Menden/Budapest. Ulrich Bettermann, Seniorchef des Unternehmens OBO, weiht mit seinem Freund, Ministerpräsident Viktor Orbán, die neue Zentrale in Ungarn ein.

  • OBO Bettermann feiert Millioneninvestition am Standort Ungarn mit Ministerpräsident Viktor Orbán
  • Seniorchef Ulrich Bettermann hält den Staatschef für einen „Europäer durch und durch“
  • Europa-Forum zu Ehren des verstorbenen Hans-Dietrich Genscher

Für das Mendener Unternehmen OBO Bettermann ist der Standort Ungarn von zentraler Bedeutung. Insofern sind zehn Millionen Euro Investition in Bugyi, 30 Kilometer südlich von Budapest, nichts Ungewöhnliches. Bemerkenswert ist allerdings die Gäste- und Festrednerliste anlässlich der Einweihung der neuen Firmenzentrale und des Kongresszentrums namens OBO Europa Forum.

Hans-Dietrich Genscher gewidmet

Gewidmet ist es dem früheren Außenminister Hans-Dietrich Genscher. Seniorchef Ulrich Bettermann hatte zur Eröffnung neben Barbara Genscher, Witwe des 2016 verstorbenen Politikers, mit Ungarns Ministerpräsidenten Viktor Orbán den europäischen Staatschef an seiner Seite, dessen tiefer Freundschaft sich momentan nur wenige Unternehmer und Politiker rühmen.

Für Orbán gilt: Ungarn zu allererst

Orbán ist schon lange wegen der Einschränkungen der Pressefreiheit in die Kritik gekommen. Der konservative Mittfünfziger, der eigentlich als Liberaler seine Politlaufbahn startete, erregte Empörung durch die Art und Weise der Abschottung der Flüchtlingsroute im Jahr 2015 und löste damit unmittelbar eine weltweit beachtete Geste der Hilfsbereitschaft bei der deutschen Kanzlerin aus. Angela Merkel wurde daraufhin sogar für ein paar Tage als potenzielle Friedensnobelpreisträgerin gehandelt. Orbán dürfte es wurscht gewesen sein, Hauptsache Ungarn würde nicht weiter belastet.

Und zuletzt vor zwei Wochen musste Orbán in Brüssel anreisen, um sich dafür zu rechtfertigen, dass er der internationalen Universität des in Budapest geborenen US-Milliardärs George Soros, der CEU, das Leben schwer mache.

„Gegen den Strom“

Aus westlicher Sicht scheint der Mann mindestens höchst unbequem in einem Europa, das gerade auch abseits von Ungarn jede Menge Probleme zu bewältigen hat. „Viktor Orbán ist keiner, der mit dem Strom schwimmt“, sagt Ulrich Bettermann über den Premier. Der Mendener Familienunternehmer mit dem weit verzweigten Netzwerk in die Politik nimmt Orbán ohne Einschränkung in Schutz: „Er ist durch und durch Europäer. Und in der Flüchtlingsfrage hatte er recht“, positioniert sich Bettermann auch hier fest an der Seite seines Ehrengastes Orbán.

Zweite Millioneninvestition innerhaln weniger Jahre

Der OBO-Seniorchef kennt Ungarns Ministerpräsidenten bereits seit Ende 1999. Damals sei er mit Hans-Dietrich Genscher unterwegs gewesen, zur Beerdigung von Franjo Tudjman, des ehemaligen kroatischen Staatschefs. Seitdem halten die festen Bande nach Ungarn und für das Unternehmen, das nach eigenen Angaben mit 40 Tochtergesellschaften in über 60 Ländern der Erde Elektroinstallationen produziert und verkauft.

Der Standort südlich der ungarischen Hauptstadt ist offenbar von besonderer Bedeutung, soll im abgelaufenen Jahr der wirtschaftlichste gewesen sein. Bereits 2011 wurde in Ungarn, und nicht am Stammsitz in Menden, für rund zehn Millionen Euro ein neues Logistikzentrum gebaut.

Illustre Gästeschar

Und: Ein OBO-Zentrum gibt es auch im Sauerland, allerdings einige Nummern kleiner als das neue, das zudem eine 80 Zentimeter hohe Genscher-Bronzeplastik schmückt. Der moderne Bau in Ungarn soll zu 70 bis 80 Prozent für eigene Zwecke genutzt werden, also etwa Schulungen bei OBO. Darüber hinaus soll das Zentrum auch Anlaufstelle für politische Diskussion etwas abseits der üblichen Orte wie Parlamenten sein, wünscht sich Bettermann. An Themen dürfte es kaum mangeln.

Am vergangenen Wochenende wurde eine weitere Nutzungsmöglichkeit offenbar: Rund 400 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Showgeschäft, einige aus Deutschland, feierten ausgelassen miteinander und mit dem umstrittenen Viktor Orbán - nur eben nicht alle im Scheinwerferlicht der Kameras wie Ulrich Bettermann.