Bottrop. Lehrer René Heuwieser leitet die Janusz-Korczak-Gesamtschule in Bottrop. Der dreifache Vater rät bei Hausaufgaben-Problemen zum Schulwechsel.

Wenn Kinder nicht die Hausaufgaben machen möchten, sind Eltern oft ratlos. Wir haben Experten gefragt, was Eltern tun können. Dieses Mal: René Heuwieser (52). Der dreifache Vater und Lehrer für Englisch und Italienisch leitet die Janusz-Korczak-Gesamtschule in Bottrop.

„Wenn Kinder Probleme mit den Hausaufgaben haben, sollten Eltern sie bei uns anmelden. Bei uns gibt es keine Hausaufgaben. Wir sind eine integrierte Ganztagsschule, wir halten Stunden vor, in denen die Kinder ihre Aufgaben erledigen. Die Kinder müssen also nicht erst nach Hause gehen, um da noch ihre Hausaufgaben zu machen.

Lernzeiten statt Hausaufgaben

Die Eltern melden die Kinder bei uns automatisch für den Ganztag an. Im Gegensatz zum Offenen Ganztag findet bei uns keine Hausaufgabenbetreuung nach dem Unterricht durch andere pädagogische Kräfte statt. Die Fachlehrer begleiten die Lernzeiten. Ich habe zum Beispiel einen Englischkurs mit drei Stunden Unterricht in der neunten Klasse. In einer vierten Stunde ist dann die Lernzeit, in der die Aufgaben erledigt werden. Es ist zugleich die Vorbereitung für die nächste Klassenarbeit. Dadurch kann ich als Lehrer die Kinder beim Arbeiten begleiten. Und ich habe die Kontrolle, wer was macht.

Unser Lernzeiten-Plan beinhaltet verschiedene Niveau-Stufen. Da gibt es Pflichtaufgaben, die müssen alle machen, das ist quasi das Basis-Wissen. Dann wird differenziert. Ein Kind, das voraussichtlich einen Hauptschulabschluss macht, wird nicht auf dem Niveau arbeiten wie ein Kind, das die Oberstufe zum Ziel hat. Was uns wichtig ist, dass jedes Kind auf dem höchsten Niveau arbeitet, das es erreichen kann. Es ist allerdings nicht ungewöhnlich, dass Kinder in den Lernzeiten mehr machen, als man normalerweise erwarten würde.

Hausaufgaben: Eltern sollten sich mit Lehrern austauschen

Wir müssen die Kinder nicht mehr motivieren als sonst im Unterricht, da es für sie ein ganz normaler Ablauf ist. Zu den Lernzeit-Aufgaben gehört bei uns auch ein Rückmeldebogen, auf dem die Kinder abhaken, welche Aufgaben sie erledigt haben. Ein Lehrer zeichnet das dann gegen.

Ich habe auch drei Kinder, die mittlerweile an der Gesamtschule sind, aber ich kenne es noch von der Grundschule: Der Austausch zwischen Schule und Eltern ist da besonders wichtig. Die Eltern wissen oft gar nicht, was im Unterricht läuft, wo die Erwartungen liegen und bekommen auch nur eine schwache Rückmeldung darüber, ob das, was in den Hausaufgaben geleistet wurde, auch wirklich richtig war.

Beim Offenen Ganztag (OGS) hat man ein Dreiecks-Verhältnis, das es eigentlich noch verkompliziert. Die Kräfte, die die Hausaufgaben betreuen, kennen den Unterricht nicht. Es gibt dann Schüler, die die Aufgaben mit nach Hause nehmen, wenn sie damit in der Betreuungsstunde nicht fertig werden. Dann sind die Eltern wieder gefragt. Das Problem kann man nur im Gespräch mit den Kräften bearbeiten und mit den Lehrern. Sie sollten sich darüber austauschen, ob die Menge an Hausaufgaben stimmt.“

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>>> Erzählen Sie von Ihren Erfahrungen mit den Hausaufgaben

Wie motivieren Sie Ihre Kinder zu den Hausaufgaben? Welche Art von Hausaufgaben bringen einen Lernerfolg? Wie sinnvoll halten Sie die Hausaufgaben? Bitte erzählen Sie von Ihren Erfahrungen unter dem „Stichwort: Hausaufgaben“: Redaktion Wochenende, Jakob-Funke-Platz 1, 45127 Essen oder per Mail lebenundfamilie@funkemedien.de