Kreuztal. . Kreuzworträtsel regen den Kopf an. Aber sobald sie zur Routine werden, verpufft der Effekt, sagt Gedächtnistrainerin Bernadette von Plettenberg.
Die alte Weisheit „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ gilt schon lange nicht mehr. Die Menschen werden immer älter, es gibt viele „Hans’ im Glück“, sprich: Senioren, die bis ins hohe Alter geistig fit sind. Aber dazu muss man die grauen Zellen Tag für Tag aktivieren, „das Gehirn fordern“, wie es Gedächtnistrainerin Bernadette von Plettenberg aus Kreuztal ausdrückt.
Die im Siegerland lebende Sauerländerin leitet Seminare zum „Ganzheitlichen Gedächtnistraining“. In der vergangenen Woche hat sie zu einer Übungsstunde für Senioren eine 1-Euro-Münze, eine Büroklammer und eine Tageszeitung mitgebracht. „Die Teilnehmer sollten überlegen, was man mit den Gegenständen neben den üblichen Dingen - wie zum Beispiel Zeitung lesen - so machen kann.“
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Phantasie und Kreativität waren gefragt. Eigenschaften, die für Lebensqualität bis ins hohe Alter sorgen können. „Die Ideen sprudelten nur so“, sagt Bernadette von Plettenberg, die nach eigenen Angaben die Teilnehmer in den Gruppenstunden stark fordert. „Trotzdem erzählen mir die älteren Menschen hinterher, wie schön das Training war und wie gut es ihnen tut.“
Warum ist es wichtig, etwas für die geistige Fitness zu tun? Die Gedächtnistrainerin aus Kreuztal: „Wir leben in einem Informationszeitalter, in dem der Mensch mit immer größeren Datenmengen zurecht kommen muss“, sagt sie.
Tipps für geistige Fitness im Alter
Geistige Fitness sorgt für eine hohe Lebensqualität im Alter, sagt Bernadette von Plettenberg. Sie hat folgende Tipps:
- Eine vollwertige Ernährung unterstützt geistige Fitness: Futter für die grauen Zellen
- Bewegung steigert die Leistungsfähigkeit:
fitter Körper gleich reger Geist
- Schlaf liefert einen geistigen Frischekick: Ausreichender Schlaf steigert die Leistungsfähigkeit
- Gesellig und aktiv sein: Das fördert das Wohlbefinden und hebt die Stimmung
- Hirnforscher raten zu bewussten Ruhepausen im
Tagesablauf: auch mal ausspannen, ohne ständig abrufbar zu
sein.
- Neues lernen, Routine vermeiden: Unbekanntes regt das Gehirn zu gesteigerter Aktivität an
Die Informationsflut müsse erst einmal verarbeitet werden. „Das Gehirn ist schnell überlastet, wenn wir nichts dafür tun.“ Will heißen: Der Mensch muss bis ins hohe Alter geistig gefordert werden.
Sudokus und Kreuzworträtsel sind besser als nichts
Etwa mit Sudokus oder Kreuzworträtseln? „Besser als gar nichts“, findet Bernadette von Plettenberg und schiebt ein „aber“ hinterher. Suchbegriffe in Kreuzworträtseln wiederholen sich. „Die Tätigkeit wird zur Routine und verliert ihren Effekt, wenn das Gehirn nicht mehr gefordert wird.“ Wenn schon Rätselraten, dann zu zweit: „Man tauscht sich aus. Das ist viel spannender und anregender für das Gehirn.“
Der Austausch mit anderen - nach Auffassung der Kreuztalerin profitieren Senioren davon, wenn sie gemeinsam an der geistigen Fitness arbeiten. „Man trifft Gleichgesinnte und merkt, dass es anderen ähnlich geht wie einem selbst.“ Und man hat Sozialkontakte, die ansonsten im Alter zwangsläufig weniger werden. Was Folgen hat: „Die Menschen sprechen weniger, wodurch ihr aktiver Wortschatz zurückgeht.“
Gehirnleistungen verbessern
Bernadette von Plettenberg hat sich im Jahr 2004 beim Bundesverband Gedächtnistraining zur Ganzheitlichen Gedächtnistrainerin ausbilden lassen und propagiert seitdem, dass man in Übungsstunden in jedem Alter spielerisch und ohne Stress unterschiedliche Gehirnleistungen verbessern kann: „Ich nenne da Wahrnehmung, Konzentration, Merkfähigkeit, Wortfindung, Formulierung, Assoziatives und Logisches Denken, Strukturieren, Urteilsfähigkeit, Fantasie, Kreativität, Denkflexibilität und Zusammenhänge erkennen.“
Bleibt die Frage, warum immer mehr ältere Menschen für ihr körperliches Wohlbefinden - gegen Gebühr - Fitnessstudios aufsuchen, während beim Training für den Geist im wahrsten Sinne des Wortes Luft nach oben herrscht. „Körperliche und geistige Fitness müssten eigentlich parallel laufen“, sagt Bernadette von Plettenberg. „Aber ehrlich gesagt: Ich weiß es nicht.“