Hagen/Herdecke. .
Zwei Häuser in der Herdecker Altenbergstraße mussten am Dienstagabend geräumt werden, weil sie durch Unterspülung vom Dauerregen einsturzgefährdet waren. Zwischen Hagen und Menden rückten mehr als 500 Feuerwehrmänner aus, um die steigenden Fluten zu bändigen.
„Dienstagmorgen um 5.36 Uhr läuft der erste Alarm ein“, berichtet Detlef Rutsch, Pressesprecher der Iserlohner Feuerwehr, „und dann geht es Schlag auf Schlag.“ Mehr als 80 Kräfte haben die Freiwillige und die Berufsfeuerwehr Iserlohn im Einsatz. Besonders in den Stadtteilen Letmathe und Grüne sorgt der anhaltende Dauerregen für Aufregung. Kein Wunder, denn hier rauschen innerhalb von nur zehn Stunden 56,4 Liter Wasser pro Quadratmeter vom Himmel.
Ruhrpegel steigt
Der Ruhrpegel bei Wetter steigt von 1,60 Meter auf über 2,80 Meter. Gleichzeitig ergießen sich Wassermassen von Garenfeld in Richtung Ruhrtalstraße zwischen Schwerte und Hagen. Der angrenzende Campingplatz - direkt an der Ruhr gelegen - ist knöcheltief überflutet. Wohnwagen schwimmen auf, Zelte ragen aus dem Wasser, rund 30 Feuerwehrmänner aus Hagen und Schwerte versuchen mit den Campern zu retten, was zu retten ist.
Beim Fischgut Primus in Iserlohn drohen die „Lachse auf Achse“ zu gehen. Immer höher steigt die Bräke. In den Keller des neuen Wohnhauses dringt das Wasser ein. Doch die Störe und Kois bleiben in ihren Becken. Der Bräkebach zieht sich früh genug zurück.
Straßen überflutet
In Letmathe wird in der Zwischenzeit die Bachstraße gesperrt, in Iserlohn-Mitte die Giesestraße. Die Kanäle können die Wassermassen nicht fassen. Die Straßen sind wegen des hohen Wasserstandes nicht mehr befahrbar. Überlaufendes Wasser ergießt sich in Hausflure und Keller. In der Grüner Talstraße bietet sich das gleiche Bild. Feuerwehr und Hausbesitzer werfen ihre Pumpen an - lenzen, was die Pumpen hergeben. 32 Einsätze sind abzuarbeiten.
In Schwerte hat es neben der Ruhrtalstraße die Unterdorf- und die Elsetalstraße erwischt. Else- und Wannebach sind angeschwollen und aus ihren Betten gestiegen. „Fahrbahn unter Wasser“, meldet die Feuerwehr.
Bach reißt Brücke weg
Im Hagener Ortsteil Tiefendorf gebärdet sich der Wannebach noch wilder. Hier reißt er gleich eine komplette Brücke weg. In Hohenlimburg, Garenfeld und Berchum laufen mehr als 70 Keller voll. Entweder fließen die Regenmassen über die Kellerschächte in die unteren Gebäudeteile, oder sie drücken sich aus der Kanalisation über den Kellerabfluss zurück ins Haus. „Ein Rückschlagventil hätte das verhindern können“, kommentiert der Leiter der Hagener Leitstelle, Martin Gust. Stinkende Toilettenabfälle dümpeln zwischen Kartoffeln und Lebensmittelvorräten. Fast geleerte Öltanks schwimmen auf. Die Feuerwehr verhindert Schlimmeres.
Auch in Hohenlimburg hat die Feuerwehr alle Hände voll zu tun. Am frisch renovierten Schwimmbad des Hohenlimburger Schwimmvereins droht der Hasselbach über die Straße hinweg in die blauen Becken zu schwappen. Die angrenzenden Tennisplätze hat es bereits erwischt. Sandsäcke lenken den Bach um. Spezialisten der Stadtentwässerung Hagen saugen mit ihren riesigen Pumpen die letzten Rinnsale ab. Zur Sicherheit schützen weitere Sandsackmauern das Technikhaus mit der Heizung.
Produktionshalle überschwemmt
Im Hemeraner Ortsteil Bredenbruch geht es in der Hellestraße nicht so glimpflich ab. Hier steigt der Ihmerterbach so hoch, dass die Produktionshalle der Drahtzieherei Lötters überschwemmt wird. Die Halle wird teilweise geräumt. Die Produktion steht still. Bei angrenzenden Wohnhäusern laufen Keller und Etagenwohnungen voll Wasser.
Nicht anders sieht es bei acht Häusern in Nachrodt-Wilblingwerde aus. In Herdecke werden 34 Einsätze abgearbeitet. Die Wittbräucker Straße und die Hauptstraße müssen wegen Überflutung zeitweise gesperrt werden. In der Straße „Zum Kuckuck“ fällt die Wehr zur Sicherheit einen unterspülten Baum. Auf der L 707 zwischen Herscheidt und Nordhelle stürzen mehrere Bäume um. Hier ist Straßen-NRW im Einsatz. Am Abend nimmt der Regen ab. Die Feuerwehr rückt ein. Ab morgen scheint die Sonne.