Bad Berleburg. . Richard Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg ist 82-jährig gestorben. Der Schwager der dänischen Königin war Initiator des Wisent-Projekts.
- Richard Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg im Alter von 82 Jahren gestorben
- Berleburger Schlossherr war Schwager der dänischen Königin Margarethe
- Ideengeber und Initiator des Wisent-Projekts im Rothaargebirge
Sein Zuhause war Schloss Berleburg, seine Welt der Wald. „Wir leben im Wald“, pflegte Richard Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg gerne zu sagen. Noch am Montagnachmittag hielt sich der 82-Jährige - das Fürstenhaus ist der größte Privatwaldbesitzer in NRW - im heimischen Forst auf. Wenige Stunden später ist der Schwager der dänischen Königin friedlich eingeschlafen. Die Familienfahne auf dem Schloss weht auf Halbmast. „Der Fürst ist tot.“
Wittgenstein trägt Trauer. „Wir sind sehr, sehr traurig“, sagt Forstdirektor Johannes Röhl. Die Mitarbeiter in der Rentkammer, der fürstlichen Verwaltung, haben einen Seniorchef verloren, der für sie mehr war als ein Geld- und Arbeitgeber. Er gab ihnen auch Halt in schwierigen Situationen durch ein persönliches Wort.
Ein bescheidener Mann
Prinz Richard war ein bescheidener Mann, der laut lachen und noch lauter sich ärgern konnte, wenn er auf seinen angeblichen Reichtum angesprochen wurde. Dann verfiel er auf das „Du“ – egal wer vor ihm stand. „Schau dir das Schloss doch mal an, da kannst du vorn an der Ecke anfangen mit dem Renovieren und nach einem Jahr bist du einmal rum und kannst wieder von vorn beginnen“.
Der Berleburger Prinz nahm nie ein Blatt vor den Mund. Er konnte richtig sauer werden - insbesondere dann, wenn er Widerspruch erntete und andere Ansichten zu seiner Waldbewirtschaftung oder seiner Jagdphilosophie laut wurden. Manche seiner impulsiven Reaktionen taten ihm später leid - dann konnte er sich aufrichtig entschuldigen. Das hat er getan nach unüberlegten Äußerungen im Zusammenhang mit dem Wisent-Projekt, das auf seine Idee und Initiative hin im Rothaargebirge gestartet ist.
Berühmt geworden war Prinz Richard durch seine Vermählung mit der dänischen Prinzessin Benedikte im Jahr 1968. Die Schwester der dänischen Königin Margrethe II. und der Fürst hatten sich bei der Hochzeit der damaligen niederländischen Kronprinzessin Beatrix kennen gelernt. Auf der Tanzfläche. „Von da an habe ich sie nicht mehr losgelassen“, sagte Prinz Richard später auf seine humorvolle Art.
Fliegenfischen in Norwegen
Schickimicki und Jet-Set waren nie die Welt des Berleburger Schlossherrn. Er gab sich zusammen mit seiner Ehefrau und den drei Kindern Gustav, Alexandra und Nathalie „bürgerlich“, ließ die Öffentlichkeit an Festen teilhaben. Umgekehrt war der Besuch der Schützenfeste in Bad Berleburg und Berghausen Pflichtaufgabe der Fürstlichen Familie. Offizielle Auftritte im Schatten von gekrönten Häuptern lagen dem Prinzen weniger. Lieber ging er in Norwegen zum Fliegenfischen auf Lachse oder füllte die Wildfütterungen auf.
Das Leben von Prinz Richard in Bildern
Als Prinz Richard am Montag starb, weilte Prinzessin Benedikte zu repräsentativen Aufgaben bei einer Warmblut-Hengstparade im dänischen Herning. Als der 82-Jährige nach 16 Uhr von einem Waldspaziergang zurück in seinem Wohnhaus „Münze“ hinter dem Schloss ankam, so hieß es gestern, habe er sich hingelegt und sei friedlich eingeschlafen. Der am Abend herbeigerufene Notarzt konnte den Prinzen nicht mehr ins Leben zurückholen.
Tochter Alexandra zu Besuch
War es ein Zufall, dass genau an diesem Tag Tochter Prinzessin Alexandra auf Schloss Berleburg weilte? Sie wohnt mit ihrer Familie in der Nähe von Wiesbaden und hatte ihre beiden Kinder ins Internat gebracht. „Auf der Rückfahrt wollte sie natürlich Papi ,Hallo’ sagen“, erzählt Karl-Heinz Unger. Der Rentner hat 40 Jahre lang als Haus- und Hofmeister auf Schloss Berleburg gearbeitet. Zuletzt habe er Prinz Richard häufiger bei seinen Touren in den Wald begleitet - eine Aufgabe, die vorher Sohn Prinz Gustav übernommen hatte. Der 48-jährige hat sich zuletzt aber immer mehr in der Rentkammer der Büroarbeit gewidmet.
Auf Schloss Berleburg weht die Familienfahne auf Halbmast; vor der Schlosskapelle wird der Eingangsbereich auf Vordermann gebracht. Denn der Raum, in dem alle vier Enkelkinder von Prinz Richard getauft worden sind, wird seine letzte Ruhestätte, bevor der Leichnam zu Grabe getragen wird.