Erndtebrück. . Schwerlasttransporte: Erndtebrücker Eisenwerke bringen Abzug von Teilen der Produktion an die Küste ins Spiel. Schlechte Straßen und bürokratische Hemmnisse
- Schwerlasttransporte sind Hemmnis im Wettbewerb
- Großrohrhersteller Erndtebrücker Eisenwerke denkt über Produktionsverlagerung an die Küste nach
- Warten auf den Bundesverkehrswegeplan
„Wollen wir Wittgenstein als Freizeitpark?“ Diese Frage von Frank Sommer, Logistik-Chef der Erndtebrücker Eisenwerke (EEW), mag zugespitzt klingen, trifft aber den Kern des Problems. Die Region ist nicht nur grüne Lunge, sondern auch bedeutender Industriestandort. Die Lage abseits aller Fernverkehrsverbindungen und die Last mit Schwerlasttransporten bringt nicht nur den Weltmarktführer für Großrohre in Schwierigkeiten, sondern alle exportorientierten Unternehmen der Region. Und schon ist die Rede von der Verlagerung von Stellen, wenn sich nichts an den straßenbaulichen und bürokratischen Hemmnissen ändert.
10 000 Arbeitspkätze betroffen
„10 000 Arbeitsplätze im Kreis Siegen-Wittgenstein hängen daran, dass die Betriebe ihre großen und schweren Produkte verlässlich und pünktlich zu den Seehäfen oder an den Rhein bringen“, ergänzt Klaus Gräbener, Hauptgeschäftsführer der IHK Siegen bei einem Pressetermin gestern bei EEW. Davon liegen klingende Namen wie SMS, Jung, Wagner Sinto und Ejot zwischen Erndtebrück und Bad Laasphe.
Die Erndtebrücker Eisenwerke sind kein kleiner Mitspieler auf dem Wachstumsmarkt für schwere und lange Rohre mit einem Gewicht von bis zu 100 Tonnen für die Öl- und Gasförderung sowie die Windindustrie: 2000 Mitarbeiter in neun Werken weltweit, davon 550 in Erndtebrück erwirtschafteten zuletzt 600 Millionen Euro Umsatz. Aber: „Es gibt keinen schlechteren Standort für die Rohrproduktion als Erndtebrück“, sagt EEW-Gesellschafter Christoph Schorge.
Dazu bei tragen die Autobahnferne, der Straßenzustand, der Zustand der Brücken auf der A45 mit Begrenzungen auf 40 Tonnen Gesamtgewicht sowie bürokratische Genehmigungsverfahren. „Das zeigt uns Grenzen auf und wir fragen uns bei Aufträgen immer häufiger, ob das unter Kostengesichtspunkten noch Sinn macht“, so Schorge. Für den Transport eines 42-Meter-Rohres per Lkw nach Bremen habe man fünf Tage gebraucht.
Rahmenbedingungen verbessern
Deshalb appellieren die Gesellschafter Christoph und Jörg Schorge an die Politik, die Rahmenbedingungen zu verbessern: Die Route 57 durchs Wittgensteiner Land, Ortsumgehungen, weniger Bürokratie. Die geplante Transportbegleitung durch Private ist aus Sicht der Inhaber noch nicht praxistauglich und zu teuer. Und wenn nichts passiert? „Wir haben vor einem Jahr eine große Montagehalle in Cuxhaven angemietet, um dort schwere Teile bis 80 Meter Länge zusammenzubauen, die wir in Erndtebrück nicht mehr produzieren können“, erklärt Jörg Schorge. „Jetzt stehen wir vor der Entscheidung, die Halle zu kaufen. Eine Verlagerung von Personal in den Norden sei nicht ausgeschlossen. Ähnliches gilt seinen Worten zufolge für die Produktion von EEW Pickhan im Werk Siegen. Diese könnte „zum Großteil“ ins Werk Rostock verlegt werden. Schorge: „Was das für das Personal bedeutet, ist noch nicht abschätzbar.“
Aber noch ist es nicht soweit. Klaus Gräbener setzt darauf, dass jetzt nicht notwendige Ortsumgehungen zerredet werden. „Das ist ein Thema für die gesamte Region.“