Hagen. . Pflegewissenschaftlerin Angelika Zegelin gibt Tipps. Mehrere Besuche nötig

  • Pflegewissenschaftlerin Angelika Zegelin gibt Tipps
  • Mehrere Besuche sind nötig
  • Entscheidend ist die Menschlichkeit

Vergangenen Samstag hat die pensionierte Pflegewissenschaftlerin Angelika Zegelin in Dortmund ein ungewöhnliches Angebot gemacht: Heimhopping. Die gelernte Krankenschwester und frühere Professorin an der Uni Witten/Herdecke ist mit einer Gruppe von Interessenten zu zwei Pflegeheimen gefahren. Das Ziel: Üben wie man ein gutes Heim erkennt. Denn das ist, so hat die 64-Jährige immer wieder aus Zuschriften erfahren, ein Riesenproblem: „Die Noten des Medizischen Dienstes der Krankenversicherung sagen gar nichts aus. Auch Preis und Träger geben keinen Hinweis auf die Qualität. Das heißt: Wer für sich (für später) oder für Verwandte etwas sucht, muss selbst aktiv werden. Deshalb hat Angelika Zegelin eine Checkliste entwickelt (ausführlich unter „Materialien“ auf www.angelika-zegelin.de).

Der erste Eindruck

Sieht es aus wie im Krankenhaus, riecht es nach Klinik? Ist die Eingangshalle belebt? Machen die Menschen einen freundlichen Eindruck? Hetzen Mitarbeiterinnen durch die Gegend? Wie ist der Umgangston? Wie sehen die Bewohner aus (Kleidung, Frisur)? Wenn sehr viele Bewohner im Rollstuhl sitzen, spricht dies nicht für eine gute Mobilitätsförderung.

Allgemeine Fragen

Wie viele Bewohner sind auf diesem Wohnbereich (kleiner ist besser)? Kann man eigene Möbel/Sachen mitbringen? Wie ist die Wartezeit? (Meistens sind Heime gut, die lange Wartelisten haben!) Sind Angehörige willkommen?

Personal/Medizin

Wie ist die Relation Fachkräfte – Bewohner? Wie die Nachtbesetzung? Ausbildungsstand? Wird Tariflohn bezahlt? Ob es unbesetzte Stellen gibt, einen hohen Krankenstand, viel Fluktuation und Deutsch sprechendes Personal, sollte man vorsichtig heraushören. Gibt es Hauswirtschaftspersonal oder müssen Pflegefachkräfte spülen, abräumen, Küchenaufgaben erledigen? Wie ist es mit Physiotherapie, Fußpflege, Friseur? Wird auf die Zähne geachtet? Hörgeräte? Achtung: Sehr viele Klinikeinweisungen sprechen nicht für Qualität.

Konzepte

Sind die Pflegenden bestimmten Bewohnern zugeordnet? Wenn eine Fachperson für 15 Bewohner zuständig ist, kann das nicht funktionieren. Gibt es ein Konzept für demente Menschen? Hat jemand eine gerontopsychiatrische Weiterbildung? Oder in Bezug auf Schmerz, Schlaganfall, Wundsein, Mangelernährung, Kontinenzberater, Mobilitätsförderung? Gibt es so was wie Ehrenamtsgruppen? Überhaupt Verbindungen in die Gemeinde (Schulen, Kindergärten)? Welche Angebote macht das Heim nach außen (Café, Kultur)? Gartennutzung? Tiere im Heim? Tierbesuche? Ausflüge? Musik und Tanz? Gibt es Alkohol? Hat die Fachpflege Zeit für „kleine Wohltaten“ wie Rückeneinreibungen oder ein Fußbad?

Rundgang/Tagesraum

Kein guter Eindruck ist, wenn viele alte Menschen Gelenkversteifungen haben, gekrümmt in unpassenden Rollstühlen „hängen“. Tragen Damen Schmuck? Wird auf angepasste Kleidung geachtet? Spielen Lippenstift/Nagellack eine Rolle? Wird auf Frisur/Rasur geachtet? Werden Brillen geputzt?

Das Menschliche

Eine Hopping-Wiederholung plant Angelika Zegelin, aber eine Institution soll es nicht werden. Sie ist überzeugt, dass die Menschen das alleine schaffen: „Vertrauen Sie Ihrem Baugefühl und dem gesunden Menschenverstand. Kommen Sie mehrmals. Achten Sie auf räumliche Nähe zu den Angehörigen, die am Anfang dreimal pro Woche vorbeischauen sollten. Wenn es nicht passt, scheuen Sie den Wechsel nicht.“ Das Wichtigste aber: „Lassen Sie sich nicht vom Bau beeindrucken. Entscheidend ist die Menschlichkeit, denn es geht um die letzte Zeit des Lebens.“