Hagen.

Die Kinderarmut steigt in Deutschland – auch im ländlichen Südwestfalen. Das zeigen Zahlen der Bertelsmann-Stiftung.

Warum steigt die Armutsquote trotz sinkender Arbeitslosenzahlen?

„Kinderarmut ist Elternarmut“, sagt Franz Schrewe, Landesvorsitzender des Sozialverbandes NRW aus Brilon. Es gebe mehr arme Kinder, weil die Langzeitarbeitslosen nicht vom Hoch auf dem Arbeitsmarkt profitieren. Zudem seien viele Einkommen, insbesondere von Leiharbeitern, zu niedrig, um mehrere Kinder großzuziehen, so Franz Schrewe. Tatsächlich stellt auch die Bertelsmann-Stiftung fest, dass insbesondere Kinder arm sind, die mehrere Geschwister haben. Ebenso Kinder, die bei einem Elternteil leben. Die hohe Zuwanderungsquote aus Südosteuropa hat Hagens Sozialdezernentin Margarita Kaufmann vor Wochen als einen Grund für die in der Stadt stark gestiegene Armutsquote genannt.

Was hilft gegen die Kinderarmut?

Es gebe auf verschiedenen Ebenen gute Konzepte, erklärt Christina Kruse von der Bertelsmann-Stiftung. In NRW zum Beispiel das Projekt für bessere Bildungs- und Präventionsarbeit „Kein Kind zurücklassen“, an dem die Stadt Arnsberg beteiligt ist. Oder das Monheimer Projekt Mokids, wo man seit Jahren Unterstützungsketten für arme Familien aufgebaut hat. „All diese Projekte aber beseitigen nicht die Armut, sondern mildern die Folgen.“ Bei der Bertelsmann-Stiftung arbeitet man daher an einem neuen Konzept der Existenzsicherung: „Nach wie vor werden Teilnahmeaspekte der Kinder – etwa am Vereinsleben – bei der Berechnung der Hartz-IV-Sätze nicht berücksichtigt“, kritisiert sie. Im Übrigen werde bei der Kalkulation der Sätze der Bedarf von Kinder aus Familien der untersten Einkommengruppen zugrunde gelegt. Mindestlohn erhöhen, die Löhne von Leih- und Standardarbeitsnehmern angleichen, fordert Franz Schrewe. Eine Grundsicherung von 536 Euro pro Monat möchte der Kinderschutzbund NRW. Zudem eine Förderung von Betreuung und Bildung, so dass keine Elternbeiträge mehr nötig sind.