Hagen. Graue Schnauze, treuer Blick – ältere Rüden suchen in Tierheimen länger nach einem neuen Zuhause als Hündinnen. Woran mag das liegen?

  • Rüden sind schwerer zu vermitteln als Hündinnen – sie warten länger im Tierheim länger auf ein neues Zuhause
  • Oft landen Hunde im Tierheim, wenn das Herrchen ins Altersheim geht oder keine Zeit mehr hat
  • Die Tiere bekommen oft jahrelang keine Anfrage von Interessenten

Graue Schnauzen, treuer Blick – ältere Rüden suchen in Tierheimen länger nach einem neuen Zuhause als Hündinnen. „Das liegt vielleicht daran, weil Rüden die Hierarchie häufiger infrage stellen und Schwächen der Halter eher ausnutzen. Hündinnen sind etwas leichter zu führen“, sagt Sonja La Pillo, Tierheimleiterin in Olpe. Wir stellen die sechs einsamsten Rüden aus der Region vor.

Balou

Balous lange Beine sind ständig in Bewegung. Er ist ein agiler, kraftvoller Hund, ein Podenco-Mix mit einer Schulterhöhe von 74 Zentimetern. Ein junger Mann schaffte sich den Hund bereits als Welpen an, zog dann aber aus beruflichen Gründen weg. Balou wurde an die Eltern abgeschoben, die dann aber mit dem sportlichen Hund nicht klar kamen. So landete er schließlich im Olper Tierheim. „Er ist ein charmanter Kerl, aber das Glück ist bislang an ihm vorbei gelaufen“, sagt Tierheimleiterin Sonja La Pillo. Bisher gab es erst wenige Anfragen für Balou. „Das hat uns auch überrascht. Wir hätten auch gedacht, dass er schneller ein neues Zuhause findet.“ Balou würde sich gut als Zweithund eignen, so hätte er jemanden, an dem er sich orientieren kann. Aber Achtung: Ausgeprägter Jagdinstinkt! Balou hat viel von seiner Podenco-Mutter abbekommen. Die windhundähnliche Rasse wird in Spanien zur Jagd gezüchtet.

Carl

„Hach, unser Carlchen“, sagt Nicole Schneider vom Siegener Tierheim. Carl, zehn Jahre alt, blonder Mischling, war bereits lange Zeit in einer liebevollen Familie vermittelt. Eines Abends schnappte er jedoch nach einer Frau, die zu Besuch war. „Der Beschützerinstinkt.“ Der Vater brachte Carl schweren Herzens zurück ins Tierheim. Regelmäßig fragt er nach, wie es dem Hund geht. Leider hat Carl bis heute noch kein neues Zuhause gefunden. Es sollte ein ruhiges Plätzchen sein, ohne kleine Kinder und am besten mit wenig Besuch. Die neuen Besitzer werden mit Schmuseeinheiten belohnt.

Kenny

Anschmiegsam und selbstbewusst, wachsam und sehr menschenbezogen: „Kenny ist ein typischer Schäferhund“, sagt Elke Heinemann. Sie ist die Vorsitzende des Marsberger Tierschutzvereins, der sich besonders um Schäferhunde kümmert. Seit drei Jahren wartet der Rüde auf ein neues Herrchen. Dabei hat Kenny schon viel erlebt. In Spanien wartete er bereits auf seine Tötung, die Ohren waren stark entzündet, bis er in letzter Minute von den Sauerländer Tierschützern gerettet werden konnte. Gesucht wird ein Hundehalter, der Erfahrung mit Schäferhunden hat und Kennys Ego etwas entgegensetzen kann. „Kenny braucht ein Zuhause, auf das er aufpassen kann.“

Max

„Als Max’ Herrchen ins Altersheim ging, landete der Hund im Tierheim. Wie das oft so ist“, sagt der Ennepetaler Tierheimleiter Ralf Neumann. Max ist ein ausgebildeter Jagdhund und begleitete sein Herrchen viele Jahre in den Wald. „Er hat einen grundehrlichen Charakter und ist sehr lernfähig“, sagt Sibylle Pfrommer aus Sprockhövel, die sich seit ein paar Wochen um den neunjährigen Griffon-Korthals-Rüden kümmert. Max sitzt ein Schalk im Nacken, sagt Pfrommer. Er stibitzt nämlich schon einmal gerne Socken oder Schuhe. Der Rüde lebte zuvor wahrscheinlich in einem Zwinger. Deshalb lernt der Neunjährige gerade Staubsaugen und Bügeln kennen. Also das Zuschauen, ohne Angst zu haben.

Hank

Hank wurde vor etwa zehn Jahren mit seinen zwei Brüdern im Iserlohner Tierheim abgegeben. Er ist als einziger des Wurfs übrig geblieben. So lebt der große Mischlings-Rüde nun schon fast sein gesamtes Leben im Iserlohner Tierheim. „Es gibt wenige Interessenten“, sagt Sabine Hammer, Vorsitzende des Tierschutzvereins. Am besten wäre ein sportliches Herrchen, das sich bereits mit Hunden auskennt, wenig Besuch bekommt und viel Zeit und Geduld mitbringt.

Monty

Monty erinnert die Briloner Tierheimleiterin Lena Becker ein bisschen an einen „griesgrämigen älteren Herrn“. Der Terrier-Mix hat gern seine Ruhe. Wenn allerdings die Frau vorbeikommt, die regelmäßig mit ihm spazieren geht, ist er ganz aus dem Häuschen und zutraulich. Deshalb ist Lena Becker auch sehr optimistisch, dass Monty auch in einem neuen Zuhause Vertrauen fasst. Sein Desinteresse an Menschen kommt wahrscheinlich daher, dass er auch seinen Besitzern egal war. Er kam als Fundhund ins Tierheim, aber seine Besitzer wollten ihn nicht zurück.