Winterberg. . Maren Hammerschmidt jettet eigentlich von einem Biathlon-Stadion ins andere. Nun fährt sie ins Tierheim – in ein 1400 Kilometer entferntes.
Als Weltcup-Biathletin ist Maren Hammerschmidt ein Reise-Profi. Die 27-Jährige ist im Winter ständig von einem Wettkampfort in den nächsten unterwegs. Mit dem Flugzeug, mit dem Auto – durch die Welt zu reisen, gehört zum Alltag der Winterbergerin. Trotzdem ist die Tour, zu der sie am Sonntag aufbricht, eine besondere, eine Herzensangelegenheit sogar.
Sie ist aber auch ein kleines Abenteuer, schließlich führt die Route rund 1400 Kilometer durch Südosteuropa in Richtung Schwarzes Meer. Mit Zwillingsschwester Janin fährt Hammerschmidt aus ihrer Wahl-Heimat Ruhpolding mit dem Auto in das Örtchen Miercurea Ciuc in Rumänien – dort arbeiten beide nicht nur vier Tage ehrenamtlich in einem Tierheim für Hunde, sondern überbringen persönlich „einen ganzen Wagen voller Leckerchen und anderer Dinge“.
Nacktfoto sorgte für Aufsehen
Im vergangenen Jahr, bei ihrem ersten Besuch, flogen die Zwillinge nach Rumänien und wohnten dort in einem Hotel. „Aber das hat uns nicht gefallen, weshalb wir uns nun eine Ferienwohnung genommen haben“, erzählt Maren Hammerschmidt. „Mit dem Auto fahren wir, weil wir so einfach viel mehr Sachen mitnehmen können.“
So entstand der Kontakt nach Rumänien
Seit ihrer Kindheit engagieren sich die Hammerschmidts bei den „Tierfreunden Münster“, weil eine Tante dort ehrenamtlich half. Die Tierfreunde unterstützen das Tierheim für Straßenhunde im rumänischen Örtchen Miercurea Ciuc. Außerdem besuchen die Sauerländerinnen dort eine Freundin.
Die Mühen der 14- bis 15-stündigen Autofahrt, die vielleicht sogar nicht ungefährlich ist? „Wir sind auch schon ein bisschen aufgeregt, aber wir fühlen uns gut gerüstet“, antwortet die Winterbergerin.
Außerdem: Wie ihre Schwester Janin engagiert sie sich seit Kindesbeinen leidenschaftlich für Tiere. Vor der vergangenen Saison, in der Maren Hammerschmidt mit der deutschen Staffel die Goldmedaille bei der Weltmeisterschaft gewann, sorgte die Sauerländerin als neuer Star der Peta-Kampagne „Lieber nackt als im Pelz“ für Aufsehen.
Den Hunden die Angst nehmen
„Ich fand die Idee sofort megacool“, erzählte die 27-Jährige damals rückblickend im Gespräch mit dieser Zeitung, „aber in dem Moment als es ernst wurde, war das für mich natürlich nicht so leicht.“ Der Moment, als es ernst wurde, war der Augenblick, in dem Hammerschmidt den roten Bademantel ablegte – und sich zum ersten Mal nackt fotografieren ließ.
„Ich wusste, worauf ich mich einlasse und stehe natürlich immer noch voll und ganz hinter der Aktion“, sagt Hammerschmidt. „Niemand benötigt Pelzbesatz an Jacken, Mützen oder Handschuhen“, ergänzt die Athletin des SK Winterberg: „Ich kann nicht verstehen, wie ein denkender, mitfühlender Mensch dieses Tierleid akzeptieren und tolerieren kann.“
Doch in den kommenden Tagen stehen die rumänischen Hunde im Fokus der engagierten Tierfreundin und Tierschützerin. „Wir werden sie entfilzen, sie bürsten, mit ihnen Gassi gehen oder uns einfach nur ins Gehege setzen und versuchen, ihnen die Angst vor Menschen zu nehmen“, skizziert sie einen Tagesablauf in Rumänien.
„Die Laura klettert auf Berge“
Etwa 1200 Euro kamen in den vergangenen Wochen an Spenden oder durch eine Versteigerung ihrer ausrangierten Sportklamotten zusammen. Geld, mit dem Maren Hammerschmidt und ihre Schwester das Leiden der Hunde in Miercurea Ciuc reduzieren wollen. „Vielleicht spendet der eine oder andere ja auch noch etwas“, sagt die Biathletin.
Im Kreis der Sportkollegen und -kolleginnen wird ihr Engagement übrigens positiv zur Kenntnis genommen. „Warum auch nicht? Die Laura (Dahlmeier, d.Red.) klettert jedes Jahr auf einen anderen Berg“, sagt Maren Hammerschmidt grinsend, „und ich helfe eben Tieren.“ Beides ist besonders, beides eine Herzensangelegenheit.