Königssee. . Geht es nach Skeleton-Pilot Alexander Gassner wird es kalt am Wochenende. Denn das erhöht die Chancen des Winterbergers bei der WM am Königssee.

  • Alexander Gassner hat bei der Skeleton-WM im EInzelrennen zur Halbzeit gute Chancen
  • Nur der Führende Lette Martins Dukurs liegt nach zwei Läufen schon uneinholbar vorn
  • Jetzt hofft der Sauerländer Gassner auf kaltes Wetter beim dritten und vierten Durchgang

Alexander Gassner legt seinen Kopf leicht in den Nacken. Der Skeleton-Pilot des BSC Winterberg steht eigentlich etwas zu nah vor der großen Videowand im Ziel der Eisarena am Königssee, um sich stressfrei den zweiten Lauf des Letten Martins Dukurs anzuschauen. Doch die knappe Minute, welche Dukurs durch den Eiskanal rast, hält Gassner aus, weil es sich lohnt. Außerdem sind seine Nackenmuskeln derart gestählt, dass ihm der Blickwinkel nichts ausmacht.

Nach den ersten beiden von insgesamt vier Läufen bei der Weltmeisterschaft am Königssee liegt Dukurs, der Dominator, als Führender in 1:41,95 Minuten mit 0,76 Sekunden Vorsprung auf den Russen Nikita Tregybov eindrucksvoll auf Goldkurs. Auf Rang drei und vier folgen vor den zwei entscheidenden Durchgängen am Sonntagvormittag der Deutsche Axel Jungk (+0,86) und der Russe Alexander Tretiakov (+0,90).

Gassner, der Pilot des BSC Winterberg, geht als Fünfter des Klassements in die Halbzeit (+0,97). Anders als der ihm folgende Christopher Grotheer (+1,39) ist der Sauerländer damit noch ein Medaillenkandidat. Gassner schlüpft am Sonntag in die Rolle des Jägers – und er fühlt sich durchaus wohl darin. „Bis Platz zwei sind die Abstände so, dass noch alles möglich ist“, sagt der 27-Jährige nach dem zweiten Lauf im Gespräch mit dieser Zeitung zuversichtlich.

Schließlich liegt ihm die Eisrinne am Königssee. Hier erreichte Gassner in diesem Winter mit einem dritten Platz das erste Weltcup-Podest seiner Karriere, hier holte er zum Auftakt der WM am vergangenen Wochenende mit einer international zusammengestellten Mannschaft die Bronzemedaille im Teamwettbewerb. Mehr noch: Hier knackte er bei eben diesem Teamwettbewerb in 50,01 Sekunden den Bahnrekord, den zuvor wer hielt? Martins Dukurs.

„Im ersten Lauf habe ich fast noch mehr Fehler gemacht, als im zweiten“, analysiert Gassner seine ersten beiden Auftritte. Trotzdem rutschte er von zwischenzeitlich Rang drei auf fünf ab. Ein Widerspruch? „Nein“, erklärt der Sauerländer, „die Bedingungen kamen mir nicht entgegen.“ Im ersten Lauf sei das Eis kälter gewesen, „im zweiten ist es etwas wärmer geworden und deshalb hat das Material nicht mehr 100-prozentig gepasst.“

Erstmals bei einer WM liegt dieses Mal ein Tag Pause zwischen den ersten beiden und den abschließenden Läufen der Skeleton-Herren. Gassner weiß, wozu er diese Zeit nutzen wird: „Wir werden ein wenig trainieren – und dann den Schlitten für die Läufe am Sonntag vorbereiten“, sagt er. Er möchte keine anderen Kufen fahren oder irgendetwas Grundlegendes an seinem Sportgerät verändern. „Im Großen und Ganzen funktioniert das System ja“, sagt er und hofft, dass die Wetterprognose eintrifft, nach der es am Sonntagvormittag wieder etwas kälter am Königssee wird.

Morgenstern ist auch vor Ort

„Alex muss Gas geben, das habe ich ihm gerade auch nochmal mit auf den Weg gegeben“, sagt Jens Morgenstern, Vorsitzender des BSC Winterberg, der die WM an diesem Wochenende vor Ort verfolgt. Doch nach all den Wirrungen und Irrungen, welche Gassner Karriere in den vergangenen Jahren erlebte, traut er seinem Piloten dies zu. „Ich liege schon lockerer auf dem Schlitten in diesem Winter“, sagt Gassner über die erfolgreichste Zeit seines Pilotendasein noch.

So locker wie Dukurs zwar noch nicht, aber deshalb lohnt sich ja auch jeder Blick auf das Wirken des amtierenden und des Weltmeisters in spe aus Lettland.