London/Hagen. . Philipp Hofmann spielt in der zweiten englischen Liga Fußball und war in der vergangenen Saison mehrfach verletzt. Trotzdem besitzt der Sauerländer gute Chancen auf einen Platz im deutschen Kader für die Olympischen Spiele in Rio.
- Philipp Hofmann startete früher ins Training, um für Rio fit zu sein
- Olympia-Kader des DFB umfasst 18 Spieler und ist noch geheim
- Seit Januar verschärfte Anti-Doping-Vorgaben und Meldepflicht
Dieses erst lauter, dann leiser werdende Dröhnen der Motoren, fast verschluckt es jedes gesprochene Wort. Im Minutentakt schweben riesige Flugzeuge über das karge, mehrere Fußballplätze umfassende Trainingsgelände des Brentford FC im Westen von London. Sie befinden sich im Landeanflug auf den Flughafen London-Heathrow. Philipp Hofmann lässt sich von diesem Lärm nicht mehr stören. Nur ab und zu hebt er während seiner einsamen Joggingrunden den Kopf und schaut den Jumbos kurz nach. Manche müssen vor rund zwölf Stunden in Rio de Janeiro gestartet sein.
Kader wird am 14. Juli veröffentlicht
Rio de Janeiro, Brasilien. Philipp Hofmann möchte am Abend des 30. Juli dorthin fliegen. Nicht aus Heathrow, sondern aus Frankfurt am Main. Nicht alleine, sondern als Teil der deutschen U23-Fußballmannschaft, die vom 4. August bis hoffentlich zum Endspiel am 20. August erstmals seit 1988 wieder an einem olympischen Turnier teilnehmen wird.
„An Olympischen Spielen teilzunehmen – das wäre schon cool“, sagt der aus Eslohe-Wenholthausen stammende 23-Jährige. Am 14. Juli gibt Bundestrainer Horst Hrubesch den Kader bekannt, mit dem er in Brasilien am liebsten um die Goldmedaille mitspielen möchte. „Ich hoffe schon, dass ich dazugehören werde“, sagt Hofmann. Deshalb ist er bereits seit einer Woche wieder in London und trainiert für sich alleine. Offiziell nimmt der englische Zweitligist Brentford FC an diesem Mittwoch die Vorbereitung auf die kommende Saison auf.
Warum sich ausgerechnet ein deutscher Stürmer große Olympia-Hoffnungen macht, der „nur“ in der zweiten englischen Liga spielt? Die Frage ist berechtigt, aber einfach zu beantworten.
Zum einen, weil mitten in der Saisonvorbereitung das Olympia-Turnier vielen Bundesligisten nicht in den Kram passt. Maximal zwei Spieler – welcher Nationalität auch immer – sollen pro Klub freigestellt werden, besagt eine inoffizielle Übereinkunft. Da es aber keine Abstellungspflicht für Olympia gibt, halten sich alle deutschen Klubs noch bedeckt.
Zum anderen gehörte Philipp Hofmann in den vergangenen Jahren stets zum Kader der deutschen Junioren-Nationalmannschaften und trug bei der EM mit der U21 im vergangenen Jahr auch seinen Teil dazu bei, dass das Olympia-Ticket gebucht wurde.
„Ich fände es den jungen Spielern, die die Qualifikation nach Rio erst erreicht haben, gegenüber nicht fair, wenn sie nicht die Belohnung erhalten würden, dort mitzuspielen“, sagte Horst Hrubesch bereits mehrfach. Er legt jedoch ebenso Wert darauf, mit „einer schlagkräftigen Truppe dahin zu fahren“. Zu der „Altstars“ oder amtierende Weltmeister aber nicht gehören werden.
18 Köpfe umfasst ein Olympia-Kader, dessen Spieler nach dem 1. Januar 1993 geboren worden sein müssen. Ausnahme: Drei Akteure pro Team dürfen älter sein. Knapp 40 Fußballer setzte der Deutsche Fußball-Bund deshalb bereits im Januar auf eine Nominierungsliste. Sie unterliegen strenger Anti-Doping-Vorschriften und müssen zum Beispiel in einer Datenbank angeben, wo sie täglich zwischen 6 und 23 Uhr für einen eventuellen Test anzutreffen sind. Philipp Hofmann, der im März seinen 23. Geburtstag feierte, steht auf dieser Liste und achtet penibel auf die Einhaltung der Vorgaben.
EM statt Olympia für Sané und Co.
Etliche Namen wurden schließlich schon gestrichen. Leroy Sané, Joshua Kimmich, Jonathan Tah oder Julian Weigl etwa fahren nicht mit nach Rio, weil sie derzeit bei der EM sind. Borussia Mönchengladbach und Hertha BSC wollen keine Spieler abstellen, da parallel die Playoffs zur Champions League und die Europa-League-Qualifikation ausgetragen werden.
Horst Hrubesch sagt zu den Kader-Spekulationen kein Wort. Und auch Philipp Hofmann verrät nicht, was er in den Telefonaten mit seinem Förderer bespricht. Nichts soll seinen Traum von einer Olympia-Teilnahme gefährden. Er dreht lieber weiter seine Laufrunden und schaut dann und wann den Jumbos hinterher, die vielleicht aus Rio kommen. Von dort, wohin der Sauerländer bald fliegen möchte.