Bad Endorf. . Die Siegerländer Skeleton-Pilotin Jacqueline Lölling absolviert am Wochenende einen zentralen Leistungstest, um sich für das Weltcup-Team zu empfehlen. Außerdem steht die Zwischenprüfung an der Polizeischule an.

  • Zentraler Leistungstest überprüft Startnormen
  • Lölling steht vor der Zwischenprüfung an der Polizeischule
  • Wolfram Schweizer nicht mehr im Weltcupteam

Das Schwimmbad liegt weniger als einen Katzensprung entfernt, der Chiemsee eingebettet in das geschwungene Voralpenland in Sichtweite. „Tja“, sagt Jacqueline Lölling, während sie an ihrem Schreibtisch in der Bundespolizeischule in Bad Endorf sitzt, „aber ich muss lernen.“ Paragrafen pauken statt schwimmen zu gehen, Einsatztaktiken üben statt die Seele baumeln zu lassen – in drei Wochen steht zur Halbzeit von Löllings Ausbildung die Zwischenprüfung an.

In einem anderen Test muss sich die 21-jährige Skeleton-Pilotin aus dem siegerländischen Brabach allerdings bereits an diesem Wochenende beweisen. In Oberhof bittet Bundestrainer Jens Müller seine Athleten zum ersten zentralen Leistungstest. Auf dem vereisten Start könnte Lölling sogar mitten im Sommer der erste Schritt in den deutschen Weltcup-Kader der Saison 2016/17 gelingen – wenn sie die Startnorm von 5,05 Sekunden knackt. „Aber das wird schon schwierig“, sagt die Vize-Weltmeisterin von 2015 und lächelt. „Es ist zwar schön, wieder auf Eis zu laufen, aber zum jetzigen Zeitpunkt des Jahres doch irgendwie ungewohnt.“

Neuer Job für Wolfram Schweizer

Auch der Bundestrainer erwartet von seinen Athleten keine Bestleistungen. „Dieser Test ist mehr eine Bestandsaufnahme, ob man mit seiner Trainingsplanung auf dem richtigen Weg ist“, erklärt Müller im Gespräch mit dieser Zeitung. Lölling, die seit einem Jahr im Sommer mit ihrer Athletiktrainerin Kathi Wichterle besonders an ihren Sprintfähigkeiten arbeitet, sieht sich auf diesem. Wenngleich die Siegerländerin das Training erst nach der Zwischenprüfung wieder deutlich intensivieren kann. „Dann tritt das Thema Ausbildung bei der Bundespolizei vorerst in den Hintergrund“, sagt sie – und ihr Fokus richtet sich darauf, zum zweiten Mal in ihrer noch jungen Karriere den Sprung in das Weltcup-Team zu schaffen.

Auch abseits des Eiskanals macht Jacqueline Lölling eine ziemlich gute Figur.
Auch abseits des Eiskanals macht Jacqueline Lölling eine ziemlich gute Figur.

„Ich gehe zum jetzigen Zeitpunkt davon aus, dass Jacka dies gelingen wird“, erzählt Jens Müller. Auf eine große Veränderung muss sich die einstige Junioren-Weltmeisterin allerdings einstellen: Wolfram Schweizer, Vereinsvorsitzender ihres Klubs RSG Hochsauerland und seit Jahren als Chefmechaniker der deutschen Skeletonis eine Institution, wird sie und das Team bei den Wettkämpfen nicht mehr begleiten. „Mir wird damit eine wichtige Bezugsperson fehlen“, sagt Jacqueline Lölling, „zumal bei den anderen Athleten meistens ein Trainer des heimischen Stützpunkts dabei ist.“

Schweizer arbeitet ab jetzt als Projektleiter/Koordinator „Umsteiger“ für den Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD). „Er wollte nicht mehr den gesamten Winter unterwegs sein und wir möchten mit diesem Projekt schnelle Leute aus der Leichtathletik so schnell wie möglich an den Skeletonsport heranführen“, erklärt Jens Müller. Ohne einen individuellen Betreuer wird Lölling aber nicht bei den Weltcups antreten müssen. „In NRW wird gerade an der Optimierung des Stützpunktes gearbeitet, weshalb Jacka neben ihrer Trainerin vorerst von Wolfram Lösch aus Sachsen betreut werden wird.“

Kennenlernen in Oberhof

Am vergangenen Wochenende „beschnupperten“ sich die beiden bei Starts in Oberhof. Dort, wo es nun erstmals ernst wird. Anschließend heißt es für Jacqueline Lölling wieder lernen, lernen, lernen – immerhin mit einem reizvollen Blick aus dem Fenster.