Hagen. . Vom Hasenpanier zum Hasenpfeffer: Was Sie schon immer über Hasen wissen wollten, sich bisher aber nie zu fragen getraut haben
- Was wir schon immer über Hasen wissen wollten
- Seit 1678 bringt der Osterhase die Eier
- Hase wird in der Fabel Meister Lampe genannt
Damit Sie an Ostern wissen, wie der Hase läuft, hier Antworten auf zehn Fragen, die sich selbst alte Hasen immer wieder stellen.
1 Die Eier legt das Huhn – was aber hat der Hase mit Ostern zu tun? Seit 1678 bringt der Osterhase die Eier. In diesem Jahr tauchte er erstmals in den Lebenserinnerungen des Heidelberger Medizinprofessors Georg Franck auf, berichtet Christiane Cantauw, Volkskundlerin beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe. Damals allerdings hatte Meister Lampe noch Konkurrenz, vor allem in Westfalen, wo auch Fuchs und Kranich die Eier brachten – „zum Teil noch bis in die 30er Jahre hinein“, so Cantauw.
„Warum sich der Hase dann gegen seine Wettbewerber durchgesetzt hat, ist nicht ganz nachzuvollziehen“, sagt Cantauw. Fest steht nur: Der Osterhase ist evangelisch. „In Form dieser Kunstfigur“, so Cantauw, „konnte man all denjenigen Bräuchen etwas entgegensetzen, die man – wie zum Beispiel das Eierweihen – als nicht vereinbar mit der evangelischen Glaubenslehre empfand. Hinzu kommt, dass die Vorstellung von Haseneiern bei vielen Zeitgenossen wohl auf fruchtbaren Boden fiel, erfreute sich der Hase doch einer großen Popularität.“
2 Wie geht es dem Osterhasen heute, nach bald 400 Jahren Arbeit? Sein Zustand war vielleicht schon besser, ist aber doch stabil. 18 Hasen pro 100 Hektar Offenland hat Karl-Josef Fischer im vergangenen Frühjahr in seinem Jagdrevier in Wenden-Römershagen gezählt. „Eine leicht positive Entwicklung“, sagt er, auch wenn man in den 60er und 70er Jahren noch deutlich größere Bestände gehabt habe. Denn die Hasen vermehren sich keineswegs wie die Karnickel. „Ein kaltes nasses Frühjahr setzt ihnen zu“, erklärt Fischer.
Südwestfalen liegt damit deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 11 Feldhasen pro Quadratkilometer. Daraus lässt sich hochrechnen: In Deutschland leben 3 bis 3,5 Millionen Feldhasen – ein Osterhase versorgt also 25 Bundesbürger. Hasenland Nummer eins ist NRW mit 25 Hasen pro Quadratkilometer.
3 Warum hat die Süßwaren-Industrie den Hasen ausgerottet? Putzige, rundliche und eher comic-hafte Kaninchen haben den stolzen Hasen längst aus den Süßwaren-Regalen verdrängt. In den 60er Jahren hatte man bei der Firma Kaupert in Erndtebrück, Produzent von Formen für Schokoladenhohlkörper, noch naturgetreue Darstellungen des Mümmelmannes gefertigt, mit langen Löffeln, wobei beinahe jedes Härchen im dichten Fell realistisch zu erkennen war.
Der Hase von heute dagegen ist rundlicher mit großem Kopf, großen Augen und fröhlichem Lächeln, ein drolliger und kindgerechter Kerl. Er ähnelt in diesem Jahr Manga-Figuren oder trägt Tigerstreifen und Leopardenflecken, ist „flippiger“, erklärt Daniel Kanthak, Pressesprecher der Hagener Süßwarenfirma Hussel. 30 verschiedene Modelle hat man dort im Angebot. „Die Leute wollen individueller sein“, so Kanthak. Und die Technik macht es möglich.
4 Warum ist mein Name Hase? Mit dem Osterhasen hat die Redensart nichts zu tun. Sie geht zurück auf den Heidelberger Jura-Studenten Victor von Hase. Er verhalf im Jahr 1854 einem Freund, der im Duell einen Kommilitonen erschossen hatte, zur Flucht. Als er deshalb vernommen wurde, erklärte er nur: „Mein Name ist Hase, ich verneine die Generalfragen, ich weiß von nichts.“
5 Warum ergreift man das Hasenpanier? Panier ist aus dem Französischen abgeleitet und steht für Banner oder Fahne. Ein Bild für den weißen Schwanz, der zu sehen ist, wenn der Hase flieht. Wer das Hasenpanier ergreift, macht sich also hasenherzig durch die Büsche. Oder will einfach nicht beim Eierverstecken erwischt werden.
6 Wer ist der berühmteste Hase? Nach dem Osterhasen vielleicht Bugs Bunny? Oder Hasenhans und Hasengrete aus der Häschenschule? Eventuell auch das Duracell-Häschen aus der Werbung? Ganz vorn in diesem Ranking liegt gewiss aber Albrecht Dürers Hase.
7 Was ist ein falscher Hase? Der perfekte Osterschmaus: Hackbraten, in dem ein Ei versteckt ist. Wie aber ist das Gericht zu seinem Namen gekommen? Vermutlich handelt es sich um einen ganz alten Marketing-Trick: einfache Speisen mit einem hochtrabenden Namen aufwerten. Wer einmal in Köln einen „Halve Hahn“ bestellt hat, kennt die Masche. Der längliche Hackbraten, im Ofen braun gebacken, ähnelt zumindest optisch einem Hasenrücken.
8 Wieso heißt er Meister Lampe? So wird der Hase in der Fabel genannt. Ursprünglich hieß der Mümmelmann dort Lamprecht, verkürzt zu Lampe. Jäger wiederum verstehen unter der Lampe die helle Unterseite des Hasenschwanzes.
9 Wie liegt der Hase im Pfeffer? Am besten gar nicht, empfiehlt Jäger Karl-Josef Fischer aus Wenden-Römershagen. Das gute Fleisch vom Rücken und den Keulen genieße man lieber als Braten, nicht als „Gulasch“. Zum Hasenpfeffer dürfe man allenfalls die Reste verarbeiten.
10 Wie kommen die Hasen ins Fenster? Drei Hasen und der Löffel drei, und doch hat jeder Hase zwei. Das Bild im Maßwerk des Paderborner Domes mag zwar das berühmteste sein – aber längst nicht das einzige. „Im 17. und 18. Jahrhundert zierte das Drei-Hasen-Motiv auch profane Bauwerke, Schüsseln, Krüge, Wirtshausschilder und Kacheln“, berichtet Christiane Cantauw von der volkskundlichen Kommission Westfalen-Lippe. Heute noch ist es zu sehen im Pflaster vor der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Kirchhundem.
Die ursprüngliche Bedeutung dieses Motivs ist nach Angaben der Paderborner Touristen-Information unklar. Eine neuere Interpretation sieht das Drei-Hasen-Motiv als ein Symbol für die Dreifaltigkeit.