Herdecke/Finnentrop. . Eine Studie hat 18 Standorte für Pumpspeicherwerke, jeweils mit Ober- und Unterbecken, im Regierungsbezirk Arnsberg ausgemacht. Energieversorger bewerten die Anlagen völlig unterschiedlich.

  • Eine Studie hat 18 Standorte für Pumpspeicherwerke alleine in Südwestfalen ausgemacht.
  • Energieversorger bewerten die Anlagen völlig unterschiedlich.
  • Klassische Prinzip funktioniert nicht mehr.

Die natürlichen Gegebenheiten sind einfach optimal: Berge, Täler – und häufige wie bisweilen auch ergiebige Niederschläge. Südwestfalen hat alles, was es zum Betrieb eines Pumpspeicherwerks (PSW) zur Energieerzeugung braucht. Eine Studie des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) kommt daher zu dem Ergebnis: In NRW können noch 23 solcher Anlagen gebaut werden – 18 der Standorte liegen im Regierungsbezirk Arnsberg.

Das Potenzial der Region

„Es handelt sich um eine Machbarkeitsstudie“, ordnet Peter Schütz, Sprecher des Lanuv, die Ergebnisse ein: Die Experten der Behörde hätten lediglich untersucht, wo Pumpspeicherwerke sinnvoll angelegt werden könnten; konkrete Pläne stünden nicht dahinter. Das sei Sache „möglicher Investoren“ und der „Politik vor Ort“.

Schütz beschreibt die Standortauswahl so: „Es braucht Platz für ein Ober- und ein Unterbecken und ein ausreichendes Gefälle dazwischen.“ Das Prinzip hinter der Anlage ist einfach: Ist viel Strom im Netz und der Preis damit günstig, wird das Wasser aus dem Unter- ins Oberbecken gepumpt. Ist die Nachfrage nach Strom hoch – so genannte Spitzenverbräuche – wird das Wasser aus dem Ober- ins Unterbecken abgelassen und dabei eine Turbine angetrieben, die Strom erzeugt (s. Grafik unten). Die einzigen beiden PSW in NRW liegen bereits in der Region: das Mark-E-PSW in Finnentrop mit 140 Megawatt (MW) Leistung und das RWE-Koepchenwerk in Herdecke mit 153 MW Leistung.

Früher galt als Faustregel: Nachts wird gepumpt, tagsüber abgelassen und Strom erzeugt. Durch Photovoltaik- und Windkraftanlagen und deren Einspeisung ins Netz ist dieses Gesetz so nicht mehr anwendbar und die Situation am Strommarkt komplexer geworden. Der Einsatz der Anlagen ist schlechter planbar; die Einsatzzeiten sind kürzer. Energieversorger beurteilen die Anlagen heute extrem unterschiedlich:

Mark-E scheitert mit Verkauf

Der Hagener Energieversorger Mark-E (Enervie) ist nach Informationen dieser Zeitung gerade mit dem Verkauf seines PSW in Finnentrop-Rönkhausen im ersten Anlauf gescheitert: Die Stadtwerke Mainz hatten Interesse gezeigt und 14 Millionen Euro geboten. Geld, das das kriselnde Unternehmen in seiner teuren Restrukturierung gut gebrauchen könnten. Der Abschluss ist aber nicht zustande gekommen. „Pumpspeicherwerke werden aus dem Markt gedrängt“, sagt Unternehmenssprecher Andreas Köster auf unsere Nachfrage und bestätigt lediglich, dass Mark-E „mehrere Optionen, von temporärer Stilllegung bis zum Verkauf“ der Anlage prüfe. Auch, weil es Sanierungsbedarf gebe. In Millionenhöhe.

RWE investiert kräftig

Anders beim Koepchenwerk, das der Energieriese RWE am Hengsteysee betreibt. RWE investiert kräftig in die Anlage, will sie „zukunftsfähig“ machen, wie RWE-Sprecherin Stephanie Möller betont. Aktuell wird die Kapazität des Oberbeckens erhöht, demnächst folgt der Einbau eines neuen Anfahrrichters, mit dem der Betrieb „flexibler gesteuert werden kann“. Inklusive der 2018/2019 geplanten Revision investiert RWE einen zweistelligen Millionenbetrag. Pumpspeicherwerke seien „Partner der Energiewende“.

Der Ausblick

Ob sich also Investoren für neue PSW finden, ist derzeit völlig offen. Geeigneter Platz dafür ist jedenfalls in Südwestfalen vorhanden. Sagt die Studie. Was das Papier des Lanuv – immerhin 160 Seiten – am Ende Wert ist, muss sich noch zeigen.