Finnentrop/Hagen. . Der Energieversorger Enervie will sein Pumpspeicherwerk in Finnentrop doch weiter betreiben. Dazu soll die Anlage in eine Projektgesellschaft ausgegliedert werden
Das Pumpspeicherkraftwerk (PSW) in Finnentrop-Rönkhausen hat offenbar doch eine Zukunft: Nach Informationen dieser Zeitung arbeitet der Energieversorger Enervie derzeit daran, die Anlage in eine Projektgesellschaft auszugliedern und dann zurückzupachten. Für den Betrieb des Kraftwerks sieht das Unternehmen inzwischen doch wieder eine Perspektive; geplant sind weitere zwölf Jahre.
Lange Zeit stand das PSW in Finnentrop auf der De-Investitionsliste von Enervie: Die Anlage, die von der Enervie-Tochter Mark-E betrieben wird, sollte verkauft werden, weil das seinerzeit finanziell angeschlagene Unternehmen einerseits dringend frisches Kapital brauchte, aber auch andererseits keine betriebswirtschaftliche Perspektive mehr für die in die Jahre gekommene Anlage in einem Markt nach der Energiewende sah.
Eine Milliarde Liter Wasser
Zumal: Es besteht dringender Sanierungsbedarf; die Bezirksregierung Arnsberg hat dazu eine Frist bis Ende Juni 2018 verlängert. Unter anderem ist die Betonschale des Oberbeckens, dass gefüllt rund eine Milliarde Liter Wasser fasst, undicht und muss daher neu abgedichtet werden. Insgesamt bezifferte die Enervie-Gruppe den Sanierungsbedarf auf rund zwölf Millionen Euro.
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Ein Verkauf des PSW stand 2014 kurz bevor; die Stadtwerke Mainz hatten sich seinerzeit für die Anlage interessiert – sprangen am Ende aber wieder ab. 14 Millionen Euro sollen damals aus der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt angeboten worden sein. Anschließend war seitens Enervie von „temporärer Stilllegung“ wie von weiteren Verkaufsversuchen die Rede.
Jetzt scheint sich eine Lösung anzubahnen: Demnach soll das PSW in eine Projektgesellschaft ausgelagert werden. An dieser zu gründenden Gesellschaft sollen sich Stadtwerke aus der Region, aber auch aus ganz Nordrhein-Westfalen beteiligen; die Ausgangslage ist offenbar viel versprechend.
Zwölf Jahre Weiterbetrieb
Mit der neuen Gesellschaft soll sowohl die Sanierung, wie auch eine Revision – also eine technische Generalüberholung – der beiden, den Strom erzeugenden Turbinen einhergehen. Sogar eine Vergrößerung der Turbinen und somit eine Steigerung der Leistung von jetzt 140 Megawatt sind angedacht. Anschließend soll das PSW für mindestens zwölf Jahre weiterbetrieben werden – dann würde turnusgemäß die nächste Revision durchgeführt werden müssen.
Den Betrieb der Anlage soll, wie bisher, die Enervie-Tochter Mark-E übernehmen.
Die Enervie-Gruppe sieht die Marktchancen für das PSW aktuell offenbar wieder sehr viel positiver: In einem volatilen Energiemarkt – also einem Markt, der starken und kaum planbaren Schwankungen ausgesetzt ist – würden Pumpspeicherwerke wieder vermehrt gebraucht. Die Leistung aus den erneuerbaren Energien Wind und Sonne lassen sich nicht planbar vorausberechnen, hängen vom Zusammenspiel aus Tageszeit und Wetter ab. Dabei könnten PSW helfen, die Regelversorgung abzusichern, so die Überzeugung bei Enervie.
Platz für weitere 18 Seen
Eine Studie des Landesamts für Natur, Umwelt- und Verbraucherschutz (Lanuv) hatte im letzten Jahr 18 Standorte im Regierungsbezirk Arnsberg ausgemacht, an denen weitere Pumpspeicherwerke gebaut werden könnten. Konkrete Pläne stehen allerdings nicht dahinter. Das Lanuv hat lediglich geprüft, wo auf Grund der Topographie solche Anlagen, die viel Platz brauchen, möglich wären: Raum für ein Ober- und ein Unterbecken mit ausreichend Gefälle dazwischen. Das Prinzip der Pumpspeicherwerke: Ist viel Strom auf dem Markt und der Preis günstig, wird Wasser aus dem Unter- ins Oberbecken gepumpt. Ist die Nachfrage nach Strom hoch, wird das Wasser aus dem Oberbecken abgelassen, treibt dabei eine Turbine an und produziert Strom.