Bestwig. Die Eisengießerei M. Busch hat kürzlich die größte Investition in der Unternehmensgeschichte getätigt. Das Erfolgsrezept lautet Effizienz.
Dass eine Eisengießerei in diesen Tagen hohe Investitionen am Standort Deutschland tätig, lässt schon einmal aufhorchen. Die energieintensive Branche steht mächtig unter Druck. An den Stromkosten hängen Wettbewerbsfähigkeit und Rentabilität. „Kippt die EU die Teilbefreiung von der EEG-Umlage, werden viele Gießereien keinen Gewinn mehr machen“, sagt Andreas Güll. Der 52-Jährige kam im Oktober zum Unternehmen Eisengießerei M.Busch mit Werken in Bestwig und Meschede-Wehrstapel. Seit März ist er alleiniger Geschäftsführer, nachdem Wolfgang Krappe nach 18 Jahren als Geschäftsführer in den Ruhestand wechselte.
Unter Krappe fiel noch die Entscheidung, 40 Millionen Euro in eine Gießereilinie im Werk Wehrstapel zu stecken. „Es spricht für die Firma. Und es spricht für die Eigentümer der Firma“. M.Busch ist 1998 von der BPW Bergische Achsen KG mit Sitz in Wiehl übernommen worden.
Eine 40-Millionen-Investition bei einem Jahresumsatz von 100 Millionen Euro – das ist schon bemerkenswert. Ein klares Signal. Vielleicht auch ein entscheidendes für Andreas Güll, ein Kind des Ruhrgebiets. Der Duisburger, zuletzt in Mettmann bei einem großen Mitbewerber tätig, sieht beste Perspektiven im Sauerland – für das Unternehmen und für sich persönlich. „Ich brauche die Großstadt nicht mehr“, sagt der Wahl-Neheimer.
Hohe Produktivität
Mehr als eine Handvoll guter Gründe fallen ihm ad hoc ein, wenn es um den neuen Lebensmittelpunkt geht. An erster Stelle das Unternehmen M. Busch als Ganzes; dann dessen Zukunftsaussichten; dazu die „Entwicklung in einer Großstadt wie Duisburg“ – problematisch, nicht nur dort; vielleicht auch die im Alter steigende Affinität zu „mehr Natur und Lebensqualität“; ganz sicher die hohe Loyalität der Beschäftigten im Unternehmen, die für sich spricht. „Und dann ist Neheim auch noch die perfekte Mischung aus Dorf und Großstadt“, strahlt Andreas Güll. Über die A 46 ist es ein Katzensprung ins Büro – Stau gibt es nur, wenn Feriengäste an- oder abreisen.
Eisengießerei M. Busch aus Bestwig
Hört sich sehr so an, als sei hier jemand in die Region gekommen, um zu bleiben. In der Eisengießerei M.Busch nichts Ungewöhnliches. Der Erfolg basiert, wie so oft, wesentlich auf enormer Produktivität – und die gibt es nur bei hoher Zufriedenheit der Beschäftigten.
Wäre es in Meschede und Bestwig anders, hätte es vor kurzem auch wohl kaum den hohen Besuch der NRW-Ministerpräsidentin gegeben. Dass die Staatskanzlei grünes Licht für den Besuch von Hannelore Kraft Anfang April im Werk Wehrstapel gab, dürfte wesentlich mit dem Erfolg des Unternehmens zu tun gehabt haben, neben zwei, drei anderen Kriterien. Bei M.Busch herrscht ein selbst für die IG Metall rekordverdächtiger Organisationsgrad von nahezu einhundert Prozent. „Ich nehme an, dass ich der Einzige bin, der nicht in der Gewerkschaft ist“, schmunzelt Güll. Zudem ist die Eisengießerei zwar tief im Sauerland, aber über die A 46 dennoch bestens erreichbar – wenn nicht gerade ein Wintersportwochenende ansteht.
Bessere Effizienz als anderswo
All das ist dennoch nicht allein entscheidend dafür, dass die Gießerei besser dasteht als andere. „Wir haben hier eine höhere Effizienz als viele“, verrät Güll. Die Maschinen, wie zuletzt die neue Gießerei, genannt 3+, samt Schmelzofen, sind exakt auf die Produktpalette ausgelegt, die den Kunden angeboten wird. Sprich: Hier ist nichts überdimensioniert, um in ferner Zukunft eventuell einmal einen speziellen Auftrag ausführen zu können. In einer Branche mit engen Margen macht sich jeder gesparte Cent bemerkbar.
M. Busch liefert an beinahe alle großen Hersteller. Zu über 90 Prozent sind es Bremsscheiben und Bremstrommeln. Dazu noch Schwungscheiben und Getriebegehäuse, überwiegend für Landmaschinen, zum Beispiel für Claas. Also sei gar nicht so sicher, dass diese beiden Produkte bei einem Elektromobilitätsboom zwangsläufig aus dem Portfolio fallen müssten. Prozessentwicklung und Bauteiloptimierung finden gemeinsam mit den Kunden statt, so dass es am Ende ohne Qualitätsverlust auch zur Produktion im Sauerland passt. Noch eine Standortvorteil: Gießerei und Bearbeitung liegen bei M. Busch. „So bleibt die Qualität im Haus. Wir sparen Zwischenschritte – und der Kunde auch“, erklärt Güll. Dazu kommt ein hoher Grad der Automatisierung. Es ist dieses Gesamtpaket von großen und kleinen Produktionsfaktoren. Feinheiten, die am Ende den Unterschied ausmachen können. „Eisenguss schrumpft in den nächsten Jahren“, schätzt der Geschäftsführer – mit Blick auf Konkurrenten im In- und Ausland.
Anhängig von EEG-Teilbefreiung
Für „sein“ Unternehmen sieht Güll in diesem Jahr ein Wachstum im einstelligen Prozentbereich. Das erste Quartal sei gut gelaufen. Es wird weiter investiert, auch am Standort Bestwig. Aktuell werden zehn neue Mitarbeiter in der Produktion gesucht. „Gar nicht so einfach, denn hier in der Region gibt es mehrere Unternehmen, die wachsen“, sagt Gül. Kein Wunder also, dass der neue Mann an der Spitze des Unternehmens gegenüber der Ministerpräsidentin spontan zusagte, die Ausbildungsquote um zwei Prozent zu erhöhen – vorausgesetzt, die Landesmutter macht sich dafür stark, dass die EEG-Teilbefreiung bleibt. Planungssicherheit ist ein wertvolles Gut – aber über europäische Gesetze entscheidet am Ende kein noch so gewichtiges Bundesland.
Fakten:
Die Eisengießerei M. Busch hat ihren Ursprung im Jahr 1830.
An den Standorten Meschede-Wehrstapel und Bestwig arbeiten aktuell 530 Mitarbeiter, davon 23 Auszubildende.
Im Geschäftsjahr 2016 lag der Umsatz mit der Produktion von Bremsscheiben, Bremstrommeln, Schwungscheiben und Getriebegehäusen bei rund 102 Millionen Euro.
Als erstes Unternehmen der metallverarbeitenden Industrie in NRW führte M. Busch das Entgeltrahmenabkommen (ERA) ein. Aus Angestellten und Arbeitern werden Beschäftigte, deren Vergütung auf einem gemeinsamen Entgeltsystem basiert. Der gewerkschaftliche Organisationsgrad liegt bei nahezu 100 Prozent, ein selbst für die IG Metall enorm hoher Wert.