Essen. Gewalt, Drogen, Erpressung: Ein rechtsextremer Türsteher soll Gäste und Team des Essener Clubs 19Down massiv drangsaliert haben.
Eine schusssichere Weste liegt auf dem Tisch, daneben Pfefferspray. „Ohne gehe ich nicht mehr aus dem Haus“, sagt Bastian Herzogenrath. Der Betreiber des Clubs 19Down im Essener Szeneviertel Rüttenscheid hat in einen winzigen Kellerraum geladen, irgendwo in Essen. Zwei seiner Mitarbeiter sitzen neben ihm, vor ihm steht ein MacBook, darauf haben die drei Material gesammelt: Protokolle, Videos, Fotos, Screenshots.
Die Männer haben Angst. Angst vor einem Mann, der in diesem Text kurz K. heißen soll. K. war Türsteher im 19Down. Fast anderthalb Jahre lang habe er sie bedroht, geschlagen, erpresst, zu Drogenverkauf und zu Falschaussagen gezwungen, berichten Herzogenrath und seine Kollegen. K. soll Gäste massiv verprügelt und sich anschließend damit gebrüstet haben. Er soll Geld aus der Kasse genommen haben. Er soll seine Kollegen mit einer Pistole bedroht haben.
All das haben Herzogenrath und seine Leute schon vor Wochen bei der Polizei zu Protokoll gegeben, alles an Eides statt versichert. Doch seither ist wenig passiert, finden sie. Die Polizei habe keine Beweise gesichert, K. laufe immer noch frei herum. Die Männer fürchten, dass er sich an ihnen rächen könnte. Als sie am Ende des dreistündigen Gesprächs aus dem Keller in den dunklen Winterabend treten, fragt einer von ihnen: „Wer geht denn jetzt als erstes?“
Das Treffen im Keller war Anfang Februar. Seither hat die WAZ recherchiert: Akten gesichtet, Videos von möglichen Taten ausgewertet, Zeugen, Polizisten und Staatsanwälte gesprochen. Der Fall des Türstehers K. gibt Einblicke in eine Schattenwelt, in der nur eigene Regeln und Gesetze gelten und notfalls mit roher Gewalt durchgesetzt werden. Und er zeigt, wie lange der Staat braucht, um hier tätig zu werden – und wie das, was bei den Behörden eine „übliche Zeitspanne“ ist, Betroffenen wie eine Ewigkeit vorkommt.
Der erste Eindruck ist gut, die Nazi-Tattoos gut versteckt
Die Geschichte beginnt mit einem Angebot. Seit 2020 arbeitet K. über eine Sicherheitsfirma regelmäßig als Türsteher im 19Down. Bastian Herzogenrath erinnert sich, wie K. 2022 auf ihn zukam. Er könne ein „paar Kollegen aus seinem Boxklub“ mitbringen und die Tür in Eigenregie übernehmen, bietet der Türsteher dem Clubchef damals an.
Bastian Herzogenrath ist seit zwölf Jahren im Essener Nachtleben aktiv, kellnerte schon in der legendären Ego-Bar. Zuletzt übernahm er die Musikpalette in der Essener Innenstadt. Auch damals, im Sommer 2022, hat er alle Hände voll zu tun, bringt mit den Instagram-Influencern von „Essen Diese“ einen neuen Club an den Start, nur wenige Meter Luftlinie vom 19Down entfernt.
Das Angebot von K. kommt Herzogenrath damals gerade recht. Er ist unzufrieden mit der engagierten Sicherheitsfirma, das Personal wechselt ihm zu oft. K. könnte das Tür-Problem lösen und er macht auf Herzogenrath einen soliden Eindruck.
K. ist ein bulliger Typ, der schon auf den ersten Blick einschüchtert. Nicht die schlechteste Voraussetzung für einen Türsteher. „Vor der Schicht hat er zwei große Flaschen Wasser getrunken, nicht mal Red Bull wollte er“, erinnert sich Herzogenrath an seinen positiven ersten Eindruck und schiebt gleich hinterher: „Heute weiß ich, dass das alles ein riesiger Fehler war.“
Was Herzogenrath damals nicht bemerkt: Den muskulösen Körper von K. zieren gut versteckt gleich mehrere Tattoos, die eindeutig der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind: SS-Runen, der Schriftzug Germania, ein Reichsadler und die Zahl 88, unter Neonazis gemeinhin die Abkürzung für „Heil Hitler“.
Die Probleme mit dem neuen Türsteher lassen nicht lang auf sich warten. Auf Google beschweren sich immer wieder Gäste über K., in etlichen Google-Bewertungen wird er als gewaltbereit und rassistisch beschrieben.
Auch Herzogenrath selbst gerät schon nach kurzer Zeit mit seinem Sicherheitsmann aneinander. Nach drei Monaten fehlen dem Clubbetreiber noch Daten, um K. wie alle anderen Türsteher über das Jobcenter anzumelden. Herzogenrath spricht ihn darauf an.
Die ersten Drohungen: Beim Jobcenter angemeldet werden will K. nicht
Was dann passiert, erleben die meisten Chefs selten: K. packt den Clubbetreiber hart in den Nacken und presst seine Stirn auf die Stirn von Herzogenrath. So wie Trainer das schon mal machen, wenn sie ihre Spieler motivieren. „Wenn du keine Probleme mit mir haben willst, läuft das jetzt so weiter, sonst wirst du schon sehen“, sagt K. zu Herzogenrath. Dann fuchtelt er mit einem Schlagring herum.
So erzählt es Herzogenrath. K. bestreitet über seinen Anwalt sämtliche Vorwürfe. Er habe gar keine Waffe und keinen Schlagring, die Vorwürfe seien „geradezu lächerlich“. Er habe auch gar nicht für das 19Down gearbeitet, sondern nur „unter der Hand Schwarzgeld erhalten“, weil er Türsteher für den Club organisiert habe.
Der erfahrene Clubbetreiber ist, so erzählt er es heute, damals von der Ansprache jedenfalls mächtig eingeschüchtert. „Ich habe das Thema aus Angst dann immer weiter auf die lange Bank geschoben.“ Doch das sollte erst der Anfang sein.
Türsteher verschafft Bekannten Job im 19Down - und verlangt dann einen Gefallen
Das Leben von Ingo Martini ist alles andere als gradlinig verlaufen. In Mumbai zur Welt gekommen, wurde er in Deutschland adoptiert und geriet schnell auf die schiefe Bahn. Er trieb sich im Rockermilieu herum, war süchtig nach Kokain, bekam paranoide Schizophrenie, ist heute mehrfach vorbestraft. „Als ich im 19Down anfing, wollte ich mein Leben ändern, habe mich von allen losgesagt“, sagt er.
Martini sitzt im Februar neben Clubchef Herzogenrath im Keller, er will sich nicht mehr verstecken. Aber er hat Angst. Seit seiner Aussage bei der Polizei ist er mehrfach abgetaucht, reiste zeitweise sogar ins Ausland, wird im Internet von K. und seinen Freunden als „Verräter“ beschimpft. „Ich will nur, dass das endlich aufhört“, sagt Martini.
Martini und K. kennen sich schon viele Jahre. Als K. im 19Down die Tür übernimmt, verschafft er Martini einen Job im Club. Herzogenrath beschäftigt ihn zunächst mit kleineren Aufräum- und Putzjobs. „Leben passiert und jeder hat eine zweite Chance verdient“, sagt der Clubchef.
Martini integriert sich schnell in das Team. „Man hat gemerkt, dass es ihm ernst ist. Ingo war ein bisschen unser Projekt im Club. Wir wollten alle, dass er wieder auf die Füße kommt“, sagt Herzogenrath. Auch Martini ist die Sache ernst. Er lässt sich den Schriftzug „19Down“ auf die Stirn tätowieren, dazu den Spruch: „Tanzen ist die beste Medizin.“
Mitarbeiter zeigt sich wegen Handel mit 750 Gramm Kokain selbst an
Einer hilft Martini bei dieser Resozialisierung allerdings nicht, im Gegenteil: Schon kurz nach seinem Start im 19Down habe K. ihm zu verstehen gegeben, dass er ihm noch einen Gefallen schulde, „schließlich hatte er mir den Job verschafft“, sagt Ingo Martini. Relativ unverblümt habe K. ihn dann gezwungen, Kokain im Club zu verkaufen.
Als Martini, so erzählt er es, vehement ablehnt und auf seine eigene Sucht und sein Vorstrafenregister verweist, habe K. ihm eine Pistole in den Mund gesteckt. „Du machst das jetzt, ich weiß, wo deine Eltern wohnen“, habe K. dabei gesagt.
Insgesamt 750 Gramm Kokain im Straßenwert von 60.000 Euro verkauft Martini schließlich im Club. Am Ende sieht er nur noch einen Ausweg: Er zeigt sich bei der Polizei selbst an – und belastet K. schwer. „Ich wurde mit Gewalt erpresst“, beteuert er. Das Geld aus dem Verkauf habe er komplett an den Türsteher abgeben müssen.
K. bestreitet auch diesen Vorwurf. Die Vorwürfe würden möglicherweise von ehemaligen Mitarbeitern des Clubs stammen, die selbst beim Klauen erwischt wurden und sich regelmäßig in Therapie befänden, lässt er über seinen Anwalt mitteilen.
Türsteher soll Mitarbeiter erpresst haben, in die Clubkasse zu greifen
Neben Herzogenrath und Martini sitzt Manuel im Keller, der seinen echten Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Manuel arbeitet nebenberuflich im 19Down. Auch er hat umfangreich bei der Polizei ausgesagt. Er ist zurückhaltend, spricht mit leiser Stimme.
Drogen habe er nicht verkauft, sagt Manuel, dafür aber wöchentlich Bargeld aus der Kasse gestohlen und an K. weitergereicht. Er und sechs weitere Mitarbeiter des 19Down haben bei der Polizei ausgesagt, dass K. sie im Jahr 2023 massiv eingeschüchtert und gezwungen haben soll, Geld für ihn aus der Kasse des Clubs abzuzweigen.
Auf rund 900 Euro an jedem Wochenende schätzt Herzogenrath den Schaden, der ihm dadurch entstanden ist. Fast anderthalb Jahre ging das so, es dürfte also insgesamt um eine hohe fünfstellige Summe gehen.
K. sei immer größenwahnsinniger geworden, sagt Manuel. Er habe mit Goldketten und Markenkleidung geprotzt. Im Club habe K. geprahlt, das 19Down komplett übernehmen zu wollen.
Dennoch bietet niemand dem Treiben Einhalt. „Ich habe gesehen, zu welcher Gewalt K. in der Lage ist. Ich hatte und ich habe Angst“, sagt Manuel und schiebt die bange Frage hinterher: „Was hätte ich denn machen sollen? Der hat immer gesagt, ich schlage dich tot.“ Bis heute leide er unter den Folgen der Gewaltdrohungen. Er finde meist nur mit Tabletten in den Schlaf.
Das liegt auch an der Nacht vom 27. auf den 28. Januar 2023. Jenen Abend wird Manuel wohl nie vergessen.
Zur Entschuldigung gezwungen? Prozess wegen Körperverletzung
Amtsgericht Essen, Mittwoch dieser Woche. Es geht um jene Nacht vor fast anderthalb Jahren. Ein Gast von damals hat K. angezeigt – lange bevor sich Herzogenrath und seine Mitarbeiter entschieden, ebenfalls bei der Polizei gegen K. auszusagen.
Die Szenen von damals wirken von außen skurril: Im Januar 2023 will ein Stammgast den Club betreten, im Schlepptau hat er einen Kumpel, der boxt. „Vielleicht kennste den, der ist Hobbyboxer“, soll der Stammgast seinen Freund, einen 28-jährigen Essener, vorgestellt haben. Daraufhin habe K. den Freund unvermittelt geschlagen. Anschließend soll der Türsteher darauf bestanden haben, den Gast zur Entschuldigung auf ein Getränk einzuladen und ihn in den Club begleitet haben.
Was dann passiert, haben die Überwachungskameras des 19Down gut dokumentiert. Die Aufnahmen liegen der Redaktion und ebenso der Polizei vor. Auf dem Film ist zu sehen, wie K. den Gast mehrfach mit dem Kopf gegen die Wand schlägt und ihm seine Hand ins Gesicht drückt. Obwohl der junge Mann deutlich sichtbar beide Hände hebt und damit keinerlei Widerstand signalisiert, schlägt K. sein Opfer erneut und zerrt es anschließend ins Kühlhaus. Dort hängt keine Kamera.
Bei der Verhandlung spielt das Video keine Rolle. K. streitet vor Gericht alle Vorwürfe ab. Doch die Schilderungen des Zeugen sind eindrücklich. Am Ende habe K. versucht, ihn auf die Toilette zu zwingen, erzählt der 28-Jährige. „Er hat zu mir noch gesagt, dass ich mich sauber machen soll.“
Er habe nur seine bestandene Ausbildung feiern wollen und keinerlei Stress gewollt, sagt der Mann heute. Blutüberströmt flüchtet er schließlich aus dem Club. „Ich habe mich selbst oft gefragt, warum er mich überhaupt geschlagen hat. Wahrscheinlich, weil er das braucht.“
Das Blut wischt anschließend Manuel auf. Bis heute denkt er oft daran.
Es ist nicht der einzige Vorfall dieser Art. Als im Juni 2022 auf der gegenüberliegenden Straßenseite des 19Down ein paar Teenager mit einer Gruppe Studenten aneinander geraten, schlägt K. ebenfalls unvermittelt zu. Einem 25-jährigen Studenten aus Essen bricht er das Nasenbein, er muss operiert werden. Auch um diesen Fall geht es vor dem Amtsgericht.
K. brüstet sich mit der Gewalt, auch im Whatsapp-Status
Für Herzogenrath und seine Mitarbeiter sind die Fälle vor dem Amtsgericht allerdings nur die Spitze des Eisbergs. Sie haben dokumentiert, wie gewaltbereit K. war – und sich auch mit der Gewalt brüstete.
Etwa im Sommer 2023. Damals habe, erzählt Manuel, der Türsteher ebenfalls einen Gast auf der Toilette verprügelt. Anschließend postete K. in seinem Status bei WhatsApp zunächst die blutverschmierte Toilette des 19Down, der Hip-Hop-Song „Jein“ von Fettes Brot klingt dumpf von der Tanzfläche in den weiß gekachelten Raum. Blut zieht sich über Boden und Wände. K. hat die verwackelte Aufnahme mit einem tränenlachenden Smiley versehen und dem Zusatz „Alles nur Wasserfarbe“. Auf dem nächsten Slide im WhatsApp-Status hebt K. stolz seine beiden Fäuste in die Kamera.
Manuel und seine Kollegen haben die Bilder gesichert. Das Opfer sei damals direkt geflüchtet, sagt Manuel. Eine Anzeige habe es nie gegeben. Im 19Down hätten sie den Mann nie wieder gesehen.
Ende 2023 fliegt alles auf - K. aber darf noch lange auf freiem Fuß bleiben
Die Spirale der Gewalt eskaliert Ende des vergangenen Jahres. Dass etwas nicht stimme, sei ihm schon länger klar gewesen, sagt Bastian Herzogenrath.
Im Oktober 2023 macht das Bündnis „Essen stellt sich quer“ K.s rechtsradikale Gesinnung öffentlich, ebenso wie seine Verbindung zu den „Guerreros“, der Kampfsportabteilung der extrem rechten und vom Verfassungsschutz beobachteten Steeler Jungs.
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Am 17. November geht die erste Strafanzeige bei K. wegen Körperverletzung ein, es geht um den Fall mit dem Hobbyboxer. K. fährt daraufhin zu Herzogenrath, verlangt von ihm, sämtliches Videomaterial zu löschen und bedroht ihn massiv.
„Sollte er die Tür verlieren, hat er mir gedroht, würde er mich umbringen“, sagt Herzogenrath. Schon einmal hat der Clubbetreiber aus Angst gelogen und der Polizei gegenüber angegeben, K. nicht zu kennen. Dabei ging es um den Vorfall mit den Studenten auf der anderen Straßenseite. „Auch da hat K. mich zuvor massiv eingeschüchtert“, sagt Herzogenrath, der in der Angelegenheit wegen versuchter Strafvereitelung Post bekam.
Doch schließlich wird es dem Clubbetreiber zu viel. Im Winterurlaub Ende vergangenen Jahres schaut sich Herzogenrath einige Videoaufnahmen aus dem Kassenbereich des 19Down an. Er sieht darauf, wie einige Angestellte, darunter Ingo Martini und Manuel, mehrfach in die Kasse greifen.
Als Herzogenrath sie in Essen zur Rede stellt, gestehen sie den Diebstahl und berichten von der massiven Einschüchterung durch K.: „Wir waren alle erleichtert, endlich darüber zu sprechen. Die beiden sind weinend zusammengebrochen“, sagt Herzogenrath.
Zeugen verraten viele Details zu den Drogen und dem Geld
Gemeinsam beschließen die drei, alles zur Anzeige zu bringen, reinen Tisch zu machen und hoffen damals noch, dass die Polizei K. schnell festsetzen wird. Herzogenrath erstellt für die Polizei zu den Überwachungsaufnahmen sogar ein Minutenprotokoll. Auch den Schlagring und einen Baseballschläger K.s stellt er sicher, will ihn im Zuge der Anzeige der Polizei übergeben. „Die hatten daran kein Interesse, sagten, dass die ja jedem gehören könnten.“
Die Polizei findet auf Anfrage keinen entsprechenden Vermerk dazu in den Akten. Tatsächlich aber sei auf diesem Wege angebrachtes Beweismaterial kaum verwendbar, sagt ein Sprecher. Dabei haben Herzogenrath und seine Mitarbeiter noch deutlich mehr belastendes Material gesammelt, bringen weitere Zeugen an. Nicht zuletzt belastet sich Martini massiv selbst. Sie verraten viele Details zu den Drogen und dem Geld.
Die Polizei nimmt die Sache durchaus ernst, sie stuft K. als gefährlich ein. Herzogenrath, der mit seiner Familie im westfälischen Unna lebt, wird kurz nach der Anzeige Anfang Januar aus Sicherheitsgründen vom Opferschutz für eine Woche ins Sauerland gebracht.
Doch auf der anderen Seite ist die Ermittlerbürokratie quälend langsam. Es dauert fast vier Wochen, bis die Akte bei der Essener Staatsanwaltschaft landet, die kurz danach eine Durchsuchung von K.s Wohnung anordnet. Weitere acht Wochen vergehen, ehe die Polizei tätig wird. Aus der Polizei heißt es, das seien durchaus übliche Bearbeitungszeiten.
Kurz vor Ostern durchsucht die Polizei unter Beteiligung eines Spezialeinsatzkommandos schließlich die Wohnung von K. im Essener Stadtteil Borbeck. Die Beamten werden fündig: Neben einem Schlagstock und einem Einhandmesser stellen sie Kokain und Marihuana in geringen Mengen, 6000 Euro Bargeld, Schmuck im Wert von rund 80.000 Euro sowie mehrere Handys sicher. Diese sollen in den nächsten Wochen von Spezialisten ausgewertet werden.
Weitere Ermittlungen wegen Sozialbetrugs möglich
Doch auch ohne die Vorwürfe droht K. Ärger. Die Essener Staatsanwaltschaft schließt neben weiteren Ermittlungen auch wegen des bei der Durchsuchung gefundenen Bargelds und Schmucks Ermittlungen wegen Sozialbetrugs nicht aus, K. bezog Bürgergeld. Und auch die Duisburger Staatsanwaltschaft hat K. wegen einer schweren Körperverletzung im Visier.
Vor dem Amtsgericht ging es um all das am Mittwoch noch nicht. Die Richterin erwähnt dort die vielen Vorstrafen von K.: Neun Einträge finden sich im Bundeszentralregister, darunter Jugendstrafen wegen Raubes im Jahr 2002, diverse Verurteilungen wegen Körperverletzung, ein Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz und Fahren ohne Fahrerlaubnis.
K. selbst gibt sich über weite Strecken gleichgültig – kaut augenrollend Kaugummi, bestreitet sämtliche Taten und schüchtert seine Opfer sogar im Zeugenstand ein: „Wenn ich dich wirklich schlagen würde, würdest du danach schlafen wie eine Diazepam-Tablette“, sagt er zu einem. Einem anderen Zeugen sagt er, er „solle keine Scheiße erzählen vor Gericht“. Mehrfach ermahnt die Vorsitzende Richterin ihn.
Am Ende wertet die Richterin positiv, dass K. mittlerweile einen festen Job bei einer Sicherheitsfirma hat, „als Ansporn für ein vergehensfreies Leben“, sagt sie bei ihrer Urteils-Begründung. K. wird wegen gefährlicher Körperverletzung zu neun Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt. Die Bewährung dauert drei Jahre.