Dortmund. . Jens-Daniel Herzog inszeniert die Fledermaus an der Oper Dortmund. Trotz Sopranistin Emily Newton bleibt ein flacher musikalischer Eindruck.

Der Dortmunder Opern-Intendant Jens-Daniel Herzog bürstet das traditionelle Repertoire gerne gegen den Strich. Oratorien inszeniert er szenisch und das Ausstattungsstück schlechthin nun konzertant: die Fledermaus. Der Dauerbrenner von Johann Strauß (Sohn) wird damit zu einem vergnüglichen Abend mit tollen Sängern, dem aber jeder sozialkritische Biss abhanden kommt.

"Fledermaus"-Premiere in Dortmund

Premiere von Johann Strauß' Operette
Premiere von Johann Strauß' Operette "Die Fledermaus" in der Oper Dortmund. © Oper Dortmund
Premiere von Johann Strauß' Operette
Premiere von Johann Strauß' Operette "Die Fledermaus" in der Oper Dortmund. © Oper Dortmund
Premiere von Johann Strauß' Operette
Premiere von Johann Strauß' Operette "Die Fledermaus" in der Oper Dortmund. © Oper Dortmund
Premiere von Johann Strauß' Operette
Premiere von Johann Strauß' Operette "Die Fledermaus" in der Oper Dortmund. © Oper Dortmund
Premiere von Johann Strauß' Operette
Premiere von Johann Strauß' Operette "Die Fledermaus" in der Oper Dortmund. © Oper Dortmund
Premiere von Johann Strauß' Operette
Premiere von Johann Strauß' Operette "Die Fledermaus" in der Oper Dortmund. © Oper Dortmund
Premiere von Johann Strauß' Operette
Premiere von Johann Strauß' Operette "Die Fledermaus" in der Oper Dortmund. © Oper Dortmund
Premiere von Johann Strauß' Operette
Premiere von Johann Strauß' Operette "Die Fledermaus" in der Oper Dortmund. © Oper Dortmund
Premiere von Johann Strauß' Operette
Premiere von Johann Strauß' Operette "Die Fledermaus" in der Oper Dortmund. © Oper Dortmund
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Brave Bürger wollen mal aus der Rolle fallen. Sie verkleiden sich, frönen dem Alkohol und wagen derart doppelt geschützt und motiviert Tabubrüche, zum Beispiel den Seitensprung. Das wirkt in der heutigen Zeit rührend bieder, doch 1874 war die Geschichte eine zündende Antwort auf Jacques Offenbachs Pariser „Bouffes“, in denen die Bourgeoisie ebenfalls aufs Korn genommen wird. Strauß garniert sein Erfolgsstück mit unvergesslichen Melodien, und „Die Fledermaus“ ruft geradezu nach verschwenderischen Kostümen und glitzernden Kronleuchtern und luxuriösen Ball­sälen.

Das ganze Personal spielt Theater

Stattdessen gibt es Notenständer satt. Das Arbeitswerkzeug von Sängern und Musikern macht Karriere als Statussymbol. Denn nicht nur die Kammerzofe Adele will zur Bühne, das ganze Personal spielt Theater, spielt sich selbst was vor und ist sich des Publikums dabei stets gewiss.

Und es gibt Fritz Eckenga. Der Kabarettist kommentiert als Gerichtsdiener Frosch das Treiben der feinen Herrschaften aus der Unterschichts-Perspektive. Dafür richtet er sich einen Spießerwinkel ein, mit zwei Kästen Brinkhoffs, einem staubigen Fernsehsessel und einem Vogelhäuschen, das als Sinnbild für das Gefängnis steht. Und so führt Eckenga durch die Handlung, lässt seine Sprüche los, „hier sind ungefähr 1200 Leute mehr als letztens auf der Südtribüne. Sind Gewaltbereite unter ihnen?“, und schafft es bei allen Lachern doch nicht, die Handlung anzuschärfen. Denn durch das ganze Reden geht viel zu viel Tempo verloren.

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Das Orchester sitzt auf der Bühne und spielt sich unter Motonori Kobayashi wacker durch die Partitur, die funkelt und glitzert und betört. Doch die pikanten Rhythmen und raffinierten Instrumentationseffekte werden gerne durch Einwürfe seitens der Hausmeister-Frosch-Fraktion gestört. Und so bleibt der musikalische Eindruck unbefriedigend flach.

An der Rampe abgeliefert

Auch das großartige Ensemble kann nicht derart zur Hochform auflaufen wie in einer Inszenierung. Die Arien und Ensembles entwickeln sich nicht aus einer psychologischen Spielsituation heraus als Höhepunkte, sondern werden an der Rampe abgeliefert. Das ist schade, denn Sopranistin Emily Newton ist eine bezaubernde Rosalinde, die das Potenzial hat, alle in den Sack zu stecken, ihren bigotten Ehemann sowieso. Und Hannes Brock macht aus dem Eisenstein einen alternden Bürokraten, der es noch einmal wissen will. Ashley Thouret ist eine allerliebste, nie um Spitzentöne verlegene Adele und Ileana Mateescu ein verwöhnt-gelangweilter Prinz Orlofsky. Joshua Whitener gibt als Alfred das Klischeebild eines Tenors, der nicht aufhören kann zu singen. Am Ende schwebt sogar eine künstliche Fledermaus den Theaterhimmel herab und fragt sich wohl, ob eine konzertante Realisierung wirklich die richtige Lösung für dieses Stück ist. Egal. Fritz Eckenga zückt seine Konfetti-Kanone aus dem mittlerweile leeren Bierkasten und schießt sie ab. Hauptsache.