Hagen.. Wolf-Sichtung in Brilon: Es ist bereits die 14. in NRW. Tierschützer freuen sich, doch es gibt auch Vorbehalte über die Rückkehr der Vierbeiner.

In Brilon ist tatsächlich ein Wolf gesehen worden - das haben die Behörden jetzt bestätigt. Damit wird deutlich: Der Wolf kehrt langsam zurück nach NRW. Der Kontakt in HSK ist bereits die vierzehnte bestätigte Sichtung im Land - und schon die zweite in Südwestfalen. Heimische Naturschützer werten das als gutes Zeichen, viele Nutztierhalter sind aber über die Rückkehr der Vierbeiner entsetzt. Immer noch herrschen viele Vorurteile und Unklarheiten, wenn es um die wild lebenden Tiere geht. Doch, wie gefährlich ist der Wolf eigentlich wirklich? Ein Faktencheck.

Breiten sich Wölfe unkontrolliert aus?

Nein. Wolfsrudel bestehen meist aus zwei Elterntieren sowie deren Jungen aus den vergangenen zwei Jahren. Ein Wurf kann dabei zwischen ein und elf Tiere beinhalten, durchschnittlich werden in einem Jahrgang etwa vier bis sechs Tiere geboren. Junge Wölfe verlassen im Alter von etwa ein bis zwei Jahren die Eltern und versuchen ein eigenes Rudel zu gründen. Die tatsächliche Anzahl von Wölfen in einem Bereich ist deshalb begrenzt: In einem Revier leben immer nur Tiere eines Rudels und verteidigen ihr Gebiet gegen fremde Wölfe.

Wie nah kommt der Wolf?

Rudel gibt es in NRW derzeit noch nicht, Experten konnten bisher immer nur Einzelexemplare nachweisen. Fest ansässige Rudel mit nachgewiesener Reproduktion gibt es im weiteren Umkreis erst in Niedersachsen. Einzeltiere und Rudel meiden dabei in der Regel die Nähe zu Menschen - ganz verhindern lassen sich zufällige Zusammentreffen von Vierbeinern und Zweibeinern aber tatsächlich nicht.

Ist der Wolf gefährlich?

Laut einer Auswertung des NABU auf Basis von Daten aus der Lausitz, bildet vor allem Wild die Hauptbeute der Tiere. Am ehesten bevorzugen Wölfe demnach Rehe und Wildschweine. Allerdings können Wölfe nicht zwischen Nutztieren und wilder Beute unterscheiden und wildern auch immer mal wieder in Nutztierherden, etwa von Ziegen oder Schafen. Nach Angaben der Naturschützer kommt das allerdings relativ selten vor, Nutztiere machen statistisch gerade einmal 0,8 Prozent der Nahrungszusammensetzung aus. Angriffe auf Menschen kommen nach Angaben des Bundesamtes für den Naturschutz zudem so gut wie nie vor. Meist gibt es nur dann Konflikte, wenn die Tiere mit Tollwut infiziert sind oder durch eine aktive Fütterung zu sehr an die Nähe zu Menschen gewöhnt sind.

Sind die Wolfsreviere riesig?

Wölfe können tatsächlich ein riesiges Gebiet bewohnen, eine Reviergröße von 200 Quadratkilometern ist keine Seltenheit. Zum Vergleich: Die Fläche von Südwestfalen beträgt rund 6200 Quadratkilometer.

Was sagen die Schäfer?

Unter den Schäfern herrscht kein positives Bild: „Die Rückkehr des Wolfes wird von Naturschützern und Landesregierung schöngeredet“, sagt Heinrich Junge, Bezirksvorsitzender der Schafzüchtervereinigung NRW im Kreis Olpe. Problematisch sei für ihn, dass entstehende Kosten nicht in ausreichendem Maße von der Landesregierung kompensiert würden: „Mittlerweile sollen wir zwar Zuschüsse für Sicherungsanlagen bekommen, Aufbau- und Wartungsarbeiten müssen wir aber selbst zahlen.“ Zudem beklagt er ein bürokratisches Entschädigungsverfahren, wenn Tiere gerissen würden. Insgesamt sei die Situation für die Schäfer daher unbefriedigend. „Wir brauchen den Wolf nicht“, sagt Junge.

Was sagen Naturschützer?

Michael Düben, vom NABU Kreisverband Siegen-Wittgenstein, bestätigt, dass es Probleme mit den wilden Tieren geben kann: „Man muss den Züchtern natürlich helfen, ihre Tiere entsprechend abzusichern“, sagt er. Trotzdem hält er die Rückkehr der Raubtiere für notwendig: „Wölfe sorgen dafür, dass es zu keiner Überpopulation von Wild kommt.“ Von den zur bevorzugten Beute der Wölfe gehörenden Wildschweinen habe es in den letzten Jahren etwa deutlich zu viele gegeben.

Was sagt die Tourismuswirtschaft?

Die Tourismuswirtschaft im HSK begrüßt den Wolf: „Zunächst sollte man sich ja als Bürger generell freuen, wenn sich Arten wieder ansiedeln“, sagt Thomas Weber, Chef des Sauerland Tourismus e.V. Aber auch aus wirtschaftlicher Sicht sei die Entwicklung positiv: „Eine Landschaft ist ja immer nur so interessant, wie ihre Vielfalt an Arten. Deshalb kommt die Rückkehr auch dem Tourismus zugute.“