Hagen. Staatsanwalt spricht nach Angriff von einer Motivation “auf unterster niedriger sittlicher Stufe“. Täter hat wohl keine Kontakte in rechte Szene.

Die Staatsanwaltschaft in Hagen ermittelt wegen des Verdachts des versuchten Mordes, sagte Oberstaatsanwalt Gerhard Pauli am Tag nach dem Angriff auf Bürgermeister Andreas Hollstein. Der Beschuldigte habe zum einen in Tötungsabsicht gehandelt. Zum anderen sei die Attacke aus „niedrigen Beweggründen“ erfolgt: Der 56-Jährige habe im Imbiss die Tat damit gerechtfertigt, dass der Bürgermeister Hunderte Asylbewerber nach Altena geholt hat, so der Oberstaatsanwalt. Das sei eine Motivation „auf unterster niedriger sittlicher Stufe.“

Bürgermeister Dr . Andreas Hollstein nach der Messerattacke mit Pflaster am Hals im Interview .
Bürgermeister Dr . Andreas Hollstein nach der Messerattacke mit Pflaster am Hals im Interview . © Carsten Menzel

Die Ermittler gehen davon aus, dass der Angriff nicht geplant, sondern spontan war. Offenbar sei der Mann erst im Imbiss gewahr geworden, dass auch der Bürgermeister zu Gast war. Darauf deutet der Staatsanwaltschaft zufolge die Nachfrage hin: „Sind Sie der Bürgermeister?“

Wie aber passt dieser Schluss dazu, dass der mutmaßliche Täter die Tatwaffe, ein 34 Zentimeter langes Küchenmesser, mit sich im Rucksack herumtrug? „Unserer Erfahrung nach laufen Menschen mit diversen Werkzeugen durch die Gegend“, so Oberstaatsanwalt Pauli.

Angreifer hat wohl keine Verbindungen in die rechte Szene

Verbindungen des Beschuldigten in die rechte Szene hat der Staatsschutz nicht ermitteln können. Der Mann ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft nicht durch andere Taten „gravierend strafrechtlich in Erscheinung getreten“, aber durch Trunkenheit am Steuer und leichte Körperverletzung.

Andreas Hollstein nach Messerattacke im Interview

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    Zur Tatzeit war der Mann leicht alkoholisiert; die Atemalkoholprobe ergab etwa 1,1 Promille. Der mutmaßliche Täter leidet nach Angaben der Staatsanwaltschaft an psychischen Problemen, ist bereits in stationärer Behandlung gewesen. Er selbst spreche von Depressionen. Der gelernte Maurer ist arbeitslos, seine Ehe gescheitert, sein Haus in der Zwangsvollstreckung, berichtete Oberstaatsanwalt Pauli.

    Psychiatrisches Gutachten soll Straffähigkeit klären

    „Erschießt mich doch“, soll er gerufen haben, als die Polizeibeamten der Wache Altena am Tatort eintrafen. Vielleicht ein Hinweis, dass er es aus Lebensmüdigkeit darauf anlegte, von den Polizisten getötet zu werden, also ein „Suicide by Cop“? Man habe ein psychiatrisches Gutachten in Auftrag gegeben, um die Straffähigkeit des Beschuldigten zu klären, so der Oberstaatsanwalt.

    Stimmen zum Attentat auf Andreas Hollstein

    Angela Merkel

    „Ich bin entsetzt über den Messerangriff auf Bürgermeister Andreas Hollstein - und sehr erleichtert, dass er schon wieder bei seiner Familie sein kann. Dank auch an die, die ihm geholfen haben.“

    Armin Laschet

    "Diese Gewalt in unserem Land gegenüber ehrenamtlich Tätigen, gegen Bürgermeister, die sich um das Wohl ihrer Stadt kümmern, ist verabscheuungswürdig."

    Armin Laschet

    "Es war heute ein bedrückender Abend. Denn ich habe bei der Verleihung des Staatspreises an Navid Kermani berichtet, wie wir zusammen den Bürgermeister von Altena, Andreas Hollstein, besucht haben - weil Navid Kermani das so beeindruckend fand, dass ein Bürgermeister gesagt hat, ich bin bereit, mehr Flüchtlingsfamilien aufzunehmen."

    Heiko Maas

    "Schreckliche Nachricht aus Altena. Gute Besserung. Dürfen niemals akzeptieren, dass Menschen attackiert werden, nur weil sie anderen helfen. In unserem Land darf kein Platz sein für Hass und Gewalt."

    Jochen Stamp

    "Alle guten Wünsche an Andreas Hollstein, dem großartigen Bürgermeister Altenas."

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    Fotostrecke: Angriff auf Andreas Hollstein

    Der Bürgermeister von Altena, Andreas Hollstein (CDU), ist am Montagabend in Altena in einer Döner-Bude mit einem Messer angegriffen worden. Am Dienstag äußerte er sich auf einer Pressekonferenz
    Der Bürgermeister von Altena, Andreas Hollstein (CDU), ist am Montagabend in Altena in einer Döner-Bude mit einem Messer angegriffen worden. Am Dienstag äußerte er sich auf einer Pressekonferenz © dpa
    Dieser Döner-Imbiss soll Tatort des Angriffs gewesen sein.
    Dieser Döner-Imbiss soll Tatort des Angriffs gewesen sein. © dpa
    In dieser Döner-Bude in Altena soll Andreas Hollstein mit einem Messer am Hals verletzt worden sein.
    In dieser Döner-Bude in Altena soll Andreas Hollstein mit einem Messer am Hals verletzt worden sein. © dpa
    Ein Wagen der Polizei fährt in der Nacht an dem  Döner-Imbiss vorbei.
    Ein Wagen der Polizei fährt in der Nacht an dem Döner-Imbiss vorbei. © dpa
    Der Vater des Inhabers einer Döner-Bude und Mitarbeiter wird in dem Imbiss von Medienvertretern befragt.
    Der Vater des Inhabers einer Döner-Bude und Mitarbeiter wird in dem Imbiss von Medienvertretern befragt. © dpa
    Die Imbiss-Betreiber Ahmet Demir (r) und sein Vater Abdullah Demir stehen am Tag nach dem Angriff  «City Döner» hinter der Theke. Der Bürgermeister der Stadt Altena, Hollstein, war am Vorabend bei einem Messerangriff in dem Döner-Grill verletzt worden. Die beiden Imbissladenbesitzer - Vater und Sohn - kamen ihm zur Hilfe.
    Die Imbiss-Betreiber Ahmet Demir (r) und sein Vater Abdullah Demir stehen am Tag nach dem Angriff «City Döner» hinter der Theke. Der Bürgermeister der Stadt Altena, Hollstein, war am Vorabend bei einem Messerangriff in dem Döner-Grill verletzt worden. Die beiden Imbissladenbesitzer - Vater und Sohn - kamen ihm zur Hilfe. © dpa
    Bürgermeister Dr . Andreas Hollstein nach der Messerattacke mit Pflaster am Hals im Interview . Im Hintergrund die Burg Altena .
    Bürgermeister Dr . Andreas Hollstein nach der Messerattacke mit Pflaster am Hals im Interview . Im Hintergrund die Burg Altena . © Carsten Menzel
    Andreas Hollstein ist bekannt für seine engagierte Flüchtlingspolitik. Die Stadt Altena hat mehr Flüchtlinge aufgenommen, als ihr zugewiesen wurden.
    Andreas Hollstein ist bekannt für seine engagierte Flüchtlingspolitik. Die Stadt Altena hat mehr Flüchtlinge aufgenommen, als ihr zugewiesen wurden. © Funke Foto Services
    Dr. Andreas Hollstein war im März 2016 zu Gast in der ZDF-Talkshow
    Dr. Andreas Hollstein war im März 2016 zu Gast in der ZDF-Talkshow "maybrit illner". Thema der Sendung war: Integration oder Spaltung. Was kostet uns der soziale Frieden? © imago/Müller-Stauffenberg
    Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) steht am im Mai 2017 in Berlin bei der Verleihung des Nationalen Integrationspreises neben Andreas Hollstein, dem Bürgermeister der Stadt Altena. Die Stadt mit ihrem Leitbild
    Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) steht am im Mai 2017 in Berlin bei der Verleihung des Nationalen Integrationspreises neben Andreas Hollstein, dem Bürgermeister der Stadt Altena. Die Stadt mit ihrem Leitbild "Vom Flüchtling zum Altenaer Mitbürger" ist die diesjährige Preisträgerin. © dpa
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