Südwestfalen. . Public Viewing feiert mit der EM 2016 seinen zehnten Geburtstag. Auch bei diesem Turnier wird in Südwestfalen vielerorts gemeinsam geguckt.

  • Public Viewing feiert mit der EM 2016 seinen zehnten Geburtstag.
  • Auch bei diesem Turnier wird in Südwestfalen vielerorts gemeinsam geguckt.
  • Hagen hat die größte Fanmeile.

Rudelgucken hat Geburtstag. Zehn Jahre ist die Fußballweltmeisterschaft im eigenen Land her – seitdem hat sich in Deutschland eine neue Zuschauerkultur etabliert: das Public Viewing. Nun, zum Start der Europameisterschaft in Frankreich, geht es wieder los – auch in Südwestfalen.

Erstmals seit dem Jahr 2006 wieder mit einem großen Public Viewing unter freiem Himmel dabei ist Hagen. 5000 Zuschauer können an der Fanmeile auf der Springe Platz finden. Eine Neueröffnung gegen den Trend, denn andernorts klagt man längst darüber, dass die Begeisterung abflache. Ein Grund, warum man sich zum Beispiel in der Essener Grugahalle dagegen entschieden hat, wieder ein großes Rudelgucken zu veranstalten.

Suche nach Alternativ-Plätzen

Kein Public Viewing auch in Siegen: Nachdem dort der Schlossplatz nicht mehr zur Verfügung steht, hat man in der Uni-Stadt keine andere Stelle gefunden, die alle Sicherheitsanforderungen erfüllt. Der nächste große Veranstaltungsort: die Eishalle in Netphen für bis zu 3500 Fans.

Public Viewing Südwestfalen1.jpg

„In den ersten Jahren waren es mehr, da kamen alle nach Bad Berleburg“, stellt auch Holger Saßmannshausen fest, Vorstand des dortigen Jugendfördervereins, der die „Oderbornarena“ erneut auf dem Marktplatz organisiert. Und dennoch ist er zuversichlich, dass bei gutem Wetter, wenn erst einmal das richtige EM-Fieber ausgebrochen ist, mindestens 1500 Besucher auf den Marktplatz kommen.

Denn die malerischen Orte in Südwestfalen ziehen vermutlich noch an: Es sind außergewöhnliche Fußballarenen wie der historische Briloner Marktplatz, „eine ganz besondere Atmosphäre“, lobt Bernhard Hohmann, Marketing-Chef der dortigen Sparkasse. „Eine einmalige Akustik, fast wie in einem Stadion“, verspricht Wolfram Schmitz von der Schützenbruderschaft St. Sebastian Balve, die zum Rudelgucken in die Balver Höhle lädt. Kostenlos, wie die meisten anderen Organisatoren in Südwestfalen auch: „Ansonsten müssten wir uns mit der UEFA herumschlagen“, erklärt Wolfram Schmitz. Denn der Europäische Fußball-Verband verlangt stattliche Gebühren, wenn der Veranstalter eines Public-Viewings Eintritt nimmt.

Schützenfeste in der Region werden im Übrigen nicht von König Fußball weggegrätscht. Zum Achtelfinale, falls Deutschland dabei ist, zieht die Briloner Fanmeile auf den Schützenplatz neben der Vogelstange um. Und mancherorts, heißt es aus Lennestadt, wollen die Schützenvereine ihre Feste ruhen lassen, Leinwände aufstellen, solange Deutschland spielt, um dann nach Abpfiff weiter zu feiern. Überhaupt sind es die Schützenvereine, die in ihren Hallen „kleinere“ Public Viewing organisieren, wie zum Beispiel die Schützenbruderschaft Sundern und die St. Georgs-Schützenbruderschaft in Meschede.

Nur 13 Zuschauer beim Brasilien-Hit

In den Hallen ist man vom Wetter unabhängig, im Sauerlandpark Hemer muss man ­stattdessen auf Sonne hoffen. 13 Zuschauer – das war dort der Negativrekord bei der Weltmeisterschaft 2014. Ausgerechnet beim historischen 7:1 der deutschen Mannschaft gegen Brasilien. „Es hat geregnet“, erklärt Pressesprecher Mirko Heintz. Die Bilanz am Ende der WM: insgesamt 22 000 Gäste.

Auf ein ähnlich erfolgreiches Turnier hofft Mirko Heintz auch nun in Frankreich. Nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen, um den Park voll zu bekommen. Nicht nur aus sportlichen. „Die gute Stimmung überträgt sich dann, erzeugt irgendwie eine Verbundenheit mit dem Land“, sagt er. Und eine ­solche positive Atmosphäre, ist er überzeugt, könnte man in Deutschland derzeit gut gebrauchen. So ­gesehen ist Public Viewing mindestens so aktuell wie vor zehn Jahren.