Arnsberg. . Die Gießereibranche befindet sich in einer schwierigen Situation. Die schlechte Konjunkturlage bei den Gießereien bereits ein Jahr an, erklärte Egbert Neuhaus, Vorstandsvorsitzender des Verbandes. Das Landeswirtschaftsministerium arbeitet nun an einem Aktionsplan.
- Unternehmensverband Westfalen-Mitte sieht Gießereien in kritischer Lage
- Wettbewerbsfähigkeit wegen hoher Stromkosten zunehmend gefährdet
- NRW-Wirtschaftsministerium arbeitet an Aktionsplan
Dreiviertel der Unternehmen der Metall- und Elektrobranche zwischen Warendorf und Winterberg erwarten nach einem guten Jahr 2016 ein noch besseres 2017. Dies spiegelt eine Konjunkturumfrage des Unternehmensverbandes Westfalen-Mitte wider, der knapp 360 Unternehmen mit rund 50 000 Beschäftigten vertritt. Um eine Branche macht sich allerdings nicht nur der Vorstandstandsvorsitzende Egbert Neuhaus ernsthaft Sorgen: „Die Gießereien im Land leiden schon seit mehr als einem Jahr unter einer sehr, sehr schlechten Konjunkturlage.“
Dies gilt für die Branche und nicht allein in Südwestfalen, sondern bundesweit. Die Gründe für die Krise sind nicht spezifisch regional. Gießereien sind energieintensive Betriebe. Mittelständler werden aber nicht ohne weiteres von Zusatzkosten wie der EEG-Umlage befreit, denn dies ist abhängig von der Gesamtstrommenge, die verbraucht wird.
NRW-Wirtschaftsministerium arbeitet an einem Aktionsplan
Die Konkurrenz aus dem Ausland, laut Unternehmensverband insbesondere aus der Türkei, sorgt zusätzlich nach wie vor für enormen Druck auf die heimischen Unternehmen. In dieser schwierigen Situation, mit womöglich nicht ausreichender Auslastung der Produktionen, wird es für Unternehmen ohne finanzielle Polster besonders eng. Finanzinstitute scheuen Kredite für Gießereien, sie gelten in einigen Bankhäusern als Hochrisiko-Kunden.
Die Krise der Gießereien im Land beschäftigt inzwischen Arbeitgeber, Gewerkschaften und sogar die Landesregierung. Immerhin sind bundesweit rund 80 000 Menschen in der Branche beschäftigt, allein in Nordrhein-Westfalen rund 25 000.
Nach Informationen der WESTFALENPOST hat es im Dezember auf Landesebene ein erstes Krisentreffen gegeben. Mit am Tisch waren die Industriegewerkschaft Metall, der Bundesverband der deutschen Gießerei-Industrie (BD-Guss) sowie Vertreter aus dem NRW-Arbeits- sowie des Wirtschaftsministeriums. Themen wie Fort- und Weiterbildung von Belegschaften, Inanspruchnahme von Maßnahmen über die Agentur für Arbeit sollen demnach besprochen worden sein.
Im NRW-Wirtschaftsministerium wird inzwischen an einem „Aktionsplan“ gearbeitet, der Ideen enthalten soll, um die Branche zukunftsfest zu machen. Verbandsvorstand Egbert Neuhaus erklärte, dass es in Kürze einen „Gießereigipfel“ in NRW geben werde. Das Ministerium sprach von einem kurzfristig stattfindenden Austausch.
Schnell helfen könnte der Branche eine Entlastung bei den Stromkosten. Landeswirtschaftsminister Garrelt Duin hatte dazu im Herbst 2016 bereits einen Vorschlag gemacht, gemeinsam mit seiner bayrischen Amtskollegin Ilse Aigner: ein Fonds, über den finanzielle Belastungen durch die weiter steigende EEG-Umlage über 25 Jahre gestreckt und so abgemildert werden sollen. Inwieweit dieser Vorschlag im politischen Berlin weiterverfolgt wird, ist aktuell unklar. Ein solcher Fonds würde nicht nur für Gießereien eine spürbare Entlastung von steigenden Stromkosten bedeuten.
Bundesverband fordert Entlastung bei den hohen Energiekosten
Zuletzt ist zum 1. Januar 2017 allein die EEG-Umlage von 6,35 auf 6,88 Cent pro Kilowattstunde gestiegen. Der Bundesverband der deutschen Gießerei-Industrie BD-Guss rechnet trotz EEG-Reform im Jahr 2014, die mittelfristig stabilisierende Wirkung entfalten sollte, mit einem weiteren Anstieg bis 2020 auf 7,5 bis 9,7 Cent pro Kilowattstunde. Stromkostensteigerungen durch weitere Umlagen und steigende Netzentgelte sind dabei noch nicht eingerechnet.
Selbst ein „Streckungsfonds“, wie ihn Minister Duin in die Debatte eingebracht hat, dürfte aus Sicht der Wirtschaft allein nicht ausreichend sein, um Unternehmen wie Gießereien auf Dauer wettbewerbsfähig zu halten. Auf einem Gießereigipfel dürfte dieses Thema also ganz sicher auf der Agenda stehen. Für die betroffenen Unternehmen drängt die Zeit, dies gilt auch über Südwestfalen hinaus.