Hagen. . Kürzlich geriet Kanzlerin Merkel bei der Frage ins Stocken, ob sie eine Feministin sei. Wir haben erfolgreiche Frauen aus der Region gefragt.

  • „Sind Sie eine Feministin?“ Frage an erfolgreiche Frauen aus Südwestfalen
  • Ilona Lange, Geschäftsführerin der IHK Arnsberg, gehört zu den „Frauenbewegten“
  • Regierungspräsidentin Diana Ewert hält das Thema für so aktuell wie eh und je

Eine große Rednerin ist sie bekanntlich nicht. Doch die Sprache verschlägt es Angela Merkel selten. Vergangene Woche aber, auf dem Welt-Frauengipfel in Berlin, geriet die Bundeskanzlerin dann doch ins Stocken, als die Moderatorin sich erkundigte: „Frau Merkel, sind Sie eine Feministin?“ Ist das etwa eine schwierige Frage? Eine unzeitgemäße? Oder eine besonders aktuelle? Wir haben sie erfolgreichen Frauen in Südwestfalen gestellt.

Ilona Lange

Ilona Lange, Hauptgeschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer Arnsberg, umgeht zwar das Wort Feministin, antwortet aber bestimmt: „Ich gehöre zu den Frauenbewegten. Das wissen bei mir alle.“ Sie engagiert sich für Frauen in der Wirtschaft, unterstützt Existenzgründerinnen, stellt ihnen zum Beispiel erfahrene Mentorinnen zur Seite.

Auch wenn der Anblick von Frauen in der Politik mittlerweile Normalität sei: Frauenförderung bleibe eine Never-Ending-Story, eine Geschichte, die nie aufhört. Insofern hält Ilona Lange die Diskussion über Feminismus und Frauenbewegung, nach wie vor für aktuell. Ihre Lieblings-Feministin: Professor Ulrike Detmers, Geschäftsführerin der Bäckerei Mestemacher in Herford, weil sie den Preis „Spitzenvater des Jahres“ initiiert hat.
Rosalie von Landsberg-Velen

Ob sie eine Feministin ist? „Nein“, antwortet Rosalie Freifrau von Landsberg-Velen aus Balve-Wocklum, bodenständige Geschäftsfrau und Geschäftsführerin des Reitturniers Balve-Optimum. Warum nicht? „Weil ich mich auch ohne diese Thematik als Frau behaupten kann“, sagt sie. Andererseits: „Die Bezahlung gleichgestellter Frauen in diversen Jobs ist noch immer ein Problem.“

Diana Ewert

„Ja, natürlich“, sagt Regierungspräsidentin Diana Ewert auf die Feministen-Frage. „Jede, die sich für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern einsetzt, ist Feministin.“ Warum sie sich selbst engagiert: „Weil die Gleichbehandlung von Männern und Frauen leider noch immer keine Selbstverständlichkeit ist.“ Die Debatte hält sie heute für so aktuell wie eh und je: „Wenn wir dieses Thema aus den Augen verlieren, riskieren wir damit, dass nie etwas besser wird.“ Ihre Lieblings-Feministinnen: Elisabeth Selbert als eine der Mütter des Grundgesetzes. Schauspielerin Emma Watson, die Feminismus und Popkultur zusammenbringt. „Und nicht zu vergessen, die Heldin meiner Kindheit: Pippi Langstrumpf.“

Eine kurze Definition

Feminismus – das Wort ist abgeleitet vom lateinischen Wort für Frau: femina. Der Begriff bezeichnet eine Bewegung, die für Gleichberechtigung, Menschenwürde, die Selbstbestimmung von Frauen sowie gegen Sexismus eintritt. (Quelle: Wikipedia)

Katja Strauß-Köster

Katja Strauß-Köster, Bürgermeisterin von Herdecke (parteilos), würde sich selbst „als eine Frau beschreiben, die nach den Werten der Gleichbehandlung von Frauen und Männern lebt. Diese Vorstellung vertrete ich auch in der Öffentlichkeit, stehe zur Menschenwürde und unterstütze die Selbstbestimmung von Frauen.“ Vieles sei besser geworden, „aber Ungleichheiten und Diskriminierungen sind noch immer allgegenwärtig“. Die Debatte über den Feminismus hält sie für hochaktuell: „Viele politische Bewegungen und Parteien propagieren aktuell ein rückständiges Frauenbild. Wir müssen ein Auge darauf haben, denn bereits gewonnene Rechte könnten verloren gehen.“ Warum tun sich andere so schwer tun mit der Antwort auf die Frage? „Oft habe ich die Erfahrung gemacht, dass das Wort Feminismus in unserer Gesellschaft negativ behaftet ist. Wenn man sich aber mit dem Thema auseinandersetzt, stellt man fest, dass der moderne Feminismus etwas ist, worauf wir alle stolz sein können.“

Cemile Giousouf

„Aber ja!“, lautet die Antwort der CDU-Bundestagsabgeordneten Cemile Giousouf, ob sie Feministin ist. „Meine Generation geht an den Begriff unideologisch heran. Unterschiede sind gut. Aber was mich stört, ist die unterschiedliche Wertschätzung von Männern und Frauen. Gibt es auch in der Politik. Das läuft häufig implizit und unbewusst ab.“

Beispiel: Komplimente dafür, dass sie als Frau eine Debatte auf den Punkt gebracht habe. Egal ob sich Angela Merkel nun Feministin nenne oder nicht: „Sie ist einfach nur dadurch, dass sie so ist, wie sie ist, ein Vorbild für alle Frauen hierzulande.“ Giousoufs Lieblings-Feministin aber: Lisa Simpson, das kluge Mädchen aus der Comic-Fernsehserie.

Isabel Schneider

„Feministin? Jetzt muss ich erstmal überlegen“, sagt Weltklasse-Volleyballerin Isabel Schneider. Nein, als Vorkämpferin für Frauenrechte gehe sie wohl nicht durch, erklärt die Ott­fingerin schließlich. „Vielleicht liegt das auch an meinem Sport. Gerade im Beachvolleyball herrschen bei Frauen und Männer sehr ähnliche Verhältnisse, auch finanziell. Im Fußball ist das ganz anders.“