Hagen. . Weil das Tier in Panik war, bestand „höchste Gefahr.“ Jäger rechnen mit weiteren Vorfällen. Keiler-Population wächst exorbitant
- Hagener Polizei rechtfertigt Schüsse auf panisches Wildschwein
- Der Ausflug des Keilers in die City wird kein Einzelfall bleiben, vermuten Jäger
- Der Bestand an Wildschweinen explodiert gerade
Das Bild, das sich den Passanten am späten Dienstagnachmittag am Lotto-Laden an der Elberfelder Straße in der Hagener Fußgängerzone bot, ließ erahnen, dass es in dem kleinen Geschäft vorher durchaus blutrünstig zugegangen war. Was daran lag, dass das Wildschwein, das sich in Panik in die Innenstadt verirrt hatte, bereits schwer verletzt war. Was aber auch auf den Einsatz einer Maschinenpistole zurückzuführen war, mit der die Polizisten das Tier getötet hatten.
Dass diese Maßnahme notwendig war, daran lässt die Polizei auch angesichts zahlreicher Vorwürfe im Internet keinen Zweifel: „Es bestand höchste Gefahr. Die Kollegen mussten handeln“, erklärt Polizeisprecher Ulrich Hanki, „immer wieder ist das Wildschwein ja vor die Scheibe des Ladens gelaufen. Was wäre denn gewesen, wenn es diese durchbrochen und in der Fußgängerzone Menschen verletzt hätte?“
Zwei Kollegen, einer ausgebildeter Jäger, hatten den Laden betreten, um das Tier zu erschießen. Zunächst mit der normalen Dienstpistole, dann mit der Maschinenpistole. „Dass wir zu dieser Maßnahme gegriffen haben, hat zum einen mit der Munition zu tun, die nicht mit der eines Jagdgewehrs zu vergleichen ist“, so Hanki, „zum anderen hat es sich um eine absolut außergewöhnliche Situation gehandelt, die nicht mit einem Keiler zu vergleichen ist, der in freier Wildbahn still auf einer Lichtung steht. Das Tier war in Panik, ist durch den Laden gerannt und auf dem glatten Boden ständig weggerutscht.“
Explodierende Population
Dass die Polizei absolut angemessen reagiert hat – das steht auch für Rainer Hagemeyer fest. Er ist Pächter des Reviers Hestert-Hörden, aus dem der Keiler mutmaßlich stammt. „Ein Wildschwein würde von sich aus in freier Natur einen Menschen niemals angreifen“, so der erfahrene Jäger, „aber ein Wildschwein in Panik mitten unter Menschen in der Innenstadt kann lebensbedrohlich sein.“
Hagemeyer geht davon aus, dass das rund 60 Kilo schwere Tier vermutlich durch einen Hund oder einen Spaziergänger aufgeschreckt oder nach einem Kampf von seiner Rotte vertrieben worden sei und dann die Orientierung verloren habe. „Noch ist das ein Einzelfall“, erklärt der Weidmann, „aber angesichts der explodierenden Population [bei Wildschweinen] kann das immer wieder vorkommen.“