Attendorn/Siegen. . Sechs Jahre nach dem Horror-Überfall auf eine Spielothek in Attendorn hat der Prozess vor dem Landgericht begonnen. Angeklagt ist ein 28-Jähriger.
- Räuber bedrohte Mitarbeiterin und Kunden mit einer schwarzen Pistole
- 28-jähriger Angeklagter bestreitet die Tat vor der Großen Strafkammer
- Belastungszeuge wird am kommenden Montag von der Polizei vorgeführt
Mit einer weißen Scream-Maske und einer schwarzen Pistole hat ein Räuber in der Nacht zum 29. November 2011 die Spielothek „Matrix“ in Attendorn überfallen. Um 1.10 Uhr versetzte er die Mitarbeiterin und zwei Kunden in Angst und Schrecken. „Er hielt die Pistole abwechselnd auf die Personen und forderte alles Geld aus der Kasse. Er sagte, dass es bei Nichterfüllung sofort knallen würde und er keinen Spaß versteht“, sagte Staatsanwalt Moritz Fassbender in der Anklage wegen schweren Raubes vor der 1. Großen Strafkammer des Siegener Landgerichtes. Der Räuber erbeutete 984,85 Euro, durchsuchte nochmals Kasse und Handtasche der Spielhallen-Aufsicht, nahm ihr iPhone und machte sich aus dem Staub. Eine großangelegte Fahndung blieb ohne Erfolg.
Sechs Jahre dauerte es, bis jetzt ein gebürtiger Attendorner angeklagt wurde. Der 28-Jährige bestritt die Tat: „Ich kenne die Frau in der Spielothek. Meine Verwandten und Freunde gehen dahin. Ich würde niemals da reingehen. Ich spiele nicht.“
Belastungszeuge wird vorgeführt
„Nach aufwendigen Ermittlungen ist man auf Sie gekommen, nachdem das Handy in der Spielothek abhanden gekommen war“, sagte die Vorsitzende Richterin, Elfriede Dreisbach. Dazu der Angeklagte: „Das Handy habe ich in Attendorn am Bahnhof gekauft. Als sie das geortet haben, kamen sie zu meinem Cousin. Ich hatte ihm das gegeben. Er sollte es für mich verkaufen.“ Ist die Sache mit dem Handy nur ein Indiz, so gab es im März 2014 eine entscheidende Zeugenaussage, auf der die Anklage basiert. Bei einer Vernehmung hatte ein Beschuldigter den Raub auf eine Tankstelle in Finnentrop gestanden und mitgeteilt, dass ihm der 28-Jährige erzählt habe, dass er die Spielothek in Attendorn überfallen habe. „Warum sollte er Sie einer solch schweren Straftat beschuldigen?“, fragte Dreisbach. „Ich vermute, dass er die Spielothek selbst ausgeraubt hat und mir das in die Schuhe schieben will.“ Der Belastungszeuge erschien am ersten Verhandlungstag nicht und wird jetzt bei der Fortsetzung am kommenden Montag von der Polizei vorgeführt.
Dafür sagte der Polizeibeamte aus, der den Zeugen damals vernommen hatte: „Es ging um andere Raubsachen. Er hat dann gemeint, er könne noch etwas zu einem Raub sagen. Der Angeklagte habe ihm 2012 erzählt, dass er das Matrix mit einer weißen Maske und einer Pistole überfallen und das Telefon entwendet hat.“ Der Beschuldigte habe die Strafttat völlig überraschend ins Spiel gebracht: „Ich kannte sie nicht. Möglicherweise hat er Angaben gemacht, um nicht in U-Haft zu kommen.“ Dreisbachs Frage, ob er für die Aussage irgendetwas in Aussicht gestellt habe, verneinte der Olper Polizist.
Fortsetzung am Montag
Der Liebe wegen zog der Angeklagte vor drei Jahren von Attendorn nach Hildesheim. Er hat dort einen festen Job, will nächsten Monat heiraten. „Ich habe als Jugendlicher viel Mist gemacht, habe Cannabis geraucht und war mal im Jugendarrest“, berichtete der 28-Jährige. Doch diese Zeiten seien vorbei. Vorstrafen hat er laut Gericht keine.
Zur Frage dieser Zeitung, warum es denn solange gedauert habe bis zur Verhandlung, meinte Landgericht-Pressesprecherin Richterin Lingenhoff: „Der Angeklagte war nicht in Haft. Die Kammer hatte ganz viele Delikte mit Angeklagten in Haft. Die mussten zügig bearbeitet werden und gingen vor.“
Der Prozess wird am Montag fortgesetzt. Dann wird auch die überfallene Spielhallen-Mitarbeiterin, die als Nebenklägerin auftritt, als Zeugin gehört.