Eslohe. . Rudolf Schillheim hat vor 40 Jahren als Azubi mit Hauptschulabschluss beim Küchengerätehersteller Gefu in Eslohe angefangen. Heute gehört ihm das Unternehmen.
Der Werdegang liest sich wie ein modernes Märchen: vom Lehrling mit Hauptschulabschluss zum Geschäftsführer und Firmeninhaber, der mit seinem Unternehmen die halbe Welt beliefert. Rudolf Schillheim hat genau das hingekriegt. Dieser Tage kann er sich praktisch selbst zum Jubiläum gratulieren; seit 40 Jahren ist er bei Gefu, dem Hersteller von Küchenwerkzeugen und -helfern in Eslohe, beschäftigt und hat in den vier Jahrzehnten das Unternehmen zu dem gemacht, was es heute ist: einem der 100 innovativsten Unternehmen des deutschen Mittelstands. „Glück gehört auch dazu“, sagt er selber über seine berufliche Erfolgsgeschichte – aber das ist noch nicht einmal die halbe Wahrheit.
Für einen „15-Jährigen, der eigentlich noch gar nicht wusste, was er beruflich machen will“, ist es eine erstaunliche Karriere. Die Mut macht. Allerdings auch zeigt: Ohne hohen Einsatz und einen gesunden Ehrgeiz, ohne wohl gesonnene Wegbegleiter und -bereiter funktioniert ein solch ungewöhnlicher Werdegang nicht.
Als Schülerpraktikant hat Rudolf Schillheim das erste Mal die Gebrüder Funke GmbH, kurz: Gefu, betreten. „Feilen an der Werkbank“ war damals angesagt. „Kein Zuckerschlecken“, erinnert sich Rudolf Schillheim. Das gilt auch für die Lehre zum Werkzeugmacher, die er 1977 dort beginnt. Selbst nach dem Abschluss ist Schillheim noch nicht davon überzeugt, ob er dabei bleiben will. Das ändert sich erst im ersten Gesellenjahr: Als er die ersten Werkzeuge bauen darf. „Für Küchenreiben aus Metall“, erinnert sich Schillheim.
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Wahrscheinlich war das in der Rückschau die Initialzündung: Das selbstständige Arbeiten weckt endgültig Schillheims Kreativität, die er ab jetzt ungehemmt auslebt. Und Zuspruch findet. „Wenn ich mit einer neuen Idee um die Ecke kam, durfte ich sie auch umsetzen“, berichtet der Unternehmer. Auf ihn geht die Automatisierung der Produktion zurück und die Neustrukturierung der Firma mit ihren Standorten in Eslohe und Sundern – bis hin zur Zusammenlegung in Eslohe. Da ist er bereits Betriebsleiter. Schillheim paart Kreativität und Analyse, Risikobewertung und Kühnheit: Zwar war die Herstellung der Gefu-Küchenwerkzeuge auf dem neusten Stand, „aber wir hatten nicht ausreichend Mengen“. Schillheim steigt zum Vertriebsleiter auf, etabliert die Marke Gefu und wagt den Schritt auf den Markt nach Asien.
Der Esloher steigt zum Geschäftsführer auf, wird 2004 Hauptgesellschafter – und schließlich fünf Jahre später alleiniger Gesellschafter, als sich der Firmeninhaber aus gesundheitlichen Gründen zurückzieht. Dabei geht Schillheim volles Risiko – auch finanziell: Am Abend vor der Vertragsunterzeichnung springt der Kompagnon ab, der eigentlich mit ihm gemeinsam das Unternehmen übernehmen und die Finanzierung mittragen wollte.
Dass ihm die Bank, auf dem Höhepunkt der Finanzkrise, dennoch das Vertrauen schenkt, zeigt, wie Schillheim agiert: Er kann Menschen gewinnen, nicht zuletzt mit seinem ansteckenden Lachen, aber er kann ebenso Menschen überzeugen, weil er sein Handwerk von Grund auf versteht. „Verhandeln macht mir Spaß“, sagt Schillheim selbst über die Zeit der Firmenübernahme. Oder auch: „Entscheidungen muss man treffen, nicht nur verwalten“.
Schillheim hat dabei stets richtig gelegen. Und er ist nach wie vor mit Leidenschaft dabei. Wohl auch, weil die Nachfolge innerhalb der Familie geregelt ist: Seine Söhne Rene (33) und Daniel (30) stehen bereit. Mit allen Freiheiten: „Sie müssen ihren eigenen Weg gehen.“.