Erwitte/Hagen. . Ein 24-jähriger Mann ist wegen eines tragischen Irrtums an einer Talbrücke der A44 ums Leben gekommen. Er stürzte 20 Meter tief.

Die Hilfsbereitschaft ist einem jungen Mann zum Verhängnis geworden. Vier Freunde waren am frühen Samstagmorgen in einem VW-Polo unterwegs auf der A44 Richtung Kassel. Da bemerkten sie, es war kurz vor fünf Uhr, bei Erwitte in Höhe der Talbrücke „Pöppelsche“ vor sich einen Wagen, aus dessen Auspuff es dunkel qualmte. Die vier Männer aus dem Raum Kassel wollten helfen, brachten den Mercedes-Fahrer durch Licht- und Handzeichen dazu, auf dem Seitenstreifen zu halten.

Nachdem drei der vier Männer den Mercedes-Fahrer vor dem Rauch aus dem Auspuff gewarnt hatten, wollten sie eigentlich weiter fahren – doch der vierte Freund fehlte. Im Dunkeln suchten die drei nach dem 24-Jährigen. Man fand ihn in 20 Metern Tiefe. Er starb noch an der Unfallstelle.

Ein tragischer Einzelfall?

Weil er einmal dringend musste, hatte er sich von der Gruppe entfernt, war über die Leitplanke geklettert und wohl auch über das Geländer dahinter, so ein Polizeisprecher. Die jungen Männer hatten mit ihrem Wagen am Anfang der Brücke gehalten. Im Dunkeln hatte der 24-Jährige das Gehölz hinter Leitplanke und Geländer vermutlich für Büsche gehalten. Tatsächlich aber waren es hohe Bäume.

Ob Alkohol im Spiel war, vermag man bei der Polizei nicht zu sagen. „Der Fahrer jedenfalls hatte nichts getrunken“, betonte ein Sprecher. Ein solches Unglück habe es im Kreis Soest seit dem Bau der Autobahn nicht gegeben. „Ein tragischer Einzelfall“, so der Sprecher.

Wie sicher sind Autobahnbrücken?

Vielleicht auf der A44, nicht aber bundesweit. Immer wieder kommt es im Dunkeln an Autobahnen zu verhängnisvollen Irrtümern. So stürzte im Jahr 2011 auf der A8 im Berchtesgadener Land ein 24-Jährige zu Tode. Als ihm unterwegs plötzlich übel geworden war, hatte er die Fahrerin gebeten anzuhalten. Gemeinsam mit seinem Bruder stieg der 24-Jährige aus, sie kletterten über die Leitplanke. Beide fielen in die Tiefe, der jüngere überlebte schwer verletzt.

Schon im Jahr 2008 war ein Stuttgarter auf der A 8 umgekommen: Sein Wagen war liegengeblieben, die Ehefrau rief den Notdienst, während der Mann seine Notdurft verrichten wollte – aber nicht wiederkehrte. Mit dem Leben davongekommen ist ein 32-Jähriger im vergangenen Sommer in Österreich, der abends auf der Tauernautobahn beim Urinieren in die Tiefe stürzte.

Auffangnetze an allen Autobahnbrücken „würden zu weit führen“, erklärte Bayerns Polizei Medienberichten zufolge nach dem Sturz der Brüder in Bayern. Ob das Soester Unglück Anlass ist, die Sicherung der Brücken zu überprüfen, will man bei der Polizei kurz nach dem Ereignis nicht beurteilen. Letztlich, so ein Sprecher, müsse jeder Fahrer auch selbst auf sich Acht geben.