Attendorn. . Das Automobilzulieferer-Unternehmen Muhr und Bender (Mubea) aus Attendorn denkt nicht an morgen, sondern lieber schon an das Übermorgen.

  • Automobilzulieferer aus Attendorn sieht die Zukunft elektrisch
  • Hohe Investitionen in Forschung und Entwicklung
  • Rasanter Wachstumskurs bei Umsatz und Beschäftigtenzahl hält an

„100 Jahre Zukunft“ lautet der Titel des Buches zum Jubiläum der Muhr und Bender (Mubea) KG. Er spiegelt den Kern der heutigen Philosophie des Attendorner Unternehmens wider, das in diesem Jahr einhundert Jahre Geschichte gefeiert hat. „Wir denken weniger an gestern oder morgen als vielmehr an übermorgen“, beschreibt Thomas Muhr, Urenkel des Gründers Josef Muhr und persönlich haftender Mubea-Gesellschafter eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg. Zwei weitere Faktoren benennt der geschäftsführende Gesellschafter: „Mut und die Neugierde des Ingenieurs, der es immer besser wissen will“.

Federn von A-Z

Diese Neugierde auf und Offenheit für neue Produkte muss sich über Generationen vererbt haben. Am 1. August 1916 startete Firmengründer Josef Muhr in einem besseren Schuppen im sauerländischen Attendorn die Produktion von Federn aller Art. Zur Palette gehörten in den ersten Jahrzehnten bis in die zweite Generation unter Josef Muhr dem Jüngeren auch exotisch anmutende Produkte wie Gamascheneinsteckfedern, Konservenglasbügel und Einmach-Apparate-Federn, Metallgelenke für Schuhsohlen und später, in den 60er und 70er Jahren auch Metallflaschenöffner, wie man sie heute noch kennt.

Leichtbau schon vor 20 Jahren

Erst Mitte der 70er Jahre, in der dritten Generation unter der Führung von Karl-Heinz Muhr, fokussiert sich Mubea zunehmend auf die Automobilindustrie und ein bis heute wesentliches Standbein. „Wir beschäftigen uns mit Leichtbau schon mehr als 20 Jahre und weit vor CO2-Diskussionen“, bemerkt Thomas Muhr. Der Blick für das Übermorgen.

Die Entwicklung ist elektrisch

Im letzten Jahrzehnt ist Mubea beinahe explosionsartig rund um den Globus gewachsen. Gut zehn Prozent Umsatz- und Beschäftigtenzuwachs im Jubiläumsjahr sind keine Überraschung, sondern das Erreichen eines angepeilten Zieles.

Für das nächste Jahrzehnt spielt der Verbrennungsmotor weiter die größte Rolle. Die Relation zwischen Verbrenner und Elektroauto liegt aktuell bei 100:1 – in Millionen Autos pro Jahr. Aber Thomas Muhr sieht sehr genau, „dass es in der Automobilbranche zu disruptiven Veränderungen kommen wird.“ Und dass sie auch Mubea betreffen. Drei große Geschäftsfelder benennt Muhr: Eine Viertel der Produktion fällt in den Bereich Karosserie, zwei Viertel betreffen Fahrwerkskomponenten, ein Viertel Antriebstechnik. Aus Sicht des Mubea-Chefs ist klar, „es geht ultimativ in Richtung Elektromobilität“. Die Entwicklung führe zunächst sicher auch über Hybridisierung, also die Kombination von Verbrennungs- und Elektromotor. Produkte wie die Mubea-Riemenspannsysteme müssen in jedem Fall weiterentwickelt werden, „einige Produkte werden künftig ganz wegfallen.“

Invest in Innovationen

Bange ist ihm deshalb nicht: „Wir haben heute schon überlegt, welche Produkte wir in zehn Jahren auf den Markt bringen.“ Gerade ist eine weitere Kooperation mit der RWTH Aachen, wo sich bereits ein Mubea-Leichtbauzentrum befindet, auf den Weg gebracht worden. Das Ziel: Neue Ideen entwickeln, im Bereich Antriebe die Felder für Mubea finden. Thomas Muhr glaubt daran, dass es sich lohnt, kleine Entwicklerteams außerhalb des Standortes Sauerland auf die Reise zu schicken. Zum Ausprobieren des Übermorgens mit der Genehmigung, auch einmal zu Scheitern und wieder in einen neue Richtung zu starten. Bislang ein erfolgreicher Ansatz.

Rund einhundert Millionen Euro pro Jahr fließen bei Mubea aktuell in Forschung und Entwicklung. Wie es scheint, eine solide Basis für „100 Jahre Zukunft“.

Mubea im Wandel der Zeit

In diesem Schuppen in Attendorn begann die Erfolgsgeschichte von Mubea.
In diesem Schuppen in Attendorn begann die Erfolgsgeschichte von Mubea. © WP
Werbung aus der Nachkriegszeit: Mubea produzierte keineswegs
Werbung aus der Nachkriegszeit: Mubea produzierte keineswegs "nur" herkömmliche Federn für den Automotive-Bereich, sondern auch für den täglichen Gebrauch. © Mubea
Werbung aus der Nachkriegszeit: Mubea produzierte keineswegs
Werbung aus der Nachkriegszeit: Mubea produzierte keineswegs "nur" herkömmliche Federn für den Automotive-Bereich, sondern auch für den täglichen Gebrauch - etwa Riemenspanner. © Mubea
Werbung 60-70er Jahre: Auch Flaschenöffner gehören zum Produkt-Portfolio der Attendorner.
Werbung 60-70er Jahre: Auch Flaschenöffner gehören zum Produkt-Portfolio der Attendorner. © Mubea
Eine Leichtbaufelge, die Gewicht spart - und zwar aus Carbon. Konzipiert von Mubea.
Eine Leichtbaufelge, die Gewicht spart - und zwar aus Carbon. Konzipiert von Mubea. © Mubea
Das Flexible Walzen von Tailor Rolled Blanks ist ein neuartiges und großserienerprobtes Verfahren, bei dem der Walzspalt während des Walzprozesses kontinuierlich verändert wird.
Das Flexible Walzen von Tailor Rolled Blanks ist ein neuartiges und großserienerprobtes Verfahren, bei dem der Walzspalt während des Walzprozesses kontinuierlich verändert wird. © Mubea | Mubea
Mubea produziert viele Teile, die später ins Auto eingebaut werden.
Mubea produziert viele Teile, die später ins Auto eingebaut werden. © Mubea
Das Flexible Walzen von Tailor Rolled Blanks ist ein neuartiges und großserienerprobtes Verfahren, bei dem der Walzspalt während des Walzprozesses kontinuierlich verändert wird.
Das Flexible Walzen von Tailor Rolled Blanks ist ein neuartiges und großserienerprobtes Verfahren, bei dem der Walzspalt während des Walzprozesses kontinuierlich verändert wird. © Mubea
... hier die Fertigung einer Feder.
... hier die Fertigung einer Feder. © Mubea
Hier zu sehen: Das Produktbild einer Feder
Hier zu sehen: Das Produktbild einer Feder © Mubea
Ziemlich modern: Die Firmenzentrale von Mubea heute.
Ziemlich modern: Die Firmenzentrale von Mubea heute. © Ralf Rottmann/ Funke Foto Services
Ziemlich modern: Die Firmenzentrale von Mubea heute.
Ziemlich modern: Die Firmenzentrale von Mubea heute. © Ralf Rottmann/ Funke Foto Services
Ziemlich viel High-Tech: Die Fertigung einer Feder.
Ziemlich viel High-Tech: Die Fertigung einer Feder. © Mubea
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Rasantes Wachstum

Am 1. August 1916 gründete Josef Muhr der Ältere in einem Schuppen in Attendorn das Unternehmen, das heute an 29 Standorten in Europa, Asien und Amerika vertreten ist.

Von 2004 bis heute hat sich der Umsatz auf zwei Milliarden Euro (2016) nahezu vervierfacht. Die Zahl der Beschäftigten stieg von 3800 (2004) auf heute rund 12 000, 3000 arbeiten für Mubea in Deutschland.