Fröndenberg. . E-Bike lässt Senioren beim Radfahren nachlassende Kraft vergessen. Gruppe aus Fröndenberg startet zu einer ausgedehnten Tagestour.
- E-Bike lässt Senioren beim Radfahren nachlassende Kraft vergessen
- Gruppe aus Fröndenberg startet zu einer ausgedehnten Tagestour
- Die Strecken sind in der Regel zwischen 50 und 70 Kilometer lang
Gerda fährt heute nicht mit. Sie kann nicht. Schade.
Warum? Weil es die Frau ist, die es den Männern zeigt. Gerda ist 78 Jahre alt und fährt als einzige in der Gruppe kein E-Bike. Alle anderen Senioren vom SV Speiche Bausenhagen in Fröndenberg haben sich nach und nach elektrische Unterstützung zugelegt. Die Motive sind vielfältig. In der Konsequenz laufen sie alle auf das gleiche hinaus: Mit dem Akku unterm Sattel fährt es sich im Alter eben leichter.
Strecken bis zu 70 Kilometer lang
SV Speiche Bausenhagen in Fröndenberg
Einmal in der Woche steigen die Mitglieder der Gruppe gemeinsam aufs Rad. „Die Strecken sind in der Regel zwischen 50 und 70 Kilometer lang“, sagt Heinz Mischkowski. „Für eine Akku-Ladung kein Problem.“ Der 67-Jährige organisiert die Touren und weiß: „Bei Gegenwind und bergauf ist das E-Bike definitiv eine Erleichterung. Absolut.“
Heute geht es mit 13 Mann nach Welver im Kreis Soest. Hin und zurück 54 Kilometer. Nächste Woche stehen Iserlohn und Hemer auf dem Programm. Seit zehn, zwölf Jahren fahren die Männer zusammen. So genau weiß es niemand.
Die Truppe genießt die Touren, die Beweglichkeit auf zwei Rädern, so, als ob die Zeit irgendwann stehen geblieben wäre. „Vor drei Jahren habe ich mir gesundheitsbedingt ein E-Bike angeschafft“, sagt Jochen Kemper. Der 77-Jährige ist darüber heilfroh. „Bergauf habe ich damals keine Luft mehr bekommen. Jetzt läuft es super. Ohne dieses Rad wäre ich ausgeschlossen. Das wollte ich nicht.“
Alle Argumente sprechen dafür
Ähnlich klingen die Argumente von Paul Sporenberg. Der 66-Jährige verweist auf seine Ehefrau Maria: „Meine Frau ist mir ganz leicht mit dem E-Bike weggefahren. Ich musste handeln.“ Und fügt hinzu: „Egal wo wir hinfahren. Zurück geht es immer bergauf. Ich habe Theater mit dem Knie. Arthrose. Das war sehr beschwerlich.“ 5000 Euro hat der Rentner für sein E-Bike bezahlt. „Viel Geld“, sagt er, „aber die Ausgabe hat sich gelohnt. Ich kann es jedem nur empfehlen.“
Ein Überblick über aktuelle Fahrrad-Trends
Die Alten stehen in den Startlöchern. Treffpunkt ist wie immer unterhalb der Christ König Kirche in Fröndenberg-Warmen. Wie Formel-1-Fahrer können sie den Start kaum erwarten. Die Beine werden langsam unruhig. Sie wollen ihr Pensum absolvieren. Alle wissen: „Unsere Touren wären mit einem normalen Rad nicht mehr möglich“, so Hubert Baumeister. „Früher hätten wir das auch alle ohne elektronischen Schub geschafft.“ Heinz Gräbe pflichtet ihm bei: „Im Alter werden die Berge auf dem Rad gefühlt immer höher“, weiß der 76-Jährige. „Ich habe mich zu lange gegen ein E-Bike gewehrt.“
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Heute ist es längst kein Senioren-Spielzeug mehr. Von einem Rad mit Hilfsmotor für Betagte kann keine Rede mehr sein. „Das mag in den Anfängen so gewesen sein“, sagt Daniel Wegerich, Geschäftsführer des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), Landesverband Nordrhein-Westfalen. „Das E-Bike entwickelt sich heute quer durch alle Altersschichten zu einem Status-Symbol. Es sind mitnichten nur ältere Herrschaften, die sich damit auf den Weg machen.“ Immer mehr Wege im Alltag würden mit E-Bikes zurückgelegt.
Käufer werden immer jünger
E-Bike-ABC – Alles, was Sie wissen müssen
David Eisenberger, der Sprecher des Zweirad-Industrie-Verbandes (ZIV), bestätigt das und sagt voraus: „2025 wird sicher jedes dritte Rad ein E-Bike sein.“ Bereits heute würde sich die Käuferstruktur zusehends verjüngen. Der Mann kennt Gerda nicht. Die 78-Jährige wird den Männern morgen wieder Beine machen. Wie jeden Dienstag. Ohne Akku.
>>>HINTERGRUND: 130 Millionen Euro bundesweit für Radwege
- Für 2017 hat das Bundesverkehrsministerium 130 Millionen Euro zum Ausbau der Radwege zur Verfügung gestellt.
- Der Leiter des Kasseler Zentrums für Mobilitätskultur, Prof. Helmut Holzapfel, empfiehlt das E-Bike. Selbst relativ untrainierte Frauen und Männer könnten über eine lange Strecke eine hohe Geschwindigkeit halten.