Arnsberg. . Andreas Schmidt aus Arnsberg ist einer von 750 Medizinern, die über DocStop Fernfahrer versorgen. Er pflegt selbst eine Lkw-Leidenschaft.
- DocStop versorgt Fernfahrer bei gesundheitlichen Problemen
- Andreas Schmidt aus Arnsberg ist einer von 750 Medizinern
- Der 59-Jährige pflegt selbst eine Lkw-Leidenschaft
„Sie haben mir das Leben gerettet“, sagte ein Lkw-Fahrer zu Joachim Fehrenkötter. „Ich hatte Schmerzen in der Brust, hätte aber keinen Notarzt gerufen. So dramatisch schien es mir doch nicht. Aber über DocStop habe ich einen Arzt gefunden. Der machte ein EKG und stellte fest, dass ich kurz vor einem Herzinfarkt stand. Ich wäre vielleicht noch 50 Kilometer weit gekommen.“
Diese Geschichte erzählt Fehrenkötter gerne, wenn er klar machen will, wie wichtig DocStop ist. Nicht nur für die Fahrer selbst. „Überlegen Sie mal, was passieren kann, wenn ein 40-Tonner plötzlich führerlos über die Autobahn rast“, sagt der Vereinsvorsitzende, ein Transportunternehmer, für den 150 Lkw fahren. Er kennt die Probleme der Fahrer, die unterwegs wenig Zeit haben und mit ihrem Gefährt auch keinen Parkplatz vor einer Arztpraxis finden.
Gegründet wurde die Initiative, die bundesweit medizinische Anlaufstellen für Fernfahrer schafft, vor zehn Jahren von Reiner Bernickel. Der hatte als Autobahnpolizist einst Trucker-Stammtische ins Leben gerufen und dort von den Schwierigkeiten bei der ärztlichen Versorgung erfahren. Für sein Engagement wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. „Nur gesunde Fahrer sind sichere Fahrer“, sagt Bernickel. Inzwischen unterstützen fast 750 Mediziner, niedergelassene und auch in Kliniken, das Angebot.
Einer von ihnen ist Andreas Schmidt, Allgemeinmediziner aus Arnsberg. Er ist seit sechs Jahren dabei. Seit er in einer Fernfahrer-Zeitschrift darüber gelesen hat. Das war für den 59-Jährigen keine Frage. Er ist der optimale Mann für den Job: nicht nur Arzt, sondern auch Lkw-Fahrer. In der Jugend finanzierte er sich so sein Studium, heute fährt er hin und wieder immer noch für einen befreundeten Spediteur. „Aus Jux“, wie er sagt.
Obwohl: „Es ist nicht mehr wie vor 30 Jahren. Ich bin schon erschrocken über volle Parkplätze und abgestellte Lkw auf den Zufahrten. Die Fahrer stehen unter permanenter Überwachung, die Spediteure wissen alles. Früher gab es mehr Freiheiten.“ Erst recht in den USA. Auch dort ist er gefahren. Was einer so macht, wenn er schon als kleiner Junge Lkw-verrückt ist. Bei schönem Wetter bewegt er regelmäßig seinen 41 Jahre alten Unimog durchs Sauerland. Im Sprechzimmer stehen gut hundert Modell-Lastwagen hinter Glas.
„Der Job ist hart und schlecht bezahlt, aber die Fahrer lieben ihn“, sagt Andreas Schmidt. „Und nur ganz selten feiern sie mal krank.“ Der Fahrer, der Holz aus Norwegen ins Sauerland brachte, hätte eigentlich ins Krankenhaus gemusst mit seinem faustgroßen Abszess am Rücken. Aber er wollte nicht. Also schnitt Schmidt in seiner Praxis: „Das war sehr schmerzhaft, er hat geweint.“ Am nächsten Tag war er schon mit Papier auf dem Rückweg - und brachte als Dank Pralinen vorbei.
Erkältung, Zahnschmerzen, Kopfschmerzen, Bluthochdruck, Rückenprobleme - das sind die üblichen Beschwerden. „Die Fahrer leben nicht gesund“, sagt Schmidt. Um so wichtiger ist die Chance, Hilfe zu bekommen. Bei ihm funktioniert das so: Ein befreundeter Spediteur hat Platz direkt an der Autobahn, auf dem Lkw parken können. Eine Büromitarbeiterin bringt den Fahrer mit dem Auto in die Praxis. Dort kommt er zeitnah dran. Und eine Praxis-Mitarbeiterin fährt ihn wieder zurück. „Das haben auch schon Patienten übernommen“, sagt der Arzt.
Eine Belastung ist das nicht. Auch weil Arnsberg nicht an den Hauptrouten des Fernverkehrs liegt. Drei bis vier DocStop-Fälle hat Schmidt nur im Jahr. „Das wäre an der A 1, der A 2 oder der A 7 natürlich anders.“ Andreas Schmidt fehlt es dennoch nicht an Beschäftigung. „Im Sommer bin ich fast jedes Wochenende als Rennarzt am Nürburgring oder einer anderen Rennstrecke.“ Das lässt keine Zeit für andere Hobbys: „Ich bin eben fasziniert von allem, was mit Motoren zu tun hat.“