs Jahren kommen auch viele Dänen. Dort muss im Fernsehen einmal eine Reportage über Winterberg gesendet worden sein.“ Markus Buschmann freut sich darüber. Die Dänen seien schließlich ebenso entspannt wie die Holländer. Das macht es leichter, wenn Hektik aufkommt. Um 8 Uhr öffnet der Verleih, um 17 Uhr ist eigentlich Schluss.
Aber auch Buschmann und sein Team sind locker, also öffnen sie schon mal ein paar Minuten eher. Und wenn viele den Skitag bis zum letzten Lift nutzen, wird es auch schon mal 18 Uhr. Kein Problem.
Der Ski-Verleih am Schneewittchenhang ist ein „Vier-Sterne-Verleih“. Das bedeutet: Verlässlich gutes Material, nicht älter als drei Jahre. Schuh- und Helmdesinfektion sind Standard. Als Völkl-Testcenter kann auch zwischendurch gewechselt werden. Im Gebäude gibt es ein Skidepot für Gäste, die mehrere Tage bleiben. Zwei Euro für zwei Paar Ski ist im Vergleich zu Alpenregionen günstig.
Alternative: Studentenstopp
Die Preise fürs Leihen: Ab 17 Euro pro Tag ist bei Klante ein Set mit Schuhen, Stöcken und Basisskiern zu haben, für zwei Euro mehr gibt es schon Topski – die Premiumklasse kostet 25 Euro.
Da kommt so mancher dann doch ins Überlegen. Zumal am Weg in Richtung Skisportzentrum günstigere Angebote locken. Die Gleichung ohne Gewähr: Je weiter es noch bis zur Piste in Winterberg ist, desto niedriger die Preise der Verleiher. Wie bei Florian Ringler in Wiemeringhausen (Olsberg), gut zehn Kilometer vor Winterberg. Mit 10 Euro für ein Erwachsenenset wirbt sein Verleih gut sichtbar für die Schneebegeisterten, die auf der Bundesstraße 480 auf dem Weg zur Piste sind.
Nebenerwerb vom Vater „geerbt“
So wie Yania Jewaki. Die 20-jährige Studentin ist mit drei Freundinnen aus Bielefeld angereist und macht den Leihstopp tatsächlich an dieser ersten Gelegenheit. „Ich finde es praktischer. Hier hat man keine Wartezeiten“, sagt sie. Die Auswahl ist kleiner als in Winterberg, aber immerhin auch 150 Paar Ski stehen im Laden, etliche davon brandneu. Auch hier werde alle drei, vier Jahre ausgewechselt. Florian Ringler hat nach eigenen Angaben eine Menge Stammkunden und das Geschäft, das für ihn nur Nebenerwerb ist, von seinem Vater übernommen.
„Es macht Spaß“, aber der 27-Jährige sieht es eher als Hobby – und ist erfrischend ehrlich. Ringler räumt ein, dass es durchaus Nachteile haben kann, nicht direkt am Skigebiet zu leihen: „Falls einmal eine Schnalle am Schuh kaputt geht, was immer passieren kann, muss man zurück zu uns fahren, oder auf Hilfe im Skigebiet hoffen.“ An Tagen wie diesen, in der Woche, vor der Saison, ist Hilfe sogar durchaus realistisch, deutet der Chef im Schneewittchenverleih an. Ist aber erst einmal Hochsaison wie ab morgen, bleibt für Fremdkunden nicht mehr die Zeit, sagt Buschmann auch klipp und klar. So ist das Geschäft. Doch kein Märchen.