Münster. . Ines Bathen geht beim Volleyball-Bundesligisten USC Münster ins zehnte Jahr. Für ihre Karriere verließ Bathen ihre sauerländische Heimat Nuttlar 2007.

  • Ines Bathen steht beim Volleyball-Bundesligisten USC Münster vor ihrer zehnten Saison
  • Das Volleyballspielen lernte sie in ihrem sauerländischen Heimatdorf Nuttlar
  • In der vergangenen Saison verlor Bathen erstmals ihren Status als Stammspielerin

Ines Bathen nippt an ihrem Milchkaffee. Ihr Blick gleitet ab. Sie muss nachdenken. Mit der Frage nach der Einwohnerzahl hat die 26-Jährige offensichtlich nicht gerechnet. „Ich glaube, wir haben so um die 1800, ohne Gewähr.“ Ganz so viele sind es nicht: Das kleine Örtchen Nuttlar in der Gemeinde Bestwig im nördlichen Hochsauerland zählt etwa 1500 Bürger.

Bathen ist hier aufgewachsen. Hier besuchte sie die Schule, hier wohnen ihre Freundinnen. Und: In Nuttlar nahm die Lehramtsstudentin für die Fächer Sport und Geografie erstmals einen Volleyball in die Hand. Es war der Beginn einer erfolgreichen Karriere. Seit nunmehr neun Jahren spielt Bathen für den USC Münster in der 1. Bundesliga.

Aber der Reihe nach: Der Sauerländerin wurde das Volleyball-Gen in die Wiege gelegt. „Meine Eltern waren sowohl als Spieler als auch im Trainergeschäft tätig“, erklärt Bathen. So verwundert es nicht, dass sich Ines im zarten Alter von sechs Jahren dem TuS Nuttlar anschloss. Bis zur C-Jugend spielte sie ausschließlich in ihrem Heimatverein, ehe sie 2004 zum RC Sorpesee in die Regionalliga wechselte – etwa 45 Minuten Autofahrt von Nuttlar entfernt. Ohne ihre Eltern hätte das nicht funktioniert. „Sie haben mich nach jeden Training abgeholt“, erinnert sich Bathen – hin fuhr sie mit Bus oder Bahn. Sportlich blieb sie ihrem TuS anfangs dennoch treu: Dank eines Doppelspielrechts durfte Bathen weiter für den TuS Nuttlar spielen. „Das habe ich getan, allerdings bei den Senioren.“ Als C-Jugendliche!

2007 nach Münster

Der Wechsel brachte ihre Karriere ins Rollen. Die Außenangreiferin schaffte den Sprung in den Landeskader – und weckte das Interesse aus Münster. Dem Lockruf konnte sie nicht widerstehen. Nach drei Jahren beim RC Sorpesee entschied sich Bathen 2007, ihrer sauerländischen Heimat endgültig Lebewohl zu sagen. Sie zog in die Großstadt Münster, schloss sich dem USC an und besuchte ab sofort das frisch eröffnete Sportinternat – dort machte sie später auch ihr Abitur. „Zunächst war geplant, dass ich in der Reserve in der 2. Liga zum Einsatz komme, weil ich für die 1. Bundesliga zu klein schien.“

Doch es kam anders: Aufgrund von Verletzungen in der „Ersten“ bekam sie eine Chance in der Beletage. Ines überzeugte ihren damaligen Trainer auf Anhieb, und mauserte sich schnell zur Stammspielerin. „Ich habe es anscheinend ganz gut gemacht“, schmunzelt die mittlerweile dienstälteste Spielerin im Erstliga-Kader der Münsteranerinnen. Ein neues Zuhause, eine neues Umfeld, ein neues Team: Bathen war sich aber plötzlich selbst überlassen.

Zwangsläufig lernte sie, ihren Alltag eigenständig zu organisieren. „Ich hatte kein Auto und musste irgendwie vom Internat zum Training kommen“, nennt die Sportlerin ein Beispiel – ihre Eltern konnten sie jetzt nicht mehr fahren. „Ich habe dann meine Betreuer oder Mitspieler gefragt, ob sie mich zum Training bringen.“ Ihre Familie sieht sie seitdem nur selten, im Sommer fährt Bathen am Wochenende ab und zu nach Hause. Dafür begegnen sie sich regelmäßig in der Sporthalle des USC: „Meine Eltern kommen zu fast jedem Heimspiel.“

Auch auf dem Spielfeld entwickelte sich die Sauerländerin, die 2008 den Sprung ins Junioren-Nationalteam schaffte, mit den Jahren weiter. „Ich bin in den einzelnen Techniken besser geworden und habe ganz andere Trainingsstrukturen kennengelernt. Dadurch habe ich ein ganz anderes Spielbewusstsein entwickelt“, betont die angehende Lehrerin. Fortan war die Sauerländerin, die nach ihrer Internatszeit 2010 in eine eigene, kleine Wohnung zog und in Münster zu studieren begann, gesetzt. Und ihr Trainer ernannte sie in der Saison 2013/14 sogar zur Spielführerin.

Keine Stammkraft mehr

Das Amt führte sie zwei Jahre lang aus. Bis zum Beginn der vergangenen Saison. Ein neuer Trainer kam, und Bathen, sonst immer spielfähig, verpasste aufgrund einer Fußverletzung – „da war alles kaputt, die Bänder, der Knorpel“ – die ersten Spiele. Plötzlich war sie den Status als Stammspielerin los.

Genau den will sie sich in der neuen Saison, ihrer zehnten beim USC, zurückerkämpfen. Denn wer weiß, wie lange sie überhaupt noch Volleyball auf diesem Niveau spielen kann. „Irgendwann gibt es andere Schwerpunkte im Leben“, weiß Ines Bathen. Spätestens, wenn ihr Studium beendet ist und ihr Referendariat beginnt.