Berlin/Arnsberg. . Verein „Weisse Wölfe Terrorcrew“. Gruppierung soll sich aus Fans einer Rechtsrockband gleichen Namens aus dem Sauerland gebildet haben.

  • Innenminister verbietet rechtsextremistischen Verein
  • Aus Fangruppe von Sauerländer Rechtsrockband gebildet
  • „Gewaltverherrlichende Texte“

Sie schreiben sich entgegen der gültigen Rechtschreibung mit „ss“ und nicht mit „ß“, auf dem Cover ihrer ersten CD „Weisse Wut“ (1997) sind die Bandmitglieder vermummt und bewaffnet vor der Fahne der verbotenen Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei (FAP) abgebildet. Wie am Mittwoch verbreitet wurde, soll sich dem Hamburger Verfassungsschutzbericht 2008 zufolge aus einer Fangruppe jener Sauerländer Neonazi-Band „Weisse Wölfe“ der rechtsextremistische Verein „Weisse Wölfe Terrorcrew“ (WWT) gebildet haben, der gestern von Bundesinnenminister Thomas de Maizière verboten wurde.

Keine Durchsuchung in NRW

„Selbstverständlich liegt die Vermutung nahe, dass die jetzt verbotene Organisation mit der Band Weisse Wölfe verwoben war“, sagt der Rechtsextremismusexperte Jan Raabe, „aber ich wäre da vorsichtig.“ Nach seinem Kenntnisstand gab es keine organisatorischen Kontakte zwischen beiden Gruppen – diese These würde dadurch gestützt, dass bei der bundesweiten Razzia gegen mutmaßliche Mitglieder der WWT keine Wohnung in Nordrhein-Westfalen durchsucht wurde. „Ich würde davon ausgehen, dass die Weisse Wölfe Terrorcrew von den Liedern und Texten der Band Weisse Wölfe zur Namenswahl inspiriert wurde. Vielleicht auch dadurch, dass in Teilen der extremen Rechten die Weissen Wölfe ein verbreiteter Mythos für den bewaffneten Kampf im Untergrund sind.“ Mitte der 2000er Jahre habe es eine britische Neonazi-Gruppe gleichen Namens gegeben, die im Umfeld von Anschlägen bekannt wurde.

Die Sauerländer Rechtsrock-Band Weisse Wölfe wurde 1996 gegründet. Raabe zufolge sei sie durch ihre „radikalen, militanten und gewaltverherrlichenden Texte mit offenen Vernichtungsfantasien“ in der Neonazi-Szene bekannt geworden. Das Charakteristikum sei der offene Bezug zu Combat 18, dem bewaffneten Arm des in Deutschland verbotenen britischen Neonazi-Netzwerks „Blood and Honour“. Mit Combat 18 hätten Band und WWT die gleiche ideologische Inspirationsquelle.

Bereits im Oktober 2009 waren WWT-Mitglieder Ziel einer bundesweiten Durchsuchungsaktion. Nach Angaben der federführenden Hamburger Polizei war seinerzeit auch ein Objekt in Arnsberg durchsucht worden. Medien berichteten, dass in Hüsten der Sänger der Band Weisse Wölfe wohnt. Beobachter der rechten Musikszene zufolge ist aus der zwischenzeitlich fünf Personen starken Formation eher ein Ein-Mann-Projekt um den Sänger herum entstanden. „Diese Einschätzung teile ich“, sagt Jan Raabe, der noch kürzlich als Gutachter im NSU-Untersuchungsausschuss des NRW-Landtages in Erscheinung trat. „Das schließt aber nicht aus, dass die Band in drei Monaten eine neue CD herausbringt oder wieder gemeinsam auf der Konzertbühne steht.“ Es sei in der Szene nicht unüblich, nach einer Zeit der Inaktivität wieder gemeinsame Projekte zu verabreden.

Bandmitglieder vor Gericht

Mitglieder der Neonazi-Band mussten sich nach ihrem Debütalbum wegen Volksverhetzung vor Gericht verantworten. Unter anderem wegen der Textzeile „Für unser Fest ist nichts zu teuer – 10 000 Juden für ein Freudenfeuer.“ Die Vorwürfe sind Raabe zufolge ins Leere gelaufen: „Es konnte nicht eindeutig festgestellt werden, wer damals dabei war und wer nicht.“

Unter Strafe stehen dagegen seit Mittwoch sämtliche Aktivitäten der „Weisse Wölfe Terrorcrew“.