Iserlohn. . Die neu gegründete Waldstadt-Brauerei will Pils & Co. für den regionalen Markt produzieren – nach eigenem Rezept und mit eigener Philosophie.

Wo früher bei Badminton oder Squash geschwitzt wurde, wird jetzt Bier gebraut: Die Iserlohner Waldstadt-Brauerei hat ihren Betrieb aufgenommen. In einer ehemaligen Sporthalle, nur wenige hundert Meter entfernt von der seit 2014 stillgelegten Iserlohner Brauerei im Grüner Tal entfernt, haben Ralf Peukmann und Georg Kristan Sudhaus, Gärkeller und Lager eingerichtet. Eine Neugründung in einem schwierigen Markt. Aber wohl mit Potenzial in der Region: Darauf jedenfalls setzen die Firmengründer.

Wie ist das Unternehmen entstanden?

Blick in den Kessel: Braumeister und Mitinhaber Georg Kristan im Sudhaus der neugegründeten Waldstadt-Brauerei in Iserlohn.
Blick in den Kessel: Braumeister und Mitinhaber Georg Kristan im Sudhaus der neugegründeten Waldstadt-Brauerei in Iserlohn. © Ralf Rottmann

„Wir wollen wieder in Iserlohn für Iserlohn, Hagen und die Umgebung Bier brauen“, sagt Ralf Peukmann. Nicht nur als Hobby, sondern für den regionalen Markt. „Die alte Iserlohner Brauerei war uns dafür zu groß, eine Garage war uns zu klein“, erklärt Peukmann den Firmensitz in einem ehemaligen Sportcenter. Als Konkurrenz für andere Brauerein, etwa für die großen drei in Südwestfalen, Krombacher, Veltins und Warsteiner, sehen sich Peukmann und Braumeister Georg Kristan auf keinen Fall. „Wir stellen kein industriell gefertigtes Bier her, wir sind ein Handwerksbetrieb“, beschreibt Peukmann. Das zeigt auch der geplante Ausstoß: 3000 Hektoliter pro Jahr ist die erste Zielmarke. Zum Vergleich: Krombacher als meistverkauftes Pils in Deutschland kommt auf 4,37 Millionen Hektoliter (Stand: 2016).

Was ist die Philosophie?

„Wir sind ein moderner Betrieb, aber wir brauen nach traditioneller Art“, sagt Georg Kristan, der bis zur Schließung als Brauer bei der Iserlohner Brauerei gearbeitet hat. Das Rezept des Iserlohner Pilsners spielt bei ihm aber keine Rolle. „Wir setzen andere Rohstoffe ein, zum Beispiel mehrere, verschiedene statt nur eine Malzsorte“, vergleicht er.

Welche Sorten werden gebraut?

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Die Waldstadt-Brauerei hat sich auf zunächst drei Sorten festgelegt: Das Waldstadt-Pils soll als „klassisches, untergäriges Pils“ daherkommen: „Hell, würzig, hopfenbetont.“ Die Pils-Produktion ist jetzt angelaufen. Als zweites wird der Drahtzieher gebraut. „Mild, weich und malzbetonter. Geht geschmacklich in Richtung Export“, beschreibt der Braumeister. Und schließlich der Stollentroll, ein „dunkles, malzartiges Bier“. Letzteres soll erst im Herbst/Winter auf den Markt kommen. Kristan: „Dunkle Biere verkaufen sich in der dunklen Jahreszeit besser.“

Läuft die gesamte Herstellung in Iserlohn?

Das neu gegründete Unternehmen ist eine Kooperation mit der Westheimer-Brauerei im Hochsauerland eingegangen: Der Betrieb in Marsberg übernimmt für die Iserlohner die Abfüllung. „Das ist für uns in der Anfangsphase einfacher und auch wirtschaftlicher“, begründet Georg Kristan. Die Waldstadt-Produkte kommen als Flaschenbier im 24er-Kasten (0,33-Liter-Flaschen, Preis: 14,99 Euro) sowie als 30- und 50-Liter-Fässer auf den Markt.

Wie läuft der Vertrieb?

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Inhabergeführte Supermärkte und Geschäfte „in der Region“ übernehmen den Verkauf, sagen die beiden Unternehmer. Auf Discounter und Supermarktketten wollen sie verzichten. Es habe bisher auch keine „aktive Akquise“ gegeben: „Interessenten sind auf uns zugekommen, bevor überhaupt die ersten Anlagen aufgebaut waren“, berichtet Ralf Peukmann. Außerdem ist ein Direktverkauf ab der Brauerei geplant. Dort gibt es auch einen Probierraum – „Aber keinen Brauereiteller und keine Hopfenpflanzen an der Wand“, spielt Georg Kristan auf andere Einrichtungen an. Stattdessen sollen Graffiti an die Wände: „Wir sind mehr Rock’n’Roll als Helene Fischer!“

>>> INFO: DAS PASSIERT IN DER ALTEN ISERLOHNER-BRAUEREI

In der stillgelegten Privatbrauerei Iserlohn werden „Technik und Maschinen weiterhin gewartet“, erfuhr unsere Zeitung aus dem Inhaberumfeld.

  • Demnach hat Mitinhaber Christian Rolinck die Hoffnung noch nicht aufgegeben, mit einem Investor den Betrieb drei Jahre nach der Stilllegung wieder aufnehmen zu können.

  • Für die „laufende Liquidität“ sorge der chinesische Mehrheitseigentümer, der dazu eine Patronatserklärung abgegeben habe.

  • Selbst der Telefonanschluss funktioniert noch. Eine Bandansage bittet Anrufer der Privatbrauerei Iserlohn um Geduld: „Sie werden mit dem nächsten freien Platz verbunden.“