Bochum. . Die Erneuerung der Sauerlandlinie A45 wird länger dauern als das von NRW-Verkehrsminister Michael Groschek ausgerufene Jahrzehnt der Baustellen.

  • 32 Brücken müssen neu gebaut werden
  • Verkehrsminister ruft Jahrzehnt der Baustellen aus
  • Spektakuläre Neubauten zwischen Siegen und Hagen

Die Bahn hat gerade ein Jahrzehnt der Baustellen angekündigt, für die Straßen verkündet NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) am Dienstag: „Das Jahrzehnt der Baustellen hat längt begonnen.“ Es wird nur nicht bei einem Jahrzehnt bleiben.

Langfristige Baustellenplanung im Netz

Wer sich mit den geplanten Baustellen beschäftigen möchte, kann ab sofort das neue Angebot des Straßen-NRW-Verkehrsportals nutzen. Unter www.verkehr.nrw erhalten Nutzer nach Auswahl des Reiters „Baustellenplanung, langfristige Sicht“ einen Überblick über die wichtigsten aktuellen und zukünftigen Großbaumaßnahmen. Per „Mouse-Over“ und beim Anklicken der Baumaßnahme werden weitere Informationen zum Umfang der Maßnahme und dem Zeitraum dargestellt.

Die Erneuerung der Talbrücken auf der Sauerlandlinie und der sechsspurige Ausbau zwischen Westhofen und hessischer Landesgrenze sind bis ins Jahr 2032 terminiert. Und Verzögerungen sind immer drin. Aber notwendigen Sanierungen angesichts der Versäumnisse der vergangenen Jahrzehnte bekommt die Baustelle im Stauland Nummer eins vielleicht einen ganz neuen Ruf. Groschek jedenfalls betont bei einer Pressekonferenz in der Regionalniederlassung Ruhr von Straßen NRW: „Die Baustelle ist ein Versprechen und keine Drohung.“

Das aktuelle Großprojekt

An der derzeit größten Baustelle auf der A 45 geht es immerhin voran. Noch in dieser Woche wird auf der Lennetalbrücke in Hagen der Verkehr schrittweise auf das erste Teilstück der neu errichteten Brücke umgeleitet. Im dritten Quartal 2019 soll die Komplett-Erneuerung geschafft sein. Der Brückenneubau im laufenden Betrieb ist laut momentan mit 105 Millionen Euro das teuerste Projekt.

Die nächsten Brücken

Noch in diesem Jahr soll mit dem Neubau der Talbrücken Rälsbach (15 Millionen Euro) und Rinsdorf (77 Millionen Euro) zwischen Siegen und Wilnsdorf begonnen werden, Anfang 2018 folgen im Hagener Süden Kattenohl (25 Millionen Euro) und Brunsbecke (66 Millionen Euro), später im Jahr dann Sterbecke (26 Millionen Euro, Hagen) und Siegen-Eisern (21 Millionen Euro).

Insgesamt sind auf der A 45 derzeit 18 Baumaßnahmen in Arbeit oder Planung. Insgesamt werden die Kosten für die 32 Brückenbauten zwischen Schwerte und Siegen auf 1,3 Milliarden Euro kalkuliert. Zusammen betrachtet mit der Verbreiterung auf durchgängig sechs Spuren wird die 1971 fertig gestellte Sauerlandlinie, die Königin der Autobahnen, genau genommen neu gebaut. Die Bauten, die größtenteils aus den 1960er Jahren stammen, sind dem heutigen Schwerlastverkehr nicht mehr gewachsen.1960 lag das zulässige Gesamtgewicht eines Lastwagens bei 24 Tonnen, heute sind es 44 - und Schwerlasttransporte gehen noch weit darüber hinaus. Die Anzahl der Fahrzeuge, die hier täglich fahren, hat sich vervielfacht.

Die Umwelt

Fahrt über die alte Lennetalbrücke

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    Verkehrsminister Groschek bedankt sich bei den Umweltverbänden, für das „große Verständnis“ bei den Brückenmaßnahmen, die ohne Verbandsklagen durchgeführt werden könnten. Da ist die Notwendigkeit wohl offensichtlich. Beim sechsstreifigen Ausbau sehen das Naturschützer nicht auf jeder Teilstrecke so. Doch auch dort, wo grundsätzliches Einverständnis herrscht, muss genau geklärt werden, was während der Bauphase aus den Fledermäusen, der Haselmaus, dem Wanderfalkenoder dem Luchs wird, der von einer der Kameras eingefangen wurde, die Straßen NRW an mehreren Standorten schon aufgestellt hat (weitere sollen folgen).

    Das Geld

    Insgesamt 1,23 Milliarden Euro investiert Straßen NRW dieses Jahr in den Autobahnausbau. Das sind noch einmal 130 Millionen mehr als im bisherigen Rekordjahr 2016. Der Landesbetrieb hat dazu 100 neue Ingenieure eingestellt und zusätzliche Planungsbüros beauftragt. „Der Geldmangel ist keine Bremse mehr“, zeigt sich Groschek mit den Mitteln aus dem Bundesverkehrswegeplan zufrieden.

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    Nun geht es darum, die Planungen baureif zu bekommen und möglichst viele Baustellen parallel auf die Straße zu bekommen. Das neue Prinzip – lieber kurze Vollsperrung statt lange Behinderung – lässt sich auf der A45 mangels Alternativen aber nicht verwirklichen. Es wird also eng. Groschek: „Die Sünden der Vergangenheit holen uns jetzt ein.“

    Der spektakulärste Bau

    Eine der teureren Einzelmaßnahmen ist der Neubau der Talbrücke Rinsdorf. Dabei wird eine Bautechnik eingesetzt, die es in dieser Größenordnung in Deutschland noch nicht gegeben hat, wie Projektgruppenleiter Karl-Hermann Metz erklärt. Das Teilbauwerk in Richtung Dortmund wird neben der vorhandenen Brücke gebaut. Dann wird die alte Brücke komplett gesprengt und die neue komplett mitsamt der acht Pfeiler um 20 Meter verschoben. Das sei, so Metz, notwendig, weil die Rinsdorfer Brücke, anders als die Lennetalbrücke, bei die neue Fahrbahn ebenfalls verschoben wird, in einer Kurve verlaufe.