Schönau/Winterberg. . Sie hatten an den Medaillen geschnuppert. Warum für Jamanka/Drazek bei der Bob-WM doch nur „Blech“ blieb und wer auf Gold-Kurs liegt.

Bob-Anschieberin Annika Drazek vom BSC Winterberg konnte bei der Weltmeisterschaft ihren Titel, den sie im vergangenen Jahr mit Anja Schneiderheinze geholt hatte, nicht verteidigen. Mit ihrer neuen Pilotin Mariama Jamanka aus Oberhof verpasste Drazek am Königssee die Medaillenränge und belegte nach vier Läufen den guten vierten Platz – 0,37 Sekunden fehlten Jamanka/Drazek zu Bronze. Die favorisierte US-Starterin Elana Meyers Taylor (USA) gewann zum zweiten Mal den WM-Titel, Olympiasiegerin Kaillie Humphries (Kanada) holte mit nur drei Hundertstelsekunden Rückstand Silber. Mitfavoritin Jamie Greubel Poser (USA/+0,23) komplettierte das Podest.

„Die Konkurrenz ist saustark, die Drei waren schon in den vergangenen Jahren immer ganz vorne“, sagte Jamanka, die erst im vergangenen Winter ihr Weltcup-Debüt gegeben hatte: „Dass wir jetzt schon einigermaßen mithalten können, ist sehr gut.“ Auch der aus Winterberg stammende Chef-Bundestrainer René Spies sieht mit Blick auf die Winterspiele 2018 in Pyeongchang keinen Grund zur Sorge.

Bundestrainer René Spies bleibt gelassen

Sein Frauenteam liege nach dem Rücktritt von Ex-Weltmeisterin Anja Schneiderheinze im Plan. „Wir müssen den Mädels Zeit geben“, sagte Spies in der ARD: „Die Zeit dieser Generation kommt zwischen 2018 und 2022. Natürlich werden wir trotzdem alles versuchen, um den Lucky Punch in Pyeongchang zu landen. Wenn eine von den drei Top-Starterinnen Federn lässt, wollen wir da sein.“

Nur nach dem ersten Durchgang am Freitag hatten Jamanka/Drazek auf dem dritten Rang gelegen, anschließend verloren sie jedoch viel Zeit auf das favorisierte Trio aus Nordamerika. Stephanie Schneider (Oberbärenburg/+1,30) wurde mit Anschieberin Lisa Buckwitz Achte, gleich dahinter schloss Christin Senkel (Erfurt/+1,46) mit Ann-Christin Strack ab.

Friedrich deklassiert Herren-Konkurrenz

Hoffnungen auf die erste Medaille bei dieser Heim-WM dürfen sich die Deutschen an diesem Sonntag machen. Zweierbob-Spezialist Francesco Friedrich erfüllte in den ersten beiden von vier Läufen der Herren die hohen Erwartungen nicht einfach nur – er deklassierte die nationale und internationale Elite geradezu. Am Sonntag greift Friedrich mit Anschieber Thorsten Margis als Führender nun nach seinem vierten WM-Titel in Serie.

Die Bobfahrer Johannes Lochner (2.v.re.) und Francesco Friedrich (re.) bei Interviews.
Die Bobfahrer Johannes Lochner (2.v.re.) und Francesco Friedrich (re.) bei Interviews. © dpa

Angesichts von mehr als einer halben Sekunde Vorsprung auf den zweitplatzierten Kanadier Justin Kripps (+0,52) kann sich der 26-Jährige in den Läufen drei und vier sogar größere Fehler erlauben. „Das wird jetzt ein entspannter Abend“, sagte Friedrich Minuten nach seinem Zieleinlauf im Plauderton, mit einem solchen Vorsprung hatte er selbst nicht gerechnet: „Es ist schon schwierig, auch wenn es vielleicht gerade nicht so aussieht. Eigentlich liegt mir diese Bahn nicht besonders.“

Eher galt Vizeweltmeister Johannes Lochner (Stuttgart/+0,63) als Favorit auf seiner Hausbahn. Doch der gebürtige Berchtesgadener geht am Königssee sichtbar grippegeschwächt an den Start und liegt mit Joshua Bluhm zwischenzeitlich auf dem dritten Rang. „Ich habe Kreislaufprobleme“, sagte er: „Ich hänge schon seit drei Wochen so rum. Der Kopf sagt ja, aber der Körper sagt nein.“