Hagen/Emden. . In der Nordsee rotieren 953 Windkraftanlagen. Die meisten Stahltürme bleiben unsichtbar. Ihre Lebensdauer ist auf 25 Jahre ausgelegt.
- In der Nordsee rotieren 953 Windkraftanlagen
- Stahltürme vom Festland aus unsichtbar
- Lebensdauer auf 25 Jahre ausgelegt
Womit einstimmen? Mit Godewind. Warum nicht? Die Folkgruppe aus Schleswig-Holstein verdankt ihren Namen dem guten Wind. Hier im Norden an der Küste und auf hoher See bläst er beständiger und mindestens viermal stärker als irgendwo sonst in Deutschland. Also – ein idealer Standort für Offshore-Windkraftanlagen. Ihre Zahl wächst jedes Jahr. Beispiel Sylt: Auf der Insel dreht sich kein Windrad, aber 32 Kilometer vom Strand entfernt stehen im Windpark Butendiek 80 Windräder im Wasser und versorgen 370 000 Haushalte mit Strom. Der Urlauber bekommt davon nichts mit. Versuchen wir, den Horizont zu erweitern.
Die Bestandsaufnahme
Schwerpunkt ist die Nordsee. Allein alle 108 neuen Windkraftanlagen, die von Januar bis Juni ins Netz 626 Megawatt eingespeist haben, befinden sich in der Nordsee. Die Bestandsaufnahme stellt klar, hier bläst die Musik. Von insgesamt 1055 Windkraftanlagen im offenen Meer in Deutschland stehen 953 in der Nordsee (Megawattleistung 4410) und 102 (Megawattleistung 339) in der Ostsee, ein Verhältnis von 93 zu 7 Prozent.
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Zur Einordnung der Stromkapazität: Ein mittleres Kernkraftwerk kommt auf 1400 Megawatt. Die Entwicklung ist noch lange nicht am Ende: In der Nordsee warten 21 und in der Ostsee 33 weitere Anlagen aktuell darauf, Strom abgeben zu dürfen. All das weiß der Bundesverband Windenergie.
Die Lage
Die Erdkrümmung sorgt dafür, dass Windkraftanlagen auch bei bester Sicht von der Küste aus mit bloßem Auge wie von Zauberhand in der Ferne verschwimmen. Die sogenannte mittlere Küstenentfernung der Windparks liegt aktuell bei 65 Kilometern. Im Durchschnitt stehen die Windkraftanlagen 29 Meter tief im Wasser.
Die Wartung
Per Schiff oder per Helikopter werden die Offshore-Windparks gewartet. Die Lebensdauer der Stahltürme ist auf 25 Jahre ausgelegt. „Naturgemäß ist die Wartung von Windparks auf See deutlich aufwändiger als an Land“, sagt Andreas Wagner, Geschäftsführer und Bevollmächtigter in Berlin der Stiftung Offshore Windenergie, „andererseits sind die Stromerträge auch im Mittel mehr als doppelt so hoch.
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Damit wird der erhöhte logistische Aufwand zu einem großen Teil kompensiert.“ Außerdem werde, ergänzt Wagner, „gerade im Bereich Service- und Wartungskosten ein hohes Kostensenkungs- und Optimierungspotenzial gesehen.“ Damit der Stahl lange lebt, braucht es reichlich Rostschutzmittel. Nach Berechnungen der Bundesanstalt für Wasserbau sondert eine Anlage in einem Vierteljahrhundert bis zu zehn Tonnen Aluminium ins Seewasser ab.
Der Fischfang
Was wenige wissen, die Fischpopulation entwickelt sich in den Gewässern der Offshore-Windparks prächtig. „Für überfischte Bestände entwickeln sich neue Rückzugsräume“, weiß Wagner. Warum? „Weil die kommerzielle Fischerei durch das Befahrverbot ausgeschlossen ist.“
Der Küstenfischereiverband drängt darauf, auf Fischfang zu gehen, fordert die selben Rechte ein wie die Kollegen in Dänemark. Noch können Krebse, Seezunge und Kabeljau in aller Ruhe schwimmen. Eine Entscheidung steht noch aus.
Die Vergütung
Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) liefert die gesetzliche Grundlage. Die Anfangsvergütung für Offshore-Windkraftanlagen beträgt 15,4 Cent je Kilowattstunde und wird in den ersten zwölf Jahren ab Inbetriebnahme gezahlt. Die Grundvergütung liegt anschließend bei 3,9 Cent pro Kilowattstunde. Die im Basismodell vorgesehene Senkung beträgt 0,5 Cent je Kilowattstunde ab Januar 2018 und 1 Cent je Kilowattstunde ab Januar 2020.Projekte, die nach 2021 in Betrieb gehen, müssen sich um eine Förderung bewerben.