Hagen/Siegen. . Für den Ausbau der Sauerlandlinie und ihrer Brücken gibt es ein verbindliches Farb- und Gestaltungskonzept. Es soll mehr als Sicherheit bieten.
- Sauerlandlinie wird zur dreifarbigen Autobahn
- Gestaltungsvorgaben sind verbindlich für Baufirmen
- Vorgaben sollen helfen, zeit beim Ausbau zu sparen
Fahren im roten Bereich: Auf der Sauerlandlinie muss diese Feststellung künftig kein Warnhinweis oder Alarmsignal sein. Für den sechsspurigen Ausbau der Autobahn 45 und den Neubau sämtlicher Großbrücken zwischen Dortmund und Siegen gibt es ein verbindliches Handbuch mit Farb- und Gestaltungsvorgaben, das der FUNKE Mediengruppe vorliegt.
Demnach wird der Streckenabschnitt zwischen Olpe und Siegen zur „roten Strecke“, der nördliche Bereich um Hagen zur blauen Route. Aufgelegt hat das Gestaltungshandbuch eine Darmstädter Agentur. Die Kosten: laut Straßen NRW rund 200 000 Euro. Kosten, die sich wieder einspielen sollen – durch „effizientere Planungsprozesse“, sagt Straßen NRW-Sprecher Bernd Löchter.
Worum geht es in dem Handbuch?
Das Projekt A 45 in der Kurzbeschreibung
- Die A 45 ist in den 1960er-und 70er-Jahren über die Höhenzüge des Sauer- und Siegerlands gebaut worden.
- Seit Anfang 2015 ist bekannt: Auf dem Abschnitt zwischen Westhofener Kreuz und Siegen müssen 32 Großbrücken mit bis zu 1050 Metern Länge und 100 Metern Höhe neu gebaut werden; das soll bis zum Jahr 2028 passieren.
- Im Zuge dessen soll der gesamte Abschnitt durchgängig sechsspurig ausgebaut werden.
- Das erste neue Bauwerk ist die Lennetalbrücke, die bei Hagen entsteht.
Das Gestaltungshandbuch macht auf rund 100 Seiten Vorgaben für den Bau der Brücken und von Lärmschutzwänden, zur Gestaltung von Geländern, Stützen, Kappen und Übergängen. Und zwar was das Aussehen angeht, wie auch zur Farbgebung. „Das Handbuch regelt, was architektonisch und statisch zusammenpasst“, erläutert Ludger Siebert, Leiter der Regionalniederlassung Südwestfalen von Straßen NRW.
Für Siebert sind die Vorgaben einerseits ein „Bestandteil zur Effizienzsteigerung“, denn: „Es erleichtert die Genehmigungsverfahren, da alle beteiligten Ingenieurbüros und Baufirmen darauf zurückgreifen können“; alle wiederkehrenden Fragen, etwa wie ein Brückenpfeiler aussehen soll, oder wie der Übergang auf eine Böschung gestaltet werden soll, seien darin bereits beantwortet. Andererseits sieht er in dem Gestaltungsbuch auch eine „neue Denkweise“. Die Sauerlandlinie, die „Königin der Autobahnen“, sei schon zu Bauzeiten „ein besonderes Projekt“ gewesen – und das solle auch beim Ausbau („Ein gigantisches Ingenieurprojekt“) berücksichtigt werden.
Warum die Farbgebungen?
Dahinter steht ein Sicherheitsaspekt. Einfach ausgedrückt: Die Farbwechsel sollen helfen, die Aufmerksamkeit des Fahrer hoch zu halten. „Fahren auf langen Strecken ohne jede Abwechselung ist ermüdend“, sagt Ludger Siebert.
Daher die Einteilung der A 45 auf ihren rund 100 Kilometern zwischen Dortmund und der Landesgrenze zu Hessen in drei Abschnitte, auf denen die Bauwerke wie Lärmschutzwände, überquerende Brücken oder auch Geländer der talbrücken selbst in den drei „Leitfarben“ Blau, Rot und Gelb gestaltet werden; alle drei Abschnitte sind jeweils noch in Unterabschnitte eingeteilt. So gibt es vier Gelbtöne: Schwefelgelb, Zinkgelb, Rapsgelb und Signalgelb. Ludger Siebert hofft auf einen „Aha-Effekt“: „Wer als Autofahrer in den nächsten Farbschnitt kommt, merkt: ,Ich habe wieder ein Stück Strecke geschafft’“.
Ab wann gelten die Vorgaben?
Das Gestaltungshandbuch ist inzwischen mit dem Bund und dem Land NRW abgestimmt. „Es ist verbindlich für alle bauausführenden Firmen“, erklärt Ludger Siebert und findet schon beim laufenden Neubau der Lennetalbrücke zwischen Hagen und Schwerte seine Anwendung; das Bauwerk liegt im blauen Abschnitt.
Was hat das Gestaltungshandbuch gekostet?
Die Darmstädter Agentur hat den Zuschlag nach einem Ausschreibungswettbewerb bekommen, teilt der Landesbetrieb Straßen NRW mit; die Kosten liegen demnach bei exakt bei 201.110 Euro und damit unter dem Schwellenwert von 209.000 Euro, der eine europaweite Ausschreibung erforderlich gemacht hätte.
Zum Vergleich: Allein die Kosten für den Neubau der Großbrücken der A 45 werden auf 1,3 Milliarden Euro beziffert. In Preisen von heute.
Gibt es wirtschaftliche Vorteile?
Die Vorgaben sollen beim Material, wie etwa beim Betonverbrauch, weder zu Mehrkosten noch zu Einsparungen führen. Allerdings erwartet Straßen NRW Einsparungen bei Ingenieurshonoraren und bei den konkreten (statischen) Brückenbauplanungen mit einer Zeitersparnis von „bis zu einem halben Jahr“ pro Brücke. Bei insgesamt 127 Brücken ein „erheblicher Zeitspareffekt“, sagt Straßen NRW-Sprecher Bernd Löchter.