Hagen/Köln. . Der junge Hagener Jazzpianist Pablo Held hat ein Konzert mit seinem Jugendidol John Scofield gespielt. Das ist jetzt auf CD erschienen. Und im Frühjahr folgt eine gemeinsame Tour.

Es klingt wie ein Traum. Junger Jazzmusiker bekommt die Chance mit dem Helden seiner Kindheit zu spielen. Und aus dem Konzert ergeben sich auch noch ein Album und eine Tournee. So ging es dem 27-jährigen, in Herdecke geborenen und in Hagen aufgewachsenem Pianisten Pablo Held und seinem Trio mit dem US-Gitarristen John Scofield.

Frage: Wie kam es zu der Zusammenarbeit?

Pablo Held: Die European Concert Hall Organisation, eine Vereinigung großer Konzerthallen, schickt mit dem Programm Rising Stars jüngere Interpreten durch große europäische Hallen. Das allein war schon eine tolle Erfahrung. Und fürs Konzert in der Kölner Philharmonie sollte es einen besonderen Gast geben, weil wir ja in der Stadt leben und dort öfter mal zu hören sind. Und da habe ich mir John Scofield gewünscht.

Warum?

Ich bin ja in Hagen in einem sehr musikalischen Haushalt aufgewachsen. Mein Vater ist Pianist und Lehrer an der Max Reger Musikschule, meine Mutter Klavierstimmerin und auch Musikerin. Bei uns liefen immer Klassik und Jazz. Und meine Eltern waren große Fans von John Scofield, seine Alben haben uns als Kassetten auf vielen Urlaubsreisen begleitet. Zum ersten Mal live gehört habe ich ihn aber erst mit neun Jahren.

Erst?

Bei John McLaughlin war ich vier.

Und Scofield hat gleich zugesagt?

Da hatten wir Glück. Normalerweise macht er nur eigene Projekte. Und seine Frau und Managerin wollte auch absagen, als die Anfrage von der Philharmonie kam. Aber neben ihr saß der Schlagzeuger Bill Stewart. Der hatte uns schon gehört und empfahl uns.

Und dann?

Ich bin dann nach Maastricht gefahren, wo er mit seinem Trio spielte, und danach hatten wir häufigen E-Mail-Kontakt, um uns über das Programm zu verständigen. Er trat dabei sehr bescheiden auf, bat um Nachsicht, weil er nicht so gut im Notenlesen sei. Aber dann hatte er sich doch sehr gut vorbereitet.

Er hat Ihre Kompositionen gespielt?

Es war ja unser Projekt, wir waren nicht nur seine Begleitband. Aber ich habe mir auch Stücke von ihm gewünscht, und so hatten wir eine große Auswahl, aus der wir spontan das für den Moment passende auswählen konnten.

Das Konzert im Januar war ein großer Erfolg?

Draußen standen noch Leute, die nicht mehr rein kamen. Aber wichtiger war die Musik, die in neue Sphären gestiegen ist. Es war ein wahnsinnig schönes Erlebnis für alle. Alles, was nachträglich noch passiert ist, sehe ich als Bonus.

Es passierte mehr?

Zwei Wochen später hat er uns für eine Tournee angefragt. Das fühlte sich wie ein Ritterschlag an, fast unwirklich.

Und nun gibt es ein Album?

John Scofield hat mehrmals gesagt, wie es gut es sei, dass wir das Konzert mitgeschnitten haben, aber das habe ich als Nettigkeit aufgefasst. Ich wollte auch nicht drängeln. Aber dann habe ich doch gesagt: Ich bin da bei dem tollen, jungen Label Pirouet Records aus München – soll ich euch nicht zusammenbringen?

Und die Tour?

Ist für Mai geplant. Europaweit, drei bis vier Wochen. Davor spielen wir gemeinsam am 29. Januar 2015 im Domicil in Dortmund.

Ihr Trio existiert schon sehr lange. Wie wichtig ist das?

Extrem wichtig. Robert Landfermann, Jonas Burgwinkel und ich arbeiten seit 2005 zusammen und verstehen uns blind. Wir sind auch gute Freunde, das schafft großes Vertrauen. Das Trio ist der Kern meiner Musik. Wir spielen jährlich 30 bis 40 Konzerte zusammen.

Sie leben vom Jazz?

Schon immer. Wir sind alle noch Lehrer an Musikhochschulen, aber dabei geht es nicht nur ums Geld, sondern auch darum, Erfahrungen zurückzugeben. Außerdem lernt man auch selbst viel dabei. Das ist ein sehr schöner Prozess.