Altena. Das Feuer in einer Notunterkunft für sieben Flüchtlinge in Altena ist gelegt worden. Vorsätzliche Brandstiftung, sagt der Staatsschutz in Hagen nach ersten Ermittlungen.
Das waren richtig nette Leute. Und jetzt sowas…“ Der Nachbar, ein Mittfünfziger mit Fastglatze und entschlossenem Gesichtsausdruck, schüttelt den Kopf. Gerade hat er erfahren: Das Feuer in dem Wohnhaus gegenüber, das seit Freitag als Unterkunft für sieben Flüchtlinge aus Syrien diente, ist gelegt worden. Vorsätzliche Brandstiftung, sagt der Staatsschutz in Hagen.
Unbekannte haben Feuer auf dem Dachboden gelegt
Unbekannte sind in das Haus eingedrungen und haben Feuer auf dem Dachboden gelegt. Sie haben in Kauf genommen - oder sogar gewollt - , dass Menschen, die vor Krieg, Chaos und Verfolgung geflohen sind, und gerade eine neue Bleibe gefunden hatten, zu Schaden kommen. Zum Glück ist es nicht dazu gekommen – auch weil die Nachbarn schnell und besonnen gehandelt haben.
Das Wohngebiet liegt an einem Hang im Südosten der Kleinstadt Altena, oberhalb der Bundesstraße 236 und der Lenne, die sich unten das Tal teilen. Ein paar Einfamilienhäuser. Teils liebevoll in Schuss gehalten. Andere sind stark in die Jahre gekommen und die Besitzer haben wenig getan, um das zu verbergen. Schmale Straßen, enge Kurven, steile Zufahrten.
Brandstraße in Altena ist eine Sackgasse
Die Brandstraße – ja, so lautet die Adresse – ist eine Sackgasse, an deren Ende ein paar Mietshäuser der örtlichen Wohnungsbaugesellschaft stehen. Wie die Brandstraße 14. Ein Mehrfamilienhaus mit Garten auf der Rückseite. Natürlich Hanglage. Ein Apfelbaum hat schwer an rotbackigen Früchten zu tragen. Seit zwei Jahren hat die Baugesellschaft versucht, das leer stehende Gebäude zu verkaufen. Ohne Erfolg. Jetzt hatte es einen neuen Nutzen bekommen: als Flüchtlingsunterkunft.
FlüchtlingeZwei Familien, die aus Syrien geflohen sind, sind am Freitag dort eingezogen: drei Frauen, darunter eine Schwangere, drei Männer und ein 15-jähriges Mädchen. „Wir haben der Stadt das Haus zur Verfügung gestellt“, berichtet Rudolf Reifenberg von der örtlichen Baugesellschaft. Was seitdem passiert ist, nennt er „schockierend“.
Flüchtlinge kommen bei Nachbarn unter
Nachbarn, die die syrischen Flüchtlinge begrüßt und besucht haben, stellen am Samstag gegen Mittag Brandgeruch in dem Haus fest. Sie schauen nach und stellen fest, dass der Dachboden bereits völlig verqualmt ist; schnell bringen sie die Flüchtlinge nach draußen, rufen die Feuerwehr. Die macht ihrem Namen alle Ehre und ist schnell vor Ort, kann den Brand löschen, bevor er richtig ausbricht. Die Flüchtlinge kommen bei den Nachbarn unter. Sie bleiben unverletzt. Ob sie unversehrt davongekommen sind, ist noch offen: Ihr Leben war wieder in Gefahr.
Fremdenfeindlicher Hintergrund nicht ausgeschlossen
Jetzt steht über allem die eine Frage: Wer macht sowas? Der Staatsschutz sagt: „Wir können einen fremdenfeindlichen Hintergrund nicht ausschließen. Die Ermittlungen gehen in alle Richtungen.“ Offensichtliche Hinweise haben der oder die Täter nicht hinterlassen; es gibt keine Parolen, kein Bekenntnis. Wohl aber Spuren: Eine kaputte Scheibe an einer Hintertür zum Garten.
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Auf dem Dachboden ist an zwei Stellen Brandbeschleuniger eingesetzt worden; er hat zu dem Schwelbrand an einem Dachbalken geführt. An der Rückseite des Hauses ist ein Kabel gekappt; es soll die Feuermeldeanlage mit dem Telefonnetz verbunden haben. Ob der durchtrennte Draht mit der Brandstiftung in Verbindung steht, mochte der Staatsschutz gestern noch nicht sagen. Alles deutet dennoch auf eine gezielte, menschenverachtende Attacke gegen die neuen Bewohner des Hauses hin.
100 weitere Flüchtlinge werden in Altena erwartet
Die Stadt hat die Flüchtlinge inzwischen „an anderer Stelle“ untergebracht, bleibt Stefan Kemper, der den Altenaer Bürgermeister, der im Urlaub weilt, vertritt, im Ungefähren. Aus Vorsicht. Deutlich wird Kemper an anderer Stelle: „Wir lassen uns nicht beirren in unserem Engagement. Wir werden weiter Flüchtlinge aufnehmen und ihnen helfen, aus humanitären und christlichen Gründen.“ 100 weitere Flüchtlinge werden in den nächsten Tagen erwartet. Die Bereitschaft, Geflohenen zu helfen, ist groß in der Kleinstadt. Nur leider offenbar nicht bei allen.