Hagen. . Das Deutsche Kaltwalzmuseum zieht von Schloss Hohenlimburg ins Hagener Freilichtmuseum. Dagegen klagt die Schloss gGmbH wegen Vertragsbruchs

  • Das Deutsche Kaltwalzmuseum zieht von Schloss Hohenlimburg ins Freilichtmuseum Hagen
  • Deshalb klagt die Schloss gGmbH jetzt wegen Vertragsbruch
  • Auch die Konzerte des Klavierfestivals Ruhr auf dem Schloss sind von dem Streit betroffen

Das Deutsche Kaltwalzmuseum verlässt den Standort Schloss Hohenlimburg und wandert ins Freilichtmuseum Hagen. Dagegen klagt die Schloss gGmbH, deren Mehrheitsgesellschafter Fürst Maximilian zu Bentheim-Tecklenburg ist. Der Vorwurf lautet Vertragsbruch. Adel kontra Industrie, und das Ergebnis ist ein Streit, der wie ein bizarres Märchen anmutet.

Der Konflikt

Im Jahr 2013 machte Fürst Bentheim das Restaurant am Schloss dicht. Später wurde im Rahmen von Sanierungsarbeiten am neuen Palas das Schlossmuseum ausgeräumt. Auf den Schlossberg verirrt sich kaum noch Publikum. „Fürst Bentheim hat mehrfach gesagt, dass er dort oben kein eigenes Museum mehr einrichtet“, schildert Klaus von Werneburg als Sprecher des Fördervereins Deutsches Kaltwalzmuseum. „Ohne Schlossmuseum fehlt dem Kaltwalzmuseum aber die Existenzgrundlage. Die Besucherzahl ist drastisch eingebrochen.“ Die Schließung des Restaurants sei nicht überlebenswichtig, habe die Atmosphäre aber getrübt. Dr. Hans-Toni Junius, Vorsitzender der Geschäftsführung der C.D. Wälzholz in Hagen: „Wir haben die Restauration häufig mit Kunden genutzt. Wir haben dem Fürsten nahegelegt, das Restaurant weiter zu betreiben.“

Die Klage

Fürst Bentheim sieht im Auszug der Kaltwalzer einen Vertragsbruch. „Ziel des Gerichtsverfahrens ist die Feststellung der Wirksamkeit der beiderseits eingegangenen vertraglichen Verpflichtungen und der daraus resultierenden Ansprüche“, stellt das Fürstenhaus in einer Mitteilung fest. Darin wird als Kernpunkt des Streites die Höhe des Betriebskostenzuschusses genannt, den der Verein für die Nutzung der Räumlichkeiten zahlen soll. Dagegen argumentiert von Werneburg: „Die Gründe, die der Fürst nennt, sind für uns völlig nebensächlich. Wir zahlen keine Miete, weil wir vor dem Einzug den alten Palas bis auf das Dach saniert haben und seither Sorge um Dach und Fach tragen. Dennoch überweisen wir 600 Euro im Monat, um den Fürsten nicht vor den Kopf zu stoßen. Die Firma C.D. Wälzholz hat der Schloss gGmbH seinerzeit unter die Arme gegriffen, das können wir gegenrechnen. Fürst Bentheim hat einen Budgetplan vorgelegt, aber der enthielt völlig unbrauchbare Zahlen.“

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Die NRW-Stiftung

Fürst Bentheim verweist auf mögliche Regressforderung gegen die Kaltwalzer seitens der NRW-Stiftung. Die hatte der Schloss gGmbH 750 000 Euro zur Verfügung gestellt. Damit wurden der Wehrgang, der Garten sowie Obergeschoss und Dach des alten Palas saniert. „Die Grundlage der Zusammenarbeit waren der Gesellschaftervertrag, ein Nutzungs- und Kooperationsvertrag zwischen dem Fürstenhaus und den Vereinen und ein Managementvertrag für das Kaltwalzmuseum, für den der Förderverein zahlt“, so von Werneburg. Auch die Stadt Hagen wurde ins Boot geholt. Sie unterstützt bis zum 31. 12. 2019 mit 10 000 Euro jährlich die gGmbH. Die NRW-Stiftung will zum laufenden Streit keine Stellung beziehen. Die Kaltwalzer sind der Auffassung, dass etwaige Regressansprüche nur gegen das Fürstenhaus geltend zu machen sind.

Wie geht es weiter?

Der Umzug des Kaltwalzmuseums ist beschlossene Sache. Der Förderverein hat mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe als Träger des Freilichtmuseums Kontakt aufgenommen. Das leerstehende Haus Letmathe wird saniert und so aufgerüstet, dass es die Maschinen des Museums ausstellen kann. Parallel dazu läuft eine Neukonzeptionierung. Ende 2017 soll Haus Letmathe fertig sein.

Und die Verträge?

„Wir haben den Managementvertrag, der ohnehin nie bedient worden ist, zum 31. Dezember 2016 gekündigt“, schildert von Werneburg. „Die Beendigung des Managementvertrages berechtigt uns, auch den Kooperationsvertrag zu beenden. Das werden wir zum 1. Januar 2017 tun. Das weiß das Fürstenhaus auch.“ Hans-Toni Junius ergänzt: „Ein Museum ohne Besucher hat keine Zukunft.“

Wie geht es weiter II?

Noch ist die Zugbrücke nicht ganz hochgezogen. Die Klageschrift wurde noch nicht zugestellt. Von Werneburg: „Wir haben in Rheda verhandelt, ob es möglich ist, den Palas anderweitig museal zu nutzen. Wir hoffen, dass man eine Lösung findet.“ Vom Streit betroffen ist Schloss Hohenlimburg ebenfalls als Spielort des Klavierfestivals Ruhr. Diese Konzerte ermöglichte bislang u.a. Wälzholz. Junius: „Wir sind bereit, den Auftritt wieder zu finanzieren. Aber nicht, wenn der Fürst Klage erhebt.“